Putins Russland baut Reichstag nahe Moskau nach – und lässt ihn erstürmen
Wladimir Putin strebt die Eroberung von Kiew an. Die Einnahme Berlins durch die Rote Armee vor 80 Jahren wird derweil in Moskau durch eine Nachbildung nachgestellt.
Moskau – Als russischer Präsident, wenn auch von Wladimir Putins Gnaden, schien Dmitri Medwedew ein Hoffnungsträger für den Westen zu sein. Doch das hat sich komplett geändert. Mittlerweile agiert der 59-Jährige als stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates und schießt gerade seit Beginn des Ukraine-Kriegs verbal gegen Kiews Verbündete im Allgemeinen und Berlin im Speziellen.
Wahlweise droht er der Bundeshauptstadt die Auslöschung mithilfe von Atomwaffen oder den Einmarsch mit Panzern an. Um sich Berlin in Schutt und Asche anzusehen, muss Medwedew dabei nun nicht einmal mehr Moskau verlassen. Wie unter anderem die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtet, werden in den Tagen rund um den 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland im Filmpark Moskino Aufführungen über die Eroberung von Berlin gezeigt – wofür ein Nachbau des Reichstags erstellt wurde.
Sturm auf Berlin in Moskau: In Russland wird Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland aufgeführt
Wie in Videos zu sehen ist, befinden sich an der Fassade große Leinwände. Hinter der Produktion, die vom 1. bis 4. Mai und vom 7. bis 11. Mai zu sehen ist, steht der Autor Igor Ugolnikov. Highlight des Stücks mit dem Titel „Sieg! Banner über dem Reichstag!“ dürfte der Moment sein, wenn sowjetische Soldaten auf dem Reichstagsgebäude die sowjetische Flagge hissen.
Laut dem Regisseur wurde das Set extra für die Vorführungen gebaut. Ugolnikov spricht von einer „Umgebung von Realismus“. Dazu gehören auch Panzer und Schutthaufen vor dem Gebäude. Alles in allem sollen die historischen Ereignisse im Herzen von Berlin möglichst realistisch wiedergegeben werden. Dabei spielen auch verschiedene moderne Technologien mit hinein.
Panzer und andere Ausrüstung aus den 1940er Jahren wurden anhand von Archivfotos nachgebaut, aber auch moderne Militärausrüstung komme zum Einsatz, heißt es unter Bezugnahme auf den Pressedienst. Zu sehen sind etwa YAK-3- und MiG-3-Kampfflieger, I-16- und PO-2-Flugzeuge sowie ein deutscher Halbkettenpanzer.
Reichstag in Moskau nachgebaut: „Banner des Sieges“ wird bei Aufführung besungen
Teil der Aufführung sind auch berühmte Kriegslieder. Extra für die Produktion geschrieben wurde das Gedicht „Das Banner des Sieges“. Der Übersetzung in einem Video zufolge lauten die Zeilen unter anderem: „Unser Banner des Sieges wurde nicht aus Samt genäht, aber aus Tausenden Leben und Hunderten Namen. Aus Fetzen, die mit russischem Blut durchtränkt sind. Unser Banner des Sieges über allen anderen Bannern.“

Interessanterweise erwähnt das in der Ukraine beheimatete Medium Euromaidan Press, dass mit Alexei Berest ein Ukrainer die Operation anführte, bei der die sowjetische Flagge am 1. Mai 1945 auf dem Reichstag gehisst wurde. Erst 2005 wurde er posthum mit dem Titel „Held der Ukraine“ ausgezeichnet.
Putin und der Ukraine-Krieg: Waffenruhe gestattet Kreml-Chef nur rund um Tag des Sieges
80 Jahre später kämpfen Russen und Ukrainer nicht Seite an Seite, sondern im Ukraine-Krieg gegeneinander, seit Kreml-Chef Wladimir Putin am 24. Februar 2022 den Einmarsch seiner Truppen befahl. Dahinter steckt offiziell der Plan, das Nachbarland wie damals Deutschland zu entnazifizieren. Doch anders als die Rote Armee reibt sich Putins Militär – diesmal in der Rolle des Aggressors – in einem Stellungskrieg auf, anstatt wie geplant einen Eroberungsfeldzug bis nach Kiew zu führen.
Rund um den Tag des Sieges will Putin eine Waffenruhe anberaumen. Mehr gesteht er der Ukraine nicht zu, deren Bevölkerung seit drei Jahren unter den pausenlosen Angriffen leidet. Da hilft auch die Intervention zugunsten des Friedens durch die US-Regierung von Präsident Donald Trump nichts, obwohl der Republikaner zu diversen Zugeständnissen an Putin bereit zu sein scheint.
Somit kann sich Medwedew also weiter in der Rolle gefallen, in der er ein paar verbale Geschosse in Richtung Berlin zünden darf. (mg)