Penzberg: Fraunhofer-Neubau drohte zu scheitern - der Freistaat half beim Grundstück
Die Bayerische Staatsregierung räumt Hindernisse für die millionenschwere Fraunhofer-Pandemieforschung in Penzberg aus dem Weg. Der Freistaat unterstützt die Stadt bei den ins Stocken geratenen Grundstücksverhandlungen für einen Neubau. Dies teilte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei einem Kurzbesuch im Roche-Werk mit.
Penzberg – Am Freitag (19. April) weilte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kurzfristig auf Stippvisite bei Roche im Penzberger Nonnenwald. Söder hatte ein Thema, angestoßen von der regionalen CSU-Parteiprominenz, zur Chefsache erklärt: Es ging um nichts weniger als Zukunft des Fraunhofer-Standorts für Immunologie, Infektions- und Pandemieforschung im Nonnenwald.

Die Staatsregierung räumt Hindernisse für die Fraunhofer-Forschung in Penzberg aus dem Weg. Die teilte Ministerpräsident Markus Söder am Freitag im Roche-Werk mit.
Doch das Projekt war „auf wackligen Füßen“, wie Söder gegenüber der Rundschau einräumte. Denn eigentlich muss die Stadt dringend Einnahmen durch Grundstücksverkäufe erzielen – einen Kauf untersagen aber die Statuten der Forschungsgesellschaft. Beharrt die Kommune auf einem Verkauf, müsste sich Fraunhofer im schlimmsten Fall nach einem anderen Standort umschauen. Bleibt nur ein auf Erbbaurecht basierender Pachtvertrag. Auf diesen verständigten sich beiden Seiten, tatkräftig unterstützt von der Staatsregierung.
Fraunhofer-Neubau: Start endlich 2024?
Der Fraunhofer-Standort für Immunologie, Infektions- und Pandemieforschung in Penzberg ging im Frühjahr 2022 im Roche-Werk offiziell in Betrieb. Die Gesellschaft hat Labore auf dem „Campus“ bezogen. Doch der Neubau am Kreisel zwischen der Straße „Nonnenwald“ und der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße hinkt hinter dem Zeitplan her. Beim Start 2022 ging Fraunhofer-Forschungsdirektor Prof. Raoul Klingner davon aus, dass 2023 der Grundstein gelegt wird. Das neue Domizil mit bis zu 50 Mitarbeitern könne 2025 in Betrieb gehen. Laut Fraunhofer-Institutsleiter Prof. Gerd Geißlinger ist der Architektenwettbewerb ausgewertet, „die Planungen liegen vor“. Hat das Bundesforschungsministerium alles genehmigt, wollen man „so schnell wie möglich“ mit dem Bau starten. Im Idealfall wäre noch 2024 der Spatenstich.
Diese Vereinbarung bestätigte der Ministerpräsident. „Fraunhofer und Roche sind ein perfektes Match. Wir wollen, dass die Erfolgsgeschichte in Penzberg fortgesetzt und gestärkt wird“, betonte er. Bayern stelle für den neuen Fraunhofer-Außenstandort in Penzberg und Großhadern insgesamt 40 Millionen Euro bereit. „Das ist eine massive Investition und ein Bekenntnis zu Penzberg und den vielen Arbeitsplätzen.“ Weitere 40 Millionen Euro schießt der Bund dazu.
Von einer „schwierigen Weggabelung“, sprach der Peißenberger MdB Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef im Bundestag. Mit der Vereinbarung könne sich der Neubau „vollumfänglich umsetzen lassen“, zeigte er sich zufrieden. Der Murnauer CSU-Landtagsabgeordnete Harald Kühn betonte die „enorme Chance“, die sich durch die Zusammenarbeit von Fraunhofer und Roche gerade für die Region biete.

Penzbergs Stadtrat entscheidet am Mittwoch (24. April) nichtöffentlich über Erbbaurechtvertrag mit der Fraunhofer-Gesellschaft
Doch fix ist noch nichts: Am Mittwoch (24. April) entscheidet der Stadtrat nichtöffentlich über den Erbbaurechtvertrag. Vielleicht trösten die Volksvertreter ja weitere zugesagte Unterstützungen des Freistaats über dann entgangene Einnahmen aus einem Grundstücksverkauf hinweg.
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Freistaat hilft bei neuen Gewerbeflächen
Denn Bayern „hilft“ Penzberg bei einem weiteren Problem, wie es Ministerpräsident Söder formulierte: Es geht um die Ausweisung von Gewerbeflächen südlich der Straße „Nonnenwald“ bis zum Lkw- und Busparkplatz. Der Waldstreifen soll Platz für Betriebe machen. Allerdings könnte zum Teil ein Hochmoor betroffen sein. Mittlerweile liegt die Bodenuntersuchung vor, wie Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erklärte. Die Hochmoorfläche sei darin reduziert, man werde nicht in die betroffenen Gebiete gehen. Laut Söder wird die weitere Planung über das Bauministerium ausgearbeitet.
Bayern stockt Finanzhilfe für Landesgartenschau 2028 in Penzberg auf
Und der Freistaat wird der Stadt bei der Landesgartenschau 2028 „stärker unter die Arme greifen“, kündigte Söder an. Die grüne Großveranstaltung hat zwar nichts mit dem Fraunhofer-Projekt zu tun, wäre aber ein Zuckerl für die Stadt mit ihrem angespannten Haushalt. Wie Söder sagte, würde es für die Baumaßnahmen statt 5 nun 6 Millionen Euro vom Freistaat geben. Neu wären 1 Million Euro extra für die Durchführung. Söder nannte die Finanzspritze auf Rundschau-Nachfrage ein „Zusatzangebot“. Man wolle, „dass sich nicht nur reiche Städte in Bayern“ eine Landesgartenschau leisten können. Über die Landesgartenschau und Gründung der GmbH entscheidet der Stadtrat am Dienstag (23. April). Zuletzt hatten die Bedenken wegen der finanziellen Belastung der Stadt zugenommen.
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