Zu Besuch beim Energie-Verbraucher und -Versorger UPM

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Gigantisch: 80 Kilometer Zeitschriftenpapier, sechs Meter breit – in weniger als einer Stunde wird eine solche Rolle Magazinpapier produziert. © Fähling

Die UPM-Papierfabrik in Schongau ist der größte Energieverbraucher im Landkreis. Sie ist zugleich jedoch auch Energieerzeuger für den eigenen Bedarf sowie für die Fernwärme der Schongauer Stadtwerke. Jetzt zeigte das Unternehmen im Rahmen der Klimafrühling-Reihe, was es tut, um seine Energiebilanz stetig zu verbessern.

Schongau – Keine Stunde hat es gedauert, bis an diesem Samstagmittag 80 Kilometer frisches Papier erzeugt und sauber auf eine sechs Meter breite Rolle gewickelt waren. Die wird nun mit einem Kran aus der „PM 9“ gehoben, der moderneren der beiden riesigen Papiermaschinen bei UPM in Schongau.

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Die Stichprobe zeigt, dass das dünne Zeitschriftenpapier in Ordnung ist, die Rolle geht zum Versand an eine Druckerei, während am anderen Ende der rund 100 Meter langen Halle ununterbrochen weiter eine Masse aus Wasser, Holz- und Altpapierfasern auf ein Sieb aufgetragen, dann mit Heißluft auf Filz getrocknet, zwischen Walzen geglättet und sofort aufgewickelt wird, mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 100 Stundenkilometern.

Der größte Einzelenergieverbraucher im Landkreis Weilheim-Schongau

Die Maschine läuft 24/7 durch, „außer an hohen Feiertagen“, sagt Michael Merkel. Er ist bei UPM in Schongau verantwortlich für die strategische Ausrichtung der Energieversorgung und führt eine Gruppe Interessierter durch das Werk. Papierherstellung braucht neben Wasser Unmengen an Energie – kein Wunder also, dass UPM der größte Einzelenergieverbraucher im Landkreis ist.

Seltene Gelegenheit: Michael Merkel, verantwortlich für die strategische Ausrichtung der Energiethemen, führte die Besucher in die Leitstelle der Energieversorgung.
Seltene Gelegenheit: Michael Merkel, verantwortlich für die strategische Ausrichtung der Energiethemen, führte die Besucher in die Leitstelle der Energieversorgung. © Fähling

Und auch kein Wunder ist es, dass rund 50 Bürger an diesem Samstagvormittag im Rahmen des Veranstaltungsprogramms „Klimafrühling Oberland“ die Chance nutzten, Genaueres darüber zu erfahren und einen Blick in die Papierproduktion zu werfen.

Energieeffizienz der Anlagen wird stets verbessert

Im Speisesaal der UPM-Kantine hatten Werkleiter Wolfgang Ohnesorg und seine Experten aus verschiedenen Unternehmensbereichen umfangreiche Fakten vorbereitet. „Langfristig wollen wir vom fossilen Energieträger Erdgas wegkommen“, erläutert Merkel. Ein wichtiger Schritt sei etwa der neue elektrisch betriebene Dampferzeuger mit Wärmetauscher, der gerade installiert und für den möglichst grüner Strom eingekauft werde. Laufend steigere UPM zudem die Energieeffizienz der Anlagen, die mit Erdgas, Biogas, Abfallholz und Wasserkraft betrieben werden.

Rund 50 Interessierte begrüßten Wolfgang Ohnesorg, Werkleiter UPM Schongau, und Experten von UPM und den Stadtwerken Schongau am Samstagvormittag in der UPM-Kantine zu faktenreichen Fachvorträgen über Energieeffizienz und Papierproduktion.
Rund 50 Interessierte begrüßten Wolfgang Ohnesorg, Werkleiter UPM Schongau, und Experten von UPM und den Stadtwerken Schongau am Samstagvormittag in der UPM-Kantine zu faktenreichen Fachvorträgen über Energieeffizienz und Papierproduktion. © Fähling

Der Energiebedarf des Schongauer Werks entspreche dem von „150 000 Vier-Personen-Haushalten“ und werde in Echtzeit „gemonitort“, sagt Stephan Carda, verantwortlich für die Energieeffizienz der UPM-Werke in den deutschsprachigen Ländern. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) und einem digitalen Zwilling der Anlagen „in der Cloud“ seien exakte Bedarfsprognosen möglich. „Ein guter Beitrag gegen den Klimawandel“, findet er, belegt durch die stetig zurückgehenden CO2-Emissionen.

Alle News und Geschichten sind auch auf der Facebook-Seite der Schongauer Nachrichten zu finden.

Wie UPM einen „hohen einstelligen Millionenbetrag“ in die weitere Verbesserung der Umweltbilanz investiert, zeigt Georg Goldbrunner. Er ist Projektleiter für den Neubau einer Wärmerückgewinnung für die Anlage, mit der Fichtenhackschnitzel zerfasert werden – „einer der größten Energiefresser“ – wo künftig der neue Dampferzeuger zum Einsatz kommt.

Überschüssige Energie geht in die Fernwärmeversorgung

Wärmerückgewinnung spielt überhaupt eine entscheidende Rolle, denn so wird aus dem Energieverbraucher UPM ein Energieerzeuger. Die Abwärme aus der Papierproduktion, die das Werk nicht selbst nutzt, speist die Fernwärmeanlage der Schongauer Stadtwerke, wie Florian Hiemer, Projektleiter bei den Stadtwerken, hinzufügt.

Einblick: Mit rund 100 Stundenkilometern rast das Papier vom Sieb auf Filzrollen zum Trocknen und wird zwischen Stahlwalzen geglättet. Für die Besucher wurde die Seitenverkleidung der „PM9“ geöffnet, warme Luft strömt heraus, die für die Trocknung genutzt wird.
Einblick: Mit rund 100 Stundenkilometern rast das Papier vom Sieb auf Filzrollen zum Trocknen und wird zwischen Stahlwalzen geglättet. Für die Besucher wurde die Seitenverkleidung der „PM9“ geöffnet, warme Luft strömt heraus, die für die Trocknung genutzt wird. © Fähling

Das Einzugsgebiet der Fernwärme mit derzeit 71 Kilometern Leitung sei ausbaufähig, aktuell sei man mit Altenstadt im Gespräch. „Mit der Fernwärme aus immer effizienter erzeugter Abwärme haben wir eine zentrale Stellschraube, um fossile Energieerzeugung immer weiter zu reduzieren“, bilanziert er.

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

„Was ist mit anderen erneuerbaren Energiequellen und reicht das aus für die Fernwärmeversorgung?“, wollen Besucher unter anderem wissen. UPM-Werkleiter Ohnesorg: „Wir kaufen Grünstrom ein, unter anderem von der Schwabenenergie, an die wir unsere Wasserkraftanlagen verkauft haben. Und wir haben genügend Energie, um sie mit Wärme zu versorgen, und können nebenher noch Papier produzieren.“

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