Bei den Plänen für das teilstationäre Kinderhospiz in Polling hat sich eine gravierende Änderung ergeben: Nachdem die Kooperationspartner ihre Mitgliedschaft im Förderverein gekündigt haben, will der Hospizverein das Projekt jetzt selbst betreiben.
Polling – Es ist ein Millionenprojekt: Zusammen mit mehreren Partnern will der Hospizverein im Pfaffenwinkel in Polling nicht nur das bestehende Hospiz von zehn auf 14 Betten erweitern, sondern auch ein teilstationäres Hospiz für Kinder und Jugendliche eröffnen. Doch Ende August der Schock: Die Kooperationspartner AKM und Haus Anna gGmbH kündigten ihre Mitgliedschaft im gemeinsamen Förderverein „Zwei Hospize in Polling – Erwachsenenhospiz und Kinderhospiz“ zu Ende 2023 – „per Anwalt und ohne vorausgehende Gespräche“, wie Hospizvereins-Vorsitzende Renate Dodell am Mittwoch bei einer Pressekonferenz schilderte.
Als Begründung wurde unter anderem angeführt, dass die beiden Hospize nicht getrennt genug seien, was sich laut Dodell nach rechtlicher Prüfung als abwegig herausgestellt habe. „Auch wenn beide Hospize im selben Haus sind, wird es eine strikte organisatorische sowie räumliche Trennung mit eigenen Eingängen geben“, sagt sie. Zudem habe die Zusammenarbeit seit 2017 bestanden – wenn, dann hätte die AKM ihre Bedenken schon früher äußern können.
Kinderhospiz in Polling: Kooperationspartner kündigten Mitgliedschaft im Förderverein
Für Dodell und ihre Mitstreiter war damit die Grundlage der Zusammenarbeit hinfällig: Das Hospiz betreiben wollen, aber mit dem Hospizverein nichts mehr zu tun haben wollen – das wollten die Pollinger nicht. „Der gemeinsame Förderverein war für uns eine zwingende Voraussetzung für das gesamte Projekt“, so Hospizvereins-Vize Thomas Dorsch. Zwischenzeitlich sei sogar das gesamte Projekt in Frage gestanden.
Doch die rührigen Vertreter brauchten nicht lange, um sich zu sammeln und festzustellen: Dann machen wir es eben selbst. „Man hinterfragt sich nach so etwas natürlich selbst“, sagt Dodell. Man habe die Rechtslage sorgfältig geprüft, intensive Gespräche mit dem Kloster, dem St. Ulrichswerk Augsburg, der Gemeinde Polling, dem Bezirk Oberbayern und dem Bayerischen Gesundheitsministerium geführt. Das Resultat: „Der Hospizverein im Pfaffenwinkel will das künftige teilstationäre Kinderhospiz St. Martin über eine eigene gGmbH betreiben.“ Auch der Name wurde also geändert – bisher war immer vom Kinderhospiz St. Anna die Rede.
Kloster tritt als Bauherr auf
Schwester Raphaela Ferber, Oberin des Pollinger Klosters, steht voll hinter der Entscheidung, und das ist wichtig – schließlich tritt das Kloster als Bauherr auf, stellt den Grund kostenlos zur Verfügung und verkauft zur Finanzierung des insgesamt 17,5 Millionen teuren Projekts auch ein Baugrundstück.
Der Förderverein hat sich ebenfalls neu aufgestellt: Statt AKM-Vertreterin Christine Bronner übernimmt Pollings Bürgermeister Martin Pape den Vorsitz, Weilheims Bürgermeister Markus Loth und Jakob Schaetz aus Bernried behalten ihre Posten als Vize bzw. Schatzmeister. „Das Ziel ist nach wie vor, die notwendigen Mittel für den Bau und Betrieb beider Hospize in Polling mit Spenden aus der Region und darüber hinaus zu unterstützen“, so Schaetz.
Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.
Meine news
Denn da ist bisher nicht viel gelaufen: Laut Dodell hatte der Förderverein noch nicht einmal ein Spendenkonto eingerichtet, weil die AKM das verhindert habe. Trotzdem seien bereits 400 000 Euro eingegangen mit dem konkreten Ziel der Hospiz-Erweiterung und des Neubaus. Das Geld wurde auf einem Treuhandkonto geparkt und soll, wenn alle Formalitäten des neu aufgestellten Fördervereins erledigt sind, transferiert werden. „Jetzt geht es mit Karacho los“, kündigte Dodell an. Schließlich muss der Hospizverein nach dem Wegfall der AKM statt zwei nun vier Millionen Euro beisteuern, und das neben dem laufenden Hospizbetrieb, der ebenfalls nur mit Spenden möglich ist. „Aber das werden wir schaffen“, gibt sich Dodell optimistisch. „Im Jahr 2025 wird der Baubeginn sein.“
Spenden für den Bau und die Erweiterung an den Hospizverein im Pfaffenwinkel, IBAN DE23 7035 1030 0032 6915 45