Neuer Betreiber für den Weihnachtsmarkt - Hermann Gleich ist stinksauer auf die Stadt

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Der Weihnachtsmarkt in der Schongauer Altstadt hat künftig einen neuen Betreiber. © Hans-Helmut Herold

Die Stadt Schongau hat sich für einen neuen Veranstalter des Schongauer Weihnachtsmarktes entschieden: Den Kinsauer Claus Konrad kennt man bislang nur als „Toboggan“-Betreiber. Der bisherige Veranstalter Hermann Gleich ist damit nach 24 Jahren aus dem Rennen.

Schongau – Die frostigen Temperaturen in diesem April spiegeln sich in der Stimmung von Hermann Gleich wider. Nach fast einem Vierteljahrhundert als Veranstalter des Schongauer Weihnachtsmarktes hat die Stadt sich nach einer offiziellen Ausschreibung für einen neuen Veranstalter entschieden: Claus Konrad konnte als Toboggan-Schausteller mit seiner Bewerbung offensichtlich überzeugen. Gleich ist damit nach 24 Jahren raus.

„Kurios, dass man nach einer so langen Zeit so abgesägt wird“, findet der bisherige Pächter

„Ich finde es kurios, dass man nach einer so langen Zeit so abgesägt wird“, sagt Gleich, die Enttäuschung, die Wut und der Frust sind ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich habe mir beim Weihnachtsmarkt nie etwas zu Schulden kommen lassen.“ Im Gegenteil: Immer hätte er Vereine, Kindergärten und Schulen unterstützt. Diese hätten ihre Plätzchen und andere Waren stets ohne Standgebühren verkaufen dürfen. Und dann das.

Hermann Gleich
hätte gerne weitergemacht und ist stinksauer auf die Stadt.
Hermann Gleich hätte gerne weitergemacht und ist stinksauer auf die Stadt. © Schongauer Nachrichten

Beworben habe er sich bei der Stadt mündlich, erklärt Gleich. Das Gespräch hätte man seitens des Rathauses nicht mit ihm gesucht. Auch sei keine Kritik an ihn herangetragen worden mit der Bitte um Verbesserungsvorschläge. Davon erfahren, dass er nach so langer Zeit den Markt nur noch als Wirt des Ballenhaus-Cafés vor der Nase hat, ihn dann allerdings nicht mehr selbst veranstaltet: Das hat Gleich angeblich aus einem Einzeiler von der Stadt.

„Ich bin zutiefst frustriert“, sagt Hermann Gleich

„Ich bin zutiefst frustriert“, räumt er ein, nachdem er auch das Ballenhaus-Café erst nach einer öffentlichen Ausschreibung weiterführen durfte, weil sich kein anderer beworben hatte. Gleichs Verhältnis zur Stadt: Es ist gelinde gesagt angespannt. Denn auch für sein Geschäft mit der Gastronomie im historischen Ballenhaus dürfte der Wegbruch der Weihnachtsmarkt-Einnahmen Folgen haben, glaubt er.

„Man nimmt mir die Grundlage, dass ich mein Personal über den Winter finanzieren kann.“ Er müsse ausstellen, „und ob die Leute dann im Frühjahr wiederkommen“? Schulterzucken bei Gleich. „Ich bin gespannt, wie das mein Nachfolger machen wird“, sagt er, und Bitterkeit schwingt in seiner Stimme.

Claus Konrad ist der Nachfolger, er ist seit Jahren erfolgreich im Schausteller-Geschäft

Ebendieser Nachfolger, Claus Konrad indes, dessen Familie seit Jahren erfolgreich im Schausteller-Geschäft ist und unter anderem das Traditions-Fahrgeschäft „Toboggan“ auf dem Oktoberfest betreibt, blickt nach vorne. Er ist schon mächtig beschäftigt, was das neue Konzept für den Schongauer Weihnachtsmarkt, Pardon, „Weihnachtszauber“, anbelangt. Neues Konzept, neuer Name. „Ich habe schon richtig viele Ideen“, freut sich der Kinsauer über sein neues Projekt.

Für ihn eine Premiere – einen Weihnachtsmarkt hat der Schausteller noch nie organisiert. Ihm zugute kämen die vielen guten Kontakte aus der Branche und sein gutes Netzwerk, erklärt er.

Der neue Weihnachtsmarkt soll eine ganze Woche länger dauern, also 17 Tage

Das braucht er auch. Denn anders als sein Vorgänger Gleich, will Konrad den Markt nicht nur an zehn Tagen auf dem Marienplatz in Schongau füllen. Er plant einen Weihnachtsmarkt, der eine ganze Woche länger andauert, also 17 Tage. Einen Eintritt plane er nicht, betont er.

Claus Konrad
ist der neue Veranstalter des Schongauer Weihnachtsmarkts.
Claus Konrad ist der neue Veranstalter des Schongauer Weihnachtsmarkts. © Archiv

Konrad wirbt nicht nur in den sozialen Medien „um Aussteller für den Schongauer Weihnachtszauber“. Über seine Kontakte hat er bereits eine Kindereisenbahn als kostenlose Attraktion für die kleinen Markt-Besucher organisiert. Die große Weihnachts-Pyramide von Hermann Gleich braucht Konrad nicht. Ihm schwebt vielmehr eine völlig neue, andere Aufmachung des Marktes vor. „Wir sind da gerade noch in der Findungsphase.“

Konrad vermisst schon den Platz und überlegt, wo welche Stände stehen könnten

Aktuell vermisst Konrad den Platz, überlegt sich, wie einzelne Stände stehen könnten. Künftig sollen die Marktbesucher über ein weihnachtlich beleuchtetes Eingangsportal Zutritt zum Markt bekommen. Und auch die Eislaufbahn der Stadt will Konrad mit einbeziehen. Ebenso schwebt ihm ein Seniorennachmittag vor mit Weihnachtskonzert und Bestuhlung. Und es soll noch mehr Veranstaltungen geben. Vieles sei noch in der Schwebe, eines jedoch sicher: Bei aller Experimentierfreudigkeit setzt Konrad in Sachen Musik, anders als sein Vorgänger, klar auf ein Pferd: Vom Band, aber auch live, gibt es ausschließlich weihnachtliche Klänge.

„Schongau und das Umland werden begeistert sein“, schwärmt Konrad. Auch, wenn er sicherlich nicht alles auf einmal umsetzen könne. „Das wird ein Prozess sein, der über mehrere Jahre dauert.“ Nicht nur Hermann Gleich wartet sicherlich mit Spannung darauf, was sich in diesem Winter tatsächlich auf dem Marienplatz tut.

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