UPM Schongau: Bei Papierfabrik gibt es viele interne Verlagerungen
Das vergangene Jahr war mit der Schließung der Papiermaschine 6 eine Zäsur in der langen Geschichte der Schongauer Papierfabrik. Werkleiter Wolfgang Ohnesorg ist für die Zukunft des Standorts vorsichtig optimistisch.
Schongau – Ende März war es genau ein Jahr, als der Papierhersteller die Schocknachricht vom Aus der PM 6 verbreitete. Grund war der massive Einbruch von sogenannten ungestrichenen Papieren für Magazine und Zeitungen. 135 Arbeitsplätze standen im Feuer. Ende Juni wurde die traditionsreiche Maschine aus dem Jahr 1968 stillgelegt und dient seitdem als Ersatzteillager.
„Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat sind gut gelaufen“, blickt Werkleiter Ohnesorg zurück. Man habe für den Schritt die „ideale Arbeitsstruktur gehabt“, sagt Ohnesorg – also viele ältere Mitarbeiter, die vorzeitig in Altersteilzeit gehen konnten. Tatsächlich nutzten das fast zwei Drittel der betroffenen Mitarbeiter, „wir haben wie erhofft keine betriebsbedingten Kündigungen gebraucht“, sagt Ohnesorg erleichtert. „Das war unser großes Ziel.“ Manche seien auch freiwillig gegangen, eine ganze Reihe ehemaliger Mitarbeiter habe sich auch selbstständig gemacht, sagt Ohnesorg. 360 Mitarbeiter inklusive Auszubildende hat UPM derzeit noch in Schongau.
UPM Schongau: Im betrieblichen Ablauf hat sich einiges geändert
Im betrieblichen Ablauf hat sich einiges geändert. Denn die Produkte, die bislang auf der PM 6 gefertigt wurden, mussten auf die moderne PM 9 (Baujahr 1999) verlagert werden, was „mit einigen kleinen Nachjustierungen“ auch gut geklappt habe.
Dazu kam, dass im Juli bekannt wurde, dass UPM das Werk im niederbayerischen Plattling mit 400 Mitarbeitern komplett schließt. „Auch da wurde versucht, die Produkte nach Schongau sowie nach Ettringen zu verlagern“, sagt Ohnesorg. Dafür wurde in Schongau erneut umgeplant: Jetzt sollten Produkte von der PM 9 auf die eigentlich immer ausgelastete PM 7 (Baujahr 1989) verlagert werden, die laut Ohnesorg klassisches Zeitungspapier druckt. Auch dort musste einiges angepasst werden, was laut Ohnesorg gelungen ist.
„Leider geht die Nachfrage nach graphischem Papier für Zeitungen und Zeitschriften immer weiter zurück, zuletzt 20 Prozent in einem Jahr“, sagt Ohnesorg kopfschüttelnd. Das liege zum einen daran, dass Zeitungen weniger Papier abnehmen, aber auch an Unternehmen wie Rewe, die sich komplett vom Werbeflyer aus Papier verabschiedet haben.
UPM hat den höchsten Energieverbrauch im Landkreis
Dennoch wird investiert, wie der kürzliche spektakuläre Schwertransport des Frischdampferzeugers für die Wärmerückgewinnung gezeigt hat. „Derzeit machen wir die Gebäudehülle zu, im Mai soll die Anlage in Betrieb gehen“, sagt Ohnesorg. Und noch im ersten Halbjahr soll eine weitere neue Maschine in Betrieb gehen, mit der Dampf durch Strom und nicht mehr durch Gas produziert wird.
Der ganz große Energiepreis-Schock ist bei UPM, das im Landkreis den mit Abstand größten Energieverbrauch hat, mittlerweile vorbei, weil sich die Preise beruhigt haben. „Aber Strom und Gas sind immer noch doppelt so hoch wie vor der Ukraine-Krise, das darf man nicht vergessen“, sagt Ohnesorg.
Wolfgang Ohnesorg: Energiepreise in Deutschland sind deutlich höher als in anderen Ländern
Dass der von Wirtschaftsminister Robert Habeck propagierte Brückenstrompreis nicht gekommen ist, sei laut Ohnesorg deshalb nicht ganz so tragisch, „weil er vermutlich sowieso auf zu hohem Niveau gewesen wäre“. Aber ganz vom Tisch sei das Thema noch nicht, weil die Energiepreise in Deutschland weiter deutlich höher seien als in anderen Ländern. „BASF beispielsweise hat angekündigt, nicht mehr in Deutschland zu investieren“, sagt Ohnesorg.
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Das gilt für UPM nicht – und derzeit ist man beim finnischen Konzern vermutlich ganz froh, dass es auch Unternehmensteile im Ausland gibt. „Finnland steht seit Wochen still, es gibt Generalstreiks wegen der geplanten Reform der Sozialsysteme“, weiß Ohnesorg. Auch die Häfen seien betroffen, bis 8. April ging nichts aus dem Land raus. „Deshalb ist es gut, dass wir eine gute Mischung aus Werken in Nord- und Zentraleuropa haben“, sagt Ohnesorg.