Kim Jong-uns mächtige Schwester attackiert Trump: „Wir leben nicht im Jahr 2018“
US-Präsident Donald Trump kann sich ein Treffen mit Kim Jong-un vorstellen. Doch Nordkoreas Diktator will nicht – wegen einer für ihn heiklen Forderung der USA.
Bei Donald Trump sind es oftmals die scheinbar achtlos dahingeplapperten Bemerkungen, die besonders interessant sind. „Es gibt Kommunikation. Wir werden wahrscheinlich irgendwann etwas unternehmen“, sagte der US-Präsident Ende März an seinem Schreibtisch im Oval Office, neben ihm der Musiker Kid Rock, der ins Weiße Haus gekommen war, um mit Trump über zu teure Preise für Konzerttickets zu reden. Trump war da gedanklich allerdings schon ganz woanders, bei Nordkoreas Diktator Kim Jong-un nämlich. „Ein cleverer Typ“, sagte Trump über Kim. „Ich komme fantastisch mit ihm aus.“
Wer wollte, konnte aus Trumps Kommentaren die Botschaft heraushören, dass sich der US-Präsident schon bald mit Kim Jong-un treffen würde, zum ersten Mal in seiner zweiten Amtszeit. Zuletzt spekulierten südkoreanische Medien, Ende Oktober könnte es so weit sein – beim Treffen der Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft APEC in der südkoreanischen Stadt Gyeongju. Am Freitag meldetet dann die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung aufs Weiße Haus, Trump stehe einem Treffen offen gegenüber. Es wäre die Fortsetzung der spektakulären, letztendlich aber erfolglosen Nordkorea-Diplomatie aus Trumps erster Amtszeit.
Abfuhr von Kim: Nordkorea hat kein Interesse an Gesprächen mit Donald Trump
Doch Nordkorea, so scheint es, hat derzeit kein Interesse an Gesprächen mit den USA. Diplomatischer Kontakt zwischen beiden Ländern sei „lediglich eine Hoffnung der USA“, verkündete Kim Jong-uns mächtige Schwester Kim Yo-jong, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag vermeldete. Zwar schränkte Kim ein: „Ich möchte nicht leugnen, dass die persönlichen Beziehungen zwischen unserem Staatschef und dem derzeitigen US-Präsidenten nicht schlecht sind.“ Allerdings müssten die USA von ihrer Forderung eines Nordkoreas ohne Atomwaffen abrücken und das Land als „Nuklearwaffenstaat anerkennen“. Die USA, so Kim Yo-jong, müssten „berücksichtigen, dass wir nicht im Jahr 2018 oder 2019 leben, sondern 2025“.

2018 hatten sich Trump und Kim Jong-un in Singapur erstmals getroffen, im Jahr darauf in Hanoi sowie an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Ziel der US-Regierung war damals ein Ende des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms, im Gegenzug sollten einige der UN-Sanktionen gegen das Land aufgehoben werden. Weil Nordkorea aber angeblich nur zu Zugeständnissen bereit war, wenn sämtliche Sanktionen aufgehoben würden, endeten die Treffen ohne Ergebnis. Wenig später schloss das Land mit Beginn der Corona-Pandemie seine Grenzen.
Ukraine-Allianz mit Putins Russland stärkt Nordkoreas Diktator Kim Jong-un
Heute würde Trump tatsächlich auf einen anderen Kim treffen also noch vor sechs Jahren. Die Allianz mit Wladimir Putin, dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine Nordkorea mit Waffen, Munition und Tausenden Soldaten unterstützt, hat Kim selbstbewusster gemacht. Zuletzt landete am Montag in Pjöngjang erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Direktflug aus Moskau, zuvor wurde bereits eine Zugverbindung zwischen den beiden Hauptstädten wieder aufgenommen. Russland ist der derzeit engste Verbündete Nordkoreas, selbst China hat Beobachtern zufolge kaum noch Einfluss auf Pjöngjang.
Das neue Selbstbewusstsein des nordkoreanischen Diktators zeigt sich auch im Verhältnis zum Nachbarland Südkorea, mit dem sich Pjöngjang offiziell noch im Kriegszustand befindet. Am Montag war es ebenfalls Diktatorenschwester Kim Yo-jong, die den Annäherungsversuchen des neuen südkoreanischen Präsidenten Lee Jae-myung eine Abfuhr erteilte. „Wir stellen erneut die offizielle Haltung klar, dass unabhängig davon, welche Politik Seoul beschließt und welche Vorschläge es macht, wir kein Interesse daran haben“, sagte Kim laut KCNA.
Südkoreas Präsident Lee hatte zuvor einen Kurswechsel in der Nordkorea-Politik seines Landes und eine Annäherung an das Kim-Regime angekündigt. Als Zeichen des guten Willens ließ er Lautsprecheranlagen abschalten, die unter der Vorgängerregierung im Grenzgebiet Musik und Informationen über das Leben in Südkorea in den Norden getragen hatten.