Trump greift in Schottland zu Beleidigung: „Schrecklicher Job“ – Starmer ringt um Fassung

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US-Präsident Donald Trump teilt in Schottland in typischer Manier gegen einen britischen Politiker aus. Das trifft auch Premierminister Keir Starmer.

Turnberry – Donald Trump teilt Menschen für gewöhnlich in zwei Kategorien ein. Die einen – vor allem die Unterstützer seiner Karriere und seiner Politik – werden überschwänglich gelobt, die anderen regelrecht in der Luft zerrissen. Das neueste Beispiel lieferte der US-Präsident während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Großbritanniens Premierminister Keir Starmer in seinem in Schottlands Südwesten gelegenen Golfresort Turnberry. Und das binnen gut einer Minute

Während einer Fragerunde überschüttete der Republikaner zunächst König Charles mit Lob, bezeichnete ihn als „großartigen Typen, großartigen Menschen, der gut aussieht“. Wenige Sätze später folgten warme Worte für den neben ihm sitzenden US-Botschafter in Großbritannien, Warren Stephens, der ein „großartiger Kerl und ein sehr, sehr erfolgreicher Mann“ sei. Doch dann wollte eine Journalistin wissen, ob er auch einen Trip nach London plane.

Trump schimpft auf Londons Bürgermeister: „Hat einen schrecklichen Job gemacht“

„Das werde ich“, erwiderte Trump, und schob direkt nach: „Ich bin kein Fan Ihres Bürgermeisters.“ Auf die überraschte Nachfrage, warum er so über den seit 2016 amtierenden Sadiq Khan denke, ergänzte der 79-Jährige: „Ich denke, er macht einen schrecklichen Job. Er ist eine gemeine Person.“

Zwei Stühle, zwei Meinungen: Der britische Premierminister Keir Starmer (l.) gebietet US-Präsident Donald Trump während dessen Schimpftirade auf Londons Bürgermeister Sadiq Khan Einhalt. © Screenshot YouTube

Das ging dann auch Starmer zu weit, der angesichts der sich anbahnenden Schimpftirade gegen seinen Parteifreund sichtlich um Fassung rang und betonte: „Er ist ein Freund von mir.“ Trotz des verlegenen Lachers des Labour-Chefs ließ Trump aber keinerlei Gnade walten, sondern stellte abschließend klar: „Nein, ich denke er hat einen schrecklichen Job gemacht. Aber ich werde London sicher besuchen.“

Trump und Londons Bürgermeister Khan: 2018 fliegt Ballon mit US-Präsident als Baby über Parlament

Der mächtigste Mann der Welt und Londons Oberhaupt haben bereits in der Vergangenheit ihrer Abneigung für den jeweils anderen häufiger Ausdruck verliehen. So erlaubte Khan im Jahr 2018 Protestlern, während eines Besuchs des US-Präsidenten einen Ballon, der Trump in Windeln darstellte, über das Parlament fliegen zu lassen. Nach der jüngsten US-Wahl kritisierte er den „Hass und Rassismus“ und betonte, dass „Fortschritt nicht unvermeidlich“ sei.

Außerdem verglich Khan, der das Amt von Boris Johnson übernahm, Trump mit „den Faschisten des 20. Jahrhunderts“. Der Konter des Ex-Unternehmers? Er beschrieb den ersten muslimischen Bürgermeister Londons als „eiskalten Verlierer“, der „sehr dumm“ sei. Nun folgte also die nächste Breitseite, die Starmer mit seiner Intervention womöglich noch ausbremste, bevor Trump voll in Fahrt gekommen wäre.

Khan-Büro reagiert auf Trump-Aussagen: „Kommt in die großartigste Stadt der Welt“

Die Reaktion aus Englands Hauptstadt ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten. Wie unter anderem die BBC berichtet, teilte ein Sprecher des Bürgermeisters mit, Khan sei „erfreut, dass Präsident Trump in die großartigste Stadt der Welt kommen will“.

Die weiteren Ausführungen sind allerdings als Seitenhieb auf Trumps Politik zu verstehen: „Er möchte sehen, wie unsere Vielfalt uns stärker und nicht schwächer macht, reicher und nicht ärmer. Vielleicht sind dies die Gründe, warum während seiner Präsidentschaft eine Rekordzahl von Amerikanern die britische Staatsbürgerschaft beantragt hat.“

Sadiq Khan spricht stehend in ein Mikrofon
Legt sich immer wieder mit Donald Trump an: Sadiq Khan ist bereits in seiner dritten Amtszeit Bürgermeister von London. © IMAGO / Avalon.red

Ende Mai hatte unter anderem der Guardian unter Berufung auf das britische Innenministerium berichtet, in den zwölf Monaten vor März hätten mehr als 6618 US-Bürger die britische Staatsbürgerschaft oder die unbefristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis im Land beantragt. Dies sei die höchste Zahl seit Beginn vergleichbarer Aufzeichnungen im Jahr 2004. Allein mehr als 1900 der Anträge gingen demnach zwischen Januar und März ein, die meisten davon zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit.

Trump lobt Starmer und Farage: „Ich mag beide Männer“

Anders als für Khan hatte Trump auch für Starmer während des gemeinsamen Termins lobende Worte parat. „Jedes Mal, wenn wir Hilfe brauchten, jedes Mal, wenn wir irgendeine Form von Unterstützung brauchten, waren Sie da. Wir wissen das zu schätzen und werden weitermachen“, dankte der Ex-Unternehmer. Während ihm mit der EU gerade erst ein Deal als Reaktion auf seine Zoll-Politik gelungen ist, weshalb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Wochenende ebenfalls in Turnberry war, wurde der Abschluss mit Großbritannien schon während des G7-Gipfels in Kanada präsentiert.

Allerdings ist Starmer nicht der einzige britische Spitzenpolitiker, dem sich Trump nahe fühlt. Nigel Farage, einer der bekanntesten EU-Kritiker und der Anführer der rechtspopulistischen Partei Reform UK, kann sich ebenfalls der Unterstützung Trumps sicher sein. „Ich mag beide Männer. Ich mag diesen Mann sehr und ich mal Nigel“, ließ der US-Präsident wissen.

Deal in Handels-Politik zwischen EU und USA

Zollsatz von 15 Prozent für überwiegende Mehrheit der EU-Exporte (u.a. Automobile, Halbleiter und Pharmazeutika)

keine Zölle auf Reihe strategischer Produkte (u.a. Flugzeuge und deren Komponenten, bestimmte Chemikalien, bestimmte Generika, Halbleiterausrüstung, bestimmte Agrarprodukte, natürliche Ressourcen und kritische Rohstoffe)

Zollsatz von 50 Prozent im Stahl- und Aluminiumsektor (EU erhofft sich Senkung der Zölle und Einführung von Quotensystem)

Quelle: EU-Kommission

Dass Starmer und Farage politisch erbitterte Gegner sind, wollte Trump nicht zu hoch hängen. „Wissen Sie, ich kenne mich mit der Politik hier nicht so aus“, ging er einer Positionierung aus dem Weg: „Ich würde sagen, der eine ist leicht liberal – nicht ganz so liberal, leicht – und der andere ist leicht konservativ, aber beide sind gute Männer.“

Es gab zweifellos schon größeres Lob aus Trumps Mund. Auch bei jenem Termin. Aber Starmer dürfte leicht darüber hinwegsehen können. Denn immerhin zählt er eindeutig zu jener Gruppe Menschen, denen Trump in aller Öffentlichkeit wohlgesonnen gegenübertritt. Das kann längst nicht jeder von sich behaupten, wie in Turnberry einmal mehr demonstriert wurde. (mg)

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