„Alle hielten Atem an“: Trump teilt Europa Details zu Putin-Telefonat mit – Merz machte Gegenvorschlag
Nach dem Trump-Putin-Gespräch zum Ende des Ukraine-Kriegs rief der US-Präsident die Europäer an. Was er dann verkündete, schockierte alle.
Berlin/Washington D.C. – Immer mehr Details zum brisanten Telefonat zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vom Montag (19. Mai) werden bekannt. Zwei Stunden und fünf Minuten lang dauerte das Trump-Putin-Gespräch. Anschließend rief Trump die europäischen Staatschefs an. Die berichten nun, wie der US-Präsident ihnen plötzlich die Wende im Ukraine-Krieg verkündete.
Trumps Kehrtwende im Ukraine-Krieg: Da Moskau und Kiew nun direkt verhandeln, ist die „USA raus“
Denn der US-Präsident erklärte demnach im Gespräch mit den Europäern sinngemäß: Da Russland und die Ukraine nun direkt verhandeln würden, wären die „USA raus“. Zuerst berichtet die New York Times über Trumps Verkündung im Telefonat mit den Europäern. Gegenüber Bild wurde die Darstellung aus deutschen Regierungskreisen bestätigt. Demnach „hielten alle den Atem an“, als Trump den plötzlichen Kurswechsel der US-Politik verkündete. Niemand der sechs anwesenden hochkarätigen EU-Politiker hätte sich getraut, beim US-Präsidenten nachzufragen, was genau er damit meine.
Zu groß sei die Sorge gewesen, dass Trump erklären könnte, die USA würden ihre gesamte Unterstützung der Ukraine einstellen. Bei dem Gespräch mit Trump anwesend waren CDU-Kanzler Friedrich Merz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Präsidenten Finnlands, Frankreichs und der Ukraine sowie die italienische Regierungschefin.
Bislang hieß es lediglich, Trump und die europäischen Partner hätten sich telefonisch über die nächsten Schritte in den Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine verständigt, erklärte der Regierungssprecher Stefan Kornelius am Montagabend in Berlin. Die europäischen Teilnehmer des Gesprächs kündigten dem Regierungssprecher zufolge zudem an, „den Druck auf die russische Seite durch Sanktionen zu erhöhen“.
Trumps Ukraine-Zickzackkurs verwirrt Europäer: Plötzlich verweigert er Sanktionen gegen Putin
Nun wird aber klar: Es ging um viel mehr. Denn Trump wollte von Sanktionen gegen Russland nichts mehr wissen – obwohl er dies den Europäern noch gut eine Woche zuvor fest zusichert hatte, wie es laut Bild aus Regierungskreisen heißt. Stattdessen sollen Russland und die Ukraine das Ende des Ukraine-Kriegs und die Bedingungen eines Friedens jetzt untereinander verhandeln.
Außerdem soll Trump den europäischen Staats- und Regierungschefs mitgeteilt haben, dass Putin nicht bereit sei, seinen Krieg gegen die Ukraine zu beenden, weil er glaube, dass er gewinne. Das berichtete das Wall Street Journal am Donnerstag unter Berufung auf drei mit dem Gespräch vertraute Quellen.
Das, was wir gegenwärtig in der Ukraine erleben, mit Russland erleben, lässt mich einigermaßen besorgt sein über die nächsten Tage, Wochen und vielleicht Monate.
Im Telefonat soll Merz dann Trump einen Gegenvorschlag unterbreitet haben. Der Bundeskanzler schlug dem US-Präsidenten und allen anderen Teilnehmern ein „technical meeting“ vor. Ein Treffen auf Ebene von Unterhändlern, um die bevorstehenden Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine vorzubereiten. Zur Beruhigung der Europäer soll Trump dem Vorschlag zugestimmt haben.
Nun könnte der Vatikan Schauplatz von Gesprächen über ein Ende des Blutvergießens in der Ukraine werden. Der deutsche Kanzler habe die Hoffnung nicht aufgegeben - äußert sich aber Tage nach dem heiklen Telefonat mit Trump sehr gedämpft. „Das, was wir gegenwärtig in der Ukraine erleben, mit Russland erleben, lässt mich einigermaßen besorgt sein über die nächsten Tage, Wochen und vielleicht Monate“, sagte der CDU-Politiker beim Tag der Bauindustrie in Berlin am Mittwoch (21. Mai).
Merz unterbreitet Trump Gegenvorschlag: Verhandlungen zum Ukraine-Krieg möglicherweise im Vatikan
„Mir war es wichtig, dass wir sehr schnell aus Deutschland heraus ein Zeichen setzen, dass wir mehr als vorher darum bemüht sein wollen, wieder abgestimmt mit unseren europäischen Partnern, aber auch abgestimmt, wo immer möglich, abgestimmt mit unseren amerikanischen Partnern vorzugehen“, sagte Merz.
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte nach eigenen Worten auf Bitten unter anderem von Trump bei Papst Leo XIV. nachgefragt. Der Vatikan zeigte sich demnach bereit, Gastgeber für Verhandlungen im Ukraine-Krieg zu sein. Merz meinte: „Aber das ist dann sozusagen die letzte irdische Instanz, und wir können alle nur hoffen, dass es wenigstens dort gelingt, die Konfliktparteien zu einem konstruktiven Gespräch zusammenzubringen.“
Ausstieg der USA aus Ukraine-Verhandlungen wäre fatal: EU allein kann Waffenruhe nicht gewährleisten
Denn sollte ein vollständiger Ausstieg der USA aus dem Ukraine-Krieg bzw. dem Friedensprozess zwischen Russland und der Ukraine erfolgen, hätte das unabsehbare Folgen. Bleibt Trump bei seiner Linie, dann wäre die Aufgabe, eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine zu sichern, zum Scheitern verurteilt. Die Europäer können das nicht ohne US-Garantien.
Klar ist aber nichts. Schließlich fährt Trump seit Monaten einen Zickzackkurs. Nach dem Eklat im Weißen Haus zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stand bereits schonmal alles auf der Kippe. Trump kündigte die US-Ukraine-Hilfe, wollte den US-Ausstieg aus der Nato und gab Selenskyj die Schuld an dem drei Jahre andauernden Krieg. Wenige Tage später folgte dann wieder die Kehrtwende (bg/dpa).