Lage im Schongauer Tierheim ist angespannt – Einrichtung nimmt keine weiteren Hunde auf
Viele Tierheime sind gerade an der Überlastungsgrenze. Dem Schongauer Tierheim geht es nicht viel besser. Dass dort keine Hunde mehr aufgenommen werden können, hat aber noch andere Gründe.
Schongau – Die Lage im Schongauer Tierheim ist angespannt. Der Platz ist eng, die finanziellen Mittel knapp. Doch nicht nur deshalb hat die Einrichtung momentan zu kämpfen. „Wir haben gerade viele schwierige Hunde“, sagt Tierheimleiter Max Keller seufzend. Er und seine Stellvertreterin Allegra Rudek erzählen, dass die Zahl der Hunde, die „falsch sozialisiert“ wurden und deshalb angefangen haben zu beißen, stark gestiegen sei. Ein Problem, das gerade viele Tierheime in Deutschland haben – und das die allgemeine Überlastung der Einrichtungen verschärft.
Der Grund: Viele Menschen schaffen sich Hunde an, die nicht zu ihnen und den eigenen Bedürfnissen passen. So kritisiert Rudek, das sich viele einen Hund eher „nach Optik und Rasse“ aussuchen würden, anstatt sich zu fragen, welchem Typ Hund man wirklich gerecht werden könne. Das führe dazu, dass die Besitzer mit dem Tier überfordert sind und es letztlich ins Tierheim geben. „Leider kommen sie erst zu uns, wenn es zu spät ist“, sagt Keller.
Nach der Corona-Pandemie füllten sich die Tierheime
Die Corona-Pandemie hat dieses Problem noch einmal verschärft. Immerhin haben sich in Zeiten von Lockdowns und Homeoffice viele Menschen Haustiere zugelegt, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wie viel Verantwortung und Zeit die Vierbeiner einem auf Dauer abverlangen. So wurden die Tierheime nach der Pandemie immer voller, und die Nachwehen reichen bis heute. „Die meisten Hunde, die hier landen, stammen aus der Zeit vom Corona-Anfang bis zum Corona-Ende“, erklärt Keller.
Im Tierheim versucht man nun, der Lage Herr zu werden. Keine einfache Aufgabe: Immerhin kostet es viel Zeit und Geduld, sich mit einem „schwierigen“ Hund auseinanderzusetzen. Hinzu kommt, dass der Platz im Schongauer Tierheim, das insgesamt rund 140 Tiere versorgt, schon lange beengt ist und das Gebäude dringend modernisiert werden muss. Das stellte nicht nur der Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbunds Thomas Schröder fest, als er die Einrichtung im Sommer 2022 besuchte und das über 40 Jahre alte Gebäude als „sehr sanierungsbedürftig“ einstufte.
Schongauer Tierheim: Umbau der Hundehäuser dauert noch
Tatsächlich ist schon viel länger klar, dass die Zwinger nach heutigen Standards umgebaut werden müssen, um den Tieren ausreichend Platz bieten zu können. Konkret geht es um die Hundehäuser, die vergrößert werden müssen. Aus den derzeit acht Zwingern sollen langfristig sechs werden, erklärt Max Keller. So könne man den Anforderungen der aktuellen Tierschutz-Hundeverordnung gerecht werden.
Bis es mit dem Umbau losgehen kann, müssen sich Team und Tiere aber nach wie vor gedulden. Janine Weigelt ist die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins im Landkreis und eng in die Umbaupläne des Schongauer Tierheims eingebunden. Auf Nachfrage erklärt sie, dass inzwischen der endgültige Eingabeplan fertig sei. Dieser werde nun bei der Stadt eingereicht. „Jetzt kommt es darauf an, wann wir die Baugenehmigung bekommen“, sagt Weigelt. Sie hofft, dass man nun so schnell wie möglich vorankomme.
Auf Unterstützung umliegender Tierschutzvereine angewiesen
Freilich wird der Umbau sehr kostspielig. Bei einer ersten Kostenschätzung im Juli 2022 sprach Weigelt von mindestens 500 000 bis 600 000 Euro, die für die Sanierung des Tierheims anfallen werden. Wie teuer es am Ende wirklich wird, könne sie aber erst sagen, wenn die Detailplanung feststeht. Mit „verlässlichen Zahlen“ will sich der Tierschutzverein dann an die Kommunen und den Landkreis richten. Denn: „Bei der Finanzierung hoffen wir auf Unterstützung“, sagt Weigelt.
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Der anstehende Umbau ist neben der Vielzahl an „schwierigen“ Tieren ein Grund, weshalb das Schongauer Tierheim derzeit keine neuen Hunde aufnimmt. „Wir haben einen Aufnahmestopp“, sagt Keller. So leben momentan 13 Hunde in den Zwingern, was keine Voll-Belegung sei. Janine Weigelt erklärt, dass die Zwinger spätestens zum Start der Umbauarbeiten leer sein müssen. „Wir können nicht bauen, wenn die Hunde im Haus sind“, sagt sie. Deshalb sei das Tierheim auch auf die Unterstützung anderer Einrichtungen angewiesen, die Tiere aufnehmen, wenn die Arbeiten losgehen. „Wir hoffen, dass uns umliegende Tierschutzvereine helfen.“
Spenden für das Tierheim können auf das Konto des Tierschutzvereins Weilheim-Schongau unter IBAN DE86 7209 0000 0006 7058 80 überwiesen werden.