Mega-Deal bahnt sich an: Bundeswehr will bei KNDS neue Panzer kaufen - nicht nur für sich
Ein neues High-Tech-Waffensystem soll die Bundeswehr verstärken. Dem europäischen Rüstungsgiganten KNDS winken durch die Lieferung von Kriegsgerät Milliarden von Euro.
Berlin/München - Im Zuge geopolitischer Spannungen und den Bestrebungen der NATO nach höherer Verteidigungsbereitschaft investiert die Bundeswehr viel staatliches Geld in die Aufrüstung. Dazu gehören Investitionen in moderne Kampfsysteme, Cyberabwehr und die Modernisierung des bestehenden Kriegsgeräts. Eine zentrale Rolle spielt hierbei KNDS: Das deutsch-französische Rüstungsunternehmen liefert zahlreiche Systeme, die zur Verbesserung der militärischen Fähigkeiten beitragen.
KNDS soll High-Tech-Radpanzer für Bundeswehr liefern
Nun steht der Konzern offenbar vor einem neuen Milliardengeschäft mit der Bundeswehr. Wie zunächst der Spiegel berichtete, hat das Verteidigungsministerium Interesse an der Anschaffung von etwa 100 „Boxer“-Radpanzern. Eine erste Lieferung von 80 der gepanzerten Transportfahrzeuge an die deutsche Armee soll über zwei Milliarden Euro kosten und bereits im Wirtschaftsplan des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens eingeplant sein. Der entsprechende Vertrag wird den Angaben zufolge im Herbst 2024 dem Bundestag zur Genehmigung vorgelegt.
KNDS (Krauss-Maffei Wegmann and Nexter Defense Systems) ist ein führendes europäisches Rüstungsunternehmen, das 2015 durch die Fusion des deutschen Unternehmens Krauss-Maffei Wegmann und Nexter Systems aus Frankreich gegründet wurde. Im März dieses Jahres firmiert die hiesige Sparte unter der neuen Bezeichnung KNDS Deutschland GmbH.
Der Hersteller ist bekannt für die Entwicklung moderner militärischer Fahrzeuge und weiterem Kriegsgerät, darunter das Artilleriesystem CAESAR sowie Kampfpanzer vom Typ Leopard 2: Erst im Juni hatte die Bundeswehr 105 Modelle dieses Typs bei KNDS bestellt.
KNDS winkt Milliarden-Deal für Radhaubitzen - „jetzt passiert richtig was“
Teil der mutmaßlichen neuen Bestellung sind 80 „Boxer“ in der Variante RCH 155: Diese Radhaubitzen haben ein Kaliber von 155 Millimetern und sind im Gegensatz zu den bisher verwendeten Fahrzeugen in der Lage, während der Fahrt zu feuern. Eine offizielle Bestätigung oder Stellungnahme von KNDS gibt es bis dato noch nicht. Der Spiegel zitiert im Bericht eine Quelle mit den Worten: „Jetzt passiert richtig was.“
Im Hinblick auf das Sondervermögen für die Bundeswehr folgten zunächst Rufe der deutschen Industrie und Wirtschaft (darunter KNDS), dass von dem Finanzpaket zu wenig Geld ankäme: Zunächst wurden mitunter Kampfflugzeuge (Typ F-35) und Transporthubschrauber (Typ CH-47F) in den USA bestellt. Das hat sich mittlerweile ein Stück weit geändert. Neben Rheinmetall profitiert auch KNDS von mehreren Aufträgen alleine durch die Bundesrepublik.
Auf Anfrage erklärt uns ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, dass es Interesse an neuen Radhaubitzen gibt. Der Name des Unternehmens wurde nicht bestätigt, jedoch dass es eine Anfrage mit der Aufforderung für ein entsprechendes Angebot gibt.
Hunderte High-Tech-Waffensysteme für NATO-Staaten und Ukraine
Der Erstkunde für den High-Tech-Radpanzer von KNDS ist offenbar nicht Deutschland: Die Ukraine soll im Zuge der Verteidigung gegen Russland spätestens Anfang 2025 erste Exemplare erhalten. Laut dem Bericht umfasst die Anfrage an KNDS insgesamt über 300 dieser Panzerhaubitzen, da auch Großbritannien und weitere NATO-Partner Interesse an dem Waffensystem bekundet haben und sich womöglich aus dem Rahmenvertrag bedienen könnten.
Was ist eine (Rad-)Haubitze?
Als Haubitzen werden nach Definition der Bundeswehr Artilleriegeschütze bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch unteren Winkelgruppe schießen können, sich dadurch von Feldkanonen oder Mörsern unterscheiden. Im Gegensatz zu Panzertruppen, die für schnelle Vorstöße zuständig sind, wird der Feind mit Panzer- bzw. Radhaubitzen aus weiter Entfernung mit präzisen Schüssen bekämpft.
Bei dem innovativen Geschützmodul handelt es sich um eine Weiterentwicklung von jenem der Panzerhaubitze 2000, die über 40 Kilometer weit schießen kann und derzeit auch für die ukrainischen Streitkräfte im Einsatz ist. Ein Unterschied zum potenziellen Nachfolger RCH 155: Nach einem abgegebenen Schuss kann der Gegner anhand der Flugbahn die Position des Fahrzeugs berechnen und die Haubitze ausschalten. Bei einer mobilen Haubitze ist dies nicht mehr möglich. (PF)