„Es droht eine Implosion“: Nächste Putin-Offensive in der Ukraine läuft bereits
Russland verstärkt seine Angriffe bei Robotyne auffällig. Putin plant hier wohl die nächste Offensive in der Ukraine. Sie wird zum Test für Selenskyjs neuen Armee-Befehlshaber.
Robotyne - Russland greift im Ukraine-Krieg schon wieder an. Nach der Einnahme der Bastion Awdijiwka im östlichen Donbass attackieren die Invasionstruppen von Kreml-Autokrat Wladimir Putin die ukrainischen Verteidiger jetzt auch im Süden in der Region Saporischschja vehement.
Ukraine-Front: Nächste russische Offensive bei Robotyne im Süden
Genauer gesagt, wird wieder heftig beim Dorf Robotyne zwischen den Kleinstädten Orichiw und Tokmak gekämpft. Hier waren die Ukrainer bei ihrer gescheiterten Gegenoffensive im Sommer 2023 förmlich stecken geblieben. Ukrainische Militärs und Blogger berichten von verstärkten Angriffen sowohl von gepanzerten Formationen als auch von Infanterie auf den schmalen Keil, den die Ukrainer im Sommer in die russischen Befestigungsanlagen schlagen konnten.
Damit nicht genug: Der Militäranalyst Franz-Stefan Gady erwartet nach der Besetzung von Awdijiwka jetzt bei Robotyne sogar eine nächste großangelegte russische Offensive. „Hier wird sich in nächster Zeit zeigen, wie der neue Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte agiert“, meinte der Associate Fellow des International Institute of Strategic Studies im Interview mit t-online.
Ukraine: Schwere russische Angriffe bei Robotyne
Bezeichnend: Ukrainische Soldaten sind in der Oblast Saporischschja unter „schweren Beschuss“, geraten, Russlands Armee habe mehrere Angriffe in der Nähe des Dorfes Robotyne ausgeführt, erklärte Armeesprecher Dmytro Lychowij am Montag (20. Februar) im ukrainischen Staatsfernsehen. Der ukrainische Kommandeur Oleksandr Tarnawsky schilderte zudem im Onlinedienst Telegram, dass Russland versuche, „mit kleinen Sturmtrupps“ vorzurücken, unterstützt von „mehreren Einheiten gepanzerter Fahrzeuge“.
Die Angriffe würden „gestoppt, der Feind wird in den Außenbezirken von Robotyne eliminiert“, schrieb Tarnawsky zwar. Passend dazu teilten ukrainische Blogger Drohnen-Aufnahmen (siehe Tweet oben), die den Einsatz von Streumunition gegen russische Infanterie zeigen sollen. Wie jedoch die Bild berichtet, konnten die Russen am Wochenende in drei Angriffswellen vereinzelte, im Sommer bei Robotyne verlorene Positionen wieder einnehmen. Der Druck soll an diesem Frontabschnitt immens sein. Und nicht nur hier.
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Angriffe Russlands im Süden und Osten: Ukraine beklagt hohe Verluste
Militärexperte Ralph D. Thiele warnte laut des Schweizer Nachrichtenportals Blick.ch: „Die Front bröckelt. Es droht eine Implosion.“ Die Ukraine sei „in vielen Dimensionen unter Druck – Land, See, Luft, Cyber, Weltraum, Politik und Gesellschaft.“ Ferner sei die „Logistik mit einem Albtraum-Sammelsurium an Waffensystemen überfordert“. Dass die ukrainischen Streitkräfte nicht zuletzt über einen erheblichen Munitionsmangel klagen, dürfte sich zudem bis nach Moskau herumgesprochen haben. Einzig bei den Artilleriegranaten soll das Verhältnis bei 1:6 liegen.
Exemplarisch beklagte der frühere ukrainische Tennisprofi Sergej Stachowski, der sich den territorialen Verteidigungskräften angeschlossen hat, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung hohe Verluste. Es fehle an „Panzern. Flugzeugen. Maschinen, die schießen und zerstören können. Wir haben viel Unterstützung bekommen, was militärische Gerätschaften betrifft. Aber wir sind permanent unter größtem Druck, dem wir standhalten müssen. Es gibt einfach keine Pause“, erzählte der einstige ATP-Spieler. „Und wir sind klar in der Unterzahl, was bedeutet, dass wir viel Material verlieren. Eigentlich alles. Wir setzen ja alles ein und verlieren es wieder. Genauso, wie wir unsere Leute verlieren. Dieser Krieg fordert Opfer, Tag für Tag – Maschinen, Menschen, alles.“
Ukraine-Front: Russland bombardiert Siedlung bei Großstadt Saporischschja
Zwar kursieren bei X (vormals Twitter) auch Videos davon, wie mutmaßlich russische Soldaten bei Robotyne gefangen genommen werden können. Aber: Die Anzeichen mehren sich, dass Putin hier, im Süden der geschundenen Ukraine, weit mehr vorhat. Wie die Bild berichtet, bombardierten die russischen Luftstreitkräfte und Artillerie die Siedlung Stepnohirsk in derselben Region. Diese liegt am riesigen Kachowkaer Stausee, nur knapp 20 Kilometer südlich der Großstadt Saporischschja (rund 700.000 Einwohnerinnen und Einwohner).
Weil Putin absehbar die nach Einwohnern sechstgrößte Stadt der Ukraine einnehmen lassen will? Nicht unwahrscheinlich. In dieser verzwickten Gemengelage muss sich jetzt der neue ukrainische Oberkommandierende Oleksandr Syrskyj beweisen, der nach wie vor nicht unumstritten ist. Von manchen Soldaten werde er „Schlachter“ genannt, schreibt etwa der Spiegel. Andere Quellen nennen die Bezeichnung der „Schlächter von Bachmut“.

Robotyne in der Region Saporischschja: Im Ukraine-Krieg schwer umkämpft
Denn: Der ehemalige Befehlshaber des ukrainischen Heeres (2019 bis Februar 2024) ließ einst wochenlang das strategisch wenig bedeutsame Bachmut im Donbass halten, um die Kleinstadt dann im Sommer 2023 nach dem Rückzug zuvor erfolglos anzugreifen. Jeweils unter dem Risiko, viele Soldaten zu verlieren. Unter seinem Kommando gelang es kleineren Panzerverbänden zudem nicht, bei Robotyne in Richtung Tokmak vorzustoßen. Jetzt sind die Ukrainer auch hier wieder deutlich in der Defensive.
In Deutschland kommt jetzt immerhin vielleicht Bewegung in die Frage von „Taurus“-Lieferungen an die Ukraine: Die Ampel-Fraktionen erhöhen mit einem Antrag den Druck auf Kanzler Olaf Scholz. (pm)