Sowjet-Falle holt Moskau ein: Russland zerbricht an Putins „Fehlern“
Russlands Wirtschaft steht für Putin an erster Stelle. Doch seine Pläne, die Wirtschaft zu verbessern, gehen nach hinten los – und erinnern an Fehler der Vergangenheit.
Moskau – Rückt der Niedergang in greifbare Nähe? Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs leidet Russlands Wirtschaft unter den Auswirkungen der Sanktionen – zu nennen sind beispielsweise eine hartnäckige Inflation und Einbrüche im Öl-Geschäft. Präsident Wladimir Putin versucht alles, um die Wirtschaft umzustellen und zu stärken. Doch der Kreml-Diktator realisiert nicht, dass er sich damit selbst Fallen legt.
Russlands Wirtschaft steuert wegen Putin auf düstere Zukunft zu – Umstellung auf „Kriegswirtschaft“
Eine Umstellung auf eine Kriegswirtschaft war für Putin zunächst plausibel. Nicht zuletzt der brisante Personalwechsel im Mai 2024 dürfte signalisieren, dass Russlands Wirtschaft eine noch stärkere Rolle im Sieg für den Ukraine-Krieg spielen soll. Mit dem Wirtschaftsexperten Andrej Beloussow an seiner Seite könnte Putin abermals seinen wirtschaftlichen Fokus verstärken.
Was beide gemeinsam haben: Sowohl Putin als auch sein neuer Verteidigungsminister denken, dass insbesondere Militärausgaben als Motor für eine positive Entwicklung der russischen Wirtschaft dienen könnten. Man könne diesen Ansatz als Putins neues Wirtschaftsmodell bezeichnen, schreibt das Online Magazin Foreign Affairs in einer Analyse zu Putins „Kriegswirtschaft.“ Dieses Modell sei nicht nur von wahnhaftem Denken geprägt, sondern auch ein Relikt aus Zeiten der Sowjetunion.
Erinnert an Zeiten der Sowjetunion: Putins Entscheidungen für Russlands Wirtschaft
So haben Putins Ausgaben für das Militär inzwischen ein gigantisches Ausmaß angenommen. Der Präsident will im kommenden Jahr umgerechnet etwa 109 Milliarden Euro in seine Armee stecken. Das macht fast ein Drittel des Gesamthaushaltes für 2025 aus. Damit würden die Ausgaben für das Militär im nächsten Jahr mehr als sechs Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Dies ist der höchste Anteil seit dem Zusammenbruch der früheren Sowjetunion.
Doch die zu hohen Investitionen in das Militär sind für Russlands Wirtschaft langfristig nicht nachhaltig. Obwohl die russische Wirtschaft offiziell aufgrund der hohen Staatsausgaben für den Ukraine-Krieg wächst, wird die Entwicklung langfristig nicht guttun. Denn ein kurzer, kriegsbedingter Boom präsentiert nur die eine Seite der Medaille.
Putin verdammt Russlands Wirtschaft zum ewigen Krieg – einige Branchen profitieren
„Der Krieg ist zu einem permanenten Faktor der russischen Entwicklung geworden“, schreibt Foreign Affairs. Indem Putin die Wirtschaft vom Ukraine-Krieg abhängig gemacht hat, hat er gleichermaßen Russland zum ewigen Krieg verdammt. An den Entwicklungen im Rüstungssektor sieht man zum Beispiel, dass der Ukraine-Krieg in der Wahrnehmung von russischen Arbeitnehmern einen „positiven Effekt“ auf die Lebensqualität der Menschen hat.
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Besonders bestimmte Branchen profitieren offenbar. „Es gibt diese Wiedergeburt des verarbeitenden Gewerbes“ beschrieb ein Russe gegenüber der Financial Times (FT) die Entwicklung. Laut der FT wurden unter anderem Fabriken aus Zeiten der Sowjetunion wiederbelebt und arbeiten rund um die Uhr. Fabriken in ganz Russland hätten zudem begonnen, die Produktion auf den militärischen Bedarf umzustellen.
Russlands Wirtschaft kann sich nicht weiterentwickeln – blüht sowjetisches Schicksal?
Doch wenn Putin das Wirtschaftswachstum nur durch Ausgaben für den Krieg ankurbeln kann, zwingt er Russlands Wirtschaft in einen Teufelskreis. Er wiederholt dabei Fehler der Vergangenheit und könnte Russlands Wirtschaft in einen ähnlichen Zustand wie in Zeiten der Sowjetunion zurückversetzen. Die Militarisierung der Wirtschaft und der Glaube an die wundersame Wirkung der massiven staatlichen Investitionen hatten laut Foreign Affairs dazu beigetragen, den Zusammenbruch der Sowjetunion herbeizuführen.
Auch der derzeitige Fachkräftemangel in Russland erinnert an die früheren Zeiten. Ende der 1960er Jahre litt die sowjetische Wirtschaft unter einem massiven Mangel an Arbeitskräften. Putin sieht sich mit einem ähnlichen Problem konfrontiert. Der Ukraine-Krieg entzieht der Wirtschaft offenbar zusätzlich Arbeitskräfte. Der Fachkräftemangel ist zudem laut Foreign Affairs dem demografischen Rückgang und der Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte ins Ausland geschuldet.
Prognosen über die Zukunft der russischen Wirtschaft fallen meist ernüchternd aus. „Die russische Wirtschaft hat daher keine Chance, sich in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln“, schrieb der in Russland ausgebildete Ökonom Vladislav Inosemzew in der französischen Zeitschrift Politique Etrangère bereits im Jahr 2023. Russland drohe als Folge der Konfrontation mit dem Westen das gleiche Schicksal wie der Sowjetunion im Kalten Krieg: ein unaufhaltsamer wirtschaftlicher Niedergang. (bohy)