Wohin führt der Weg der katholischen Pfarrei in Penzberg? Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und hoher Kosten für die vorhandenen Immobilien lud die Pfarrei Christkönig am Montag zu einem offenen Diskurs über die Zukunft der kirchlichen Gebäude und der Seelsorge in der Stadt ein.
Penzberg – Die Zahlen, die Pfarrer Bernhard Holz bei der Pfarrversammlung nannte, waren erschreckend: Seit 2015 habe die Pfarrei Christkönig 1400 Mitglieder verloren. Die Neuaufnahmen hielten sich dagegen „in sehr überschaubaren Grenzen“, sagte der Geistliche vor den rund 120 Interessierten, die zur Versammlung in die Stadthalle gekommen waren; darunter Bürgermeister Stefan Korpan und zahlreiche Stadträte. Auch Vertreter der Diözese waren anwesend.
In acht Jahren 1400 Mitglieder verloren
Angesichts der mit dem Mitgliederschwund einhergehenden sinkenden finanziellen Mittel hätten Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat deshalb vor einigen Monaten begonnen, sich „Gedanken über die Zukunft der Pfarrei Christkönig zu machen“. Mit Unterstützung der Diözese Augsburg sei ein Pilotprojekt gestartet worden, „das uns eine Hilfestellung für die Entscheidungen in der Zukunft geben soll“.
Teil dieses Projekts war eine Umfrage unter den derzeit noch rund 5400 Katholiken. Ihr Ziel: Herauszufinden, wie zufrieden die Gemeindemitglieder mit den kirchlichen Angeboten sind und wie die Kirche vor Ort attraktiver werden könnte. Wie Bernd Watzlawek sagte, der zusammen mit seiner Pfarrgemeinderatskollegin Claudia Herdrich die Umfrage-Ergebnisse vorstellte, seien nur 227 Fragebögen abgegeben worden. 70 Prozent dieser Umfrage-Teilnehmer seien älter als 50 Jahre gewesen.
Ein Ergebnis sei, so Herdrich, dass die einzelnen kirchlichen Räumlichkeiten derzeit zwar von etwa 30 Gruppen der Pfarrei regelmäßig genutzt würden. Die Teilnehmerzahl in diesen Gruppen sinke jedoch kontinuierlich. Die gesamten Umfrage-Ergebnisse sollen in Kürze auf der Homepage der Pfarrei unter www.christkoenig.de veröffentlicht werden.
Kirchen abreißen oder umnutzen
Im Anschluss stellte Architekt Christian Taufenbach vom Büro Element A mögliche Strategien für die kirchlichen Immobilien in Penzberg vor. Mitunter recht gewagte Gedankenspiele, die freilich noch völlig theoretisch seien, wie er betonte. Am Beispiel anderer ehemaliger Kirchen zeigte er etwa Möglichkeiten für Umnutzungen auf – zum Beispiel in Kunstgalerien oder Verwaltungsgebäude. Manche dieser Umnutzungen könnten rückgängig gemacht werden, „wenn die Zeiten wieder anders werden“, sagte er. Der Architekt sprach über den Abriss bestehender Kirchen und den Neubau kleinerer Ersatzbauten und stellte Überlegungen zum Umbau kirchlicher Räumlichkeiten in Mietwohnungen vor. Seine Überzeugung: „Es gilt zu handeln, so lange das noch proaktiv möglich ist.“ Taufenbach hatte im Vorfeld der Versammlung eine Inventur aller kirchlichen Gebäude in Penzberg durchgeführt. Dazu gehören neben den zwei großen Kirchen und der Hubkirche das Pfarrheim mit Barbarasaal, zwei Kitas, das frühere Pfarrhaus in Steigenberg und das ehemalige Kinderheim an der Bahnhofstraße. Außerdem besitzt die Kirche unbebaute Flächen.
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Seelsorge muss Kernaufgabe bleiben
Bei vielen der Immobilien seien in den kommenden Jahren hohe Sanierungskosten erforderlich, mahnte Taufenbach, der seinen Vortrag mit handfesten Kalkulationen untermauerte – Geld, das dann in der Seelsorge fehle, die die Kernaufgabe der Kirche bleiben müsse. Zudem werde es angesichts sinkender Gläubiger-Zahlen auch von der Diözese immer weniger Zuschüsse geben, wie Ruth Liehr von der Stabsstelle Immobilienstruktur des Bistums sagte. Man müsse deshalb „gemeinsam Lösungen finden“, wie es weitergehen könnte, warb sie. Die Diözese wolle der Pfarrei aber „nichts aufstülpen“.
Exemplarisch ging Taufenbach auf das kirchliche Areal in Steigenberg sowie auf die Christkönigkirche mit den umliegenden kirchlichen Immobilien etwas näher ein. Zwei so große Gotteshäuser in der Stadt seien in der heutigen Zeit „zu viel“. Sakrale Orte würden benötigt, aber nicht mehr in dieser Größe. Denkbar wäre laut Taufenbach etwa, kirchliche Immobilien in Steigenberg zu Wohnungen umzubauen. Das große Kirchenschiff in Christkönig könnte zu einer Art Galerie werden mit nur noch einem kleinen sakralen Raum im Bereich vor dem Altarraum.
Bürger beklagen Kälte in den Gotteshäusern.
In den Diskussionen an diesem Abend meldeten sich zahlreiche Bürger zu Wort. Immer wieder wurde dabei auf die Kälte in den Kirchen hingewiesen, die Gläubige vom Besuch abschrecke. Kirchenpflegerin Margareta Drexel versprach, für mehr Wärme zu sorgen. Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan betonte, „die Stadt wird es sich nicht leisten können, eine der beiden Kirchen zu übernehmen“. Denkbar seien aber Zusammenlegungen von kirchlichen mit angrenzenden städtischen Grundstücken.
Konkrete Maßnahmen wurden an diesem Abend in der Stadthalle nicht beschlossen. Vielmehr würden sich Pfarrei und Diözese in den nächsten Wochen auf Basis der Gebäude-Erhebung sowie der Umfrage weiter mit dem Thema befassen, so Kirchenpflegerin Drexel.