„Frau von Peiting“: Berühmte Moorleiche ist Highlight der wiedereröffneten Staatssammlung

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Acht Jahre hat die Sanierung der Archäologischen Staatssammlung in München gedauert, am heutigen Mittwoch wird sie wieder eröffnet – dann wird auch eine Sensation aus dem Landkreis Weilheim-Schongau nach Jahrzehnten endlich wieder zu sehen sein: die Moorleiche Rosalinde. © Marcus Schlaf

Am heutigen Mittwoch öffnet die Archäologische Staatssammlung in München nach achtjähriger Generalsanierung erstmals wieder ihre Türen für Besucher. Ein Highlight der Ausstellung ist die Moorleiche, die als „Frau von Peiting“ Berühmtheit erlangte.

Peiting – Es war zweifellos ein stressiger Tag für Brigitte Haas-Gebhard, als am Montag die Archäologische Staatssammlung mit einem Festakt eröffnet wurde. Ministerpräsident Markus Söder und Wissenschaftsminister Markus Blume waren persönlich gekommen und ließen sich schonmal vorab zeigen, was Besucher ab dem heutigen Mittwoch nach achtjähriger Sanierungspause im neu gestalteten Museum so alles erwartet. Viel los sei gewesen, bekundete die Archäologin denn auch hörbar geschafft am späten Nachmittag, als der offizielle Teil vorbei war. Aber natürlich sei man vor allem stolz und glücklich, dass die lange Baustellenzeit endlich ein Ende habe und man wieder Besucher empfangen könne – „natürlich freuen wir uns auch auf viele Gäste aus dem Landkreis Weilheim-Schongau“.

Die dürften in den nächsten Wochen durchaus zahlreich ins Museum strömen, schließlich ist in der Ausstellung ein historischer Fund aus der Region zu sehen, der schon bei seiner Entdeckung 1957 für Aufsehen sorgte. Beim Torfabbau stießen Arbeiter damals im Weiter Filz zwischen Peiting und Hohenpeißenberg auf einen hölzernen Sarg. In ihm lag die Leiche einer jungen Frau – ein Sensationsfund, nicht nur, weil das Moor den Körper über sechs Jahrhunderte in gutem Zustand überdauern ließ, sondern auch, weil die Moorleiche bis heute die einzige ihrer Art in ganz Bayern ist.

Viele Jahre konnten sich nur Wissenschaftler wie Haas-Gebhard ein Bild von der „Frau von Peiting“ machen, als die sie einst in die Geschichte einging – wenngleich sich später herausstellte, dass der Fundort eigentlich auf Hohenpeißenberger Flur lag. Eingelagert wartete sie zuletzt auf die Wiedereröffnung der Staatssammlung, in deren Ausstellung sie nun zu einem der 25 bedeutendsten Objekte zähle, wie Haas-Gebhard stolz betont.

Nichts für schwache Nerven: Mit teils durchaus unheimlich wirkenden Comic-Zeichnungen wird die Geschichte der berühmten Moorleiche erzählt. Einzige ihrer Art in Bayern
Nichts für schwache Nerven: Mit teils durchaus unheimlich wirkenden Comic-Zeichnungen wird die Geschichte der berühmten Moorleiche erzählt. © Staatssammlung

Entsprechend viele Gedanken hatte man sich um die Präsentation der Moorleiche gemacht. Der Raum, in dem sie ausgestellt sei, sei dediziert dem Tod gewidmet, so Haas-Gebhard. „Das mag für viele befremdlich wirken, als Archäologe hat man aber viel mit menschlichen Überresten zu tun, die Untersuchung von Gräbern gehört zu unserer Arbeit.“ An einer interaktiven Medienstation können Besucher sich als Detektiv und Archäologe beweisen, in dem sie Fragen beantworten. Mit jeder richtigen Antwort erfährt man Wissenswertes über die Verstorbene und den Forschungsstand. Man wolle den Besuchern so ein Gefühl für die Geschichte der Frau geben, die einst im Moor bestattet worden war.

Begleitend dazu werden großformatige Comic-Bilder eingespielt, geschaffen von Frank Schmolke, die der Szenerie einen durchaus unheimlichen Charakter verleihen. Treffend, findet Haas-Gebhard. Es sei toll zu sehen, wie ein moderner Künstler die Geschichte umgesetzt habe. „Man begegnet dieser Frau richtig.“

Kritik an Präsentation der Moorleiche

Einer der ersten, der die berühmte Moorleiche am Montag in Augenschein nehmen konnte, war Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder, der dem Eröffnungsfestakt beiwohnte. „Es ist eine gute Nachricht, dass sie nach all den Jahren nun in der Dauerausstellung zu sehen ist“, sagte er. Die gewählte Präsentationsform hat Ostenrieder allerdings nicht überzeugt. Vor allem die Comics seien gewöhnungsbedürftig. „Ich finde, sie entwerten das Exponat und werden dem Thema nicht gerecht.“ Der ebenfalls gut erhaltene Sarg, der ein wichtiger Teil des Funds sei, komme zudem kaum zur Geltung. Letztendlich müsse sich aber jeder selbst ein Bild machen.

Das wird bald auch Jürgen Krätzig tun, schließlich verbindet den 84-Jährigen eine besondere Geschichte mit der Moorleiche. Krätzig war als 17-Jähriger bei ihrer Entdeckung dabei. „Sie hat mich mein ganzes Leben begleitet.“ Ein O-Ton von ihm als Augenzeuge ist im Audioguide zu hören. Von damals hat er noch historische Fotos im Besitz, die er dem Peitinger Museum zur Verfügung stellen will. „In der Staatssammlung wollten sie sie nicht.“ Die Ausstellung betrachtet Krätzig mit gemischten Gefühlen. Zu sehen sei leider nur noch die Hülle, die wertvollen, weil hervorragend erhaltenen Organe seien bedauerlicherweise verloren gegangen. „Diese wären heute die eigentliche Sensation.“ Die Moorleiche habe nun vor allem einen „voyeuristischen Wert“.

Eine „tolle Sache“ findet hingegen Hohenpeißenbergs Bürgermeister Thomas Dorsch, dass man dem berühmten Fundstück und seiner Geschichte nun nachspüren kann. Er habe die Moorleiche bislang noch nicht sehen können, werde die Gelegenheit für einen Besuch im Museum aber nun sicher bald nutzen. „Wenn sie schon eine Hohenpeißenbergerin ist, dann schaue ich sie mir natürlich auch an.“ Haas-Gebhard und ihr Team wird das freuen: „Wir haben lange darauf hingearbeitet.“

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