Nach Ende des Ukraine-Krieges: Finnland rüstet sich für Russland-Aufmarsch an Nato-Ostflanke
Sollte es zu einem Ende des Ukraine-Kriegs kommen, wird sich die Situation an der finnischen Grenze wohl ändern. Moskau rüstet schon jetzt auf.
Helsinki – Die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten drängen auf ein Ende des Ukraine-Kriegs. Doch in Finnland ist man besorgt. In einem Interview mit dem britischen Guardian erklärte der finnische General Sami Nurmi, man beobachte die Aktivität Russlands in der Grenzregion „sehr genau“. Als Teil der Nato-Allianz sei es Finnlands Aufgabe, sich auf das Schlimmste vorzubereiten.
An der finnisch-russischen Grenze ist das russische Militär schon länger aktiv. Als neuestes Nato-Mitgliedsland teilt Finnland mit Russland eine ca. 1300 Kilometer lange Grenze. Die längste innerhalb des Verteidigungsbündnisses. Über die Aufrüstung Moskaus erklärte Nurmi: „Sie machen es in Phasen. Ich würde sagen, es sind immer noch moderate Zahlen. Es handelt sich nicht um große Bauvorhaben, aber an bestimmten Orten werden neue Infrastrukturen gebaut und Vorbereitungen getroffen, neue Ausrüstung wird eingeführt.“
Vorbereitungen für Ende des Ukraine-Krieg: Satellitenbilder zeigen Russlands Aufrüsten an der Nato-Grenze
Satellitenbilder hatten das Ausmaß der russischen Aufrüstung an der Grenze enthüllt. Laut einer Recherche der New York Times soll Russland damit begonnen haben, alte Infrastruktur zu reaktivieren. Auf den Satellitenbildern sind Zelte und Lager zu sehen, die Militärequipment und Material behausen sollen.
Sobald der Ukraine-Krieg endet, könnte Wladimir Putin die russischen Soldaten dann an die finnische Grenze schicken, so die Befürchtung Nurmis. Weiter erklärte der finnische General: „Man muss auch abwägen, ob sie sich darauf vorbereiten, mehr Truppen in die Ukraine zu entsenden, oder ob sie sich darauf vorbereiten, ihre Streitkräfte in der Nähe unserer Grenze aufzustellen. Aber ich denke, sie tun beides.“
Neues Militär-Hauptquartier nahe Finnlands Grenze: Russland macht an Nato-Ostflanke ernst
Bei Kamenka, einer russischen Ortschaft, nur 60 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt, sollen 130 Militärzelte seit Februar 2025 aufgebaut worden sein. In dem Ort soll außerdem ein neues Armee-Hauptquartier für die Region eingerichtet werden, berichtet das Wall Street Journal.
Der finnische Militärhistoriker Emil Kastehelmi erklärte gegenüber France 24: „Wir sehen militärische Aktivitäten, und wir sehen, dass die Russen ihre militärische Infrastruktur ausbauen und höchstwahrscheinlich neue Soldaten ausbilden.“ Gleichzeitig gab Kastehelmi Entwarnung: „Aber im Moment ist es nichts allzu Radikales.“ Der Nato-Beitritt Finnlands wird in Russland unterdessen als weitere Provokation des Westens aufgefasst. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow moniert nach dem Nato-Beitritt: „Die NATO-Erweiterung ist ein Eingriff in unsere Sicherheit und in die nationalen Interessen Russlands“.

Militärexperte über Putins Aufrüstung bei Grenze zu Finnland: „nicht sehr geschickt“
Ed Arnold, Militärexperte am britischen „Royal United Services Institute“ erklärt, wie es um die militärische Schlagkraft Finnlands steht: „Wenn die Nato und Russland im Baltikum in den Krieg ziehen, werden die Finnen nicht einfach dasitzen. Sie werden wahrscheinlich zum Gegenangriff übergehen und die Halbinsel Murmansk annektieren – und die russischen Atomstreitkräfte und die Nordflotte sind alle in Murmansk stationiert. Die Finnen können also eine Menge tun, um die Versorgung zwischen St. Petersburg und Murmansk zu unterbrechen.“
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich die Nato-Grenze mit Russland um 1300 Kilometer erweitert. Arnold meint: „Aus strategischer Sicht haben die Russen den Krieg in der Ukraine also nicht sehr geschickt geführt.“ Russland braucht jetzt mehr Militärpersonal, um die gesamte Länge der Nato-Grenze zu überwachen. Somit hat sich Moskau in gewisser weiße auch ein Eigentor geschossen.