Diesen Blaulichteinsatz wird Kreisbrandinspektor Ludwig Fernsemmer wohl ein Leben lang nicht vergessen. Eigentlich wollte er am Samstag in gemütlicher Runde seinen 65. Geburtstag feiern. Dass es anders gekommen ist, hat er seiner zweiten Familie – der Feuerwehrfamilie – zu verdanken.
Peiting – Der Kaffeetisch im Hause Fernsemmer ist gedeckt. Die Kerzen brennen, die Flasche Sekt wartet darauf, entkorkt zu werden. Dann das Geräusch, das durch Mark und Bein geht. Der Funkmeldeempfänger von Ludwig Fernsemmer wird ausgelöst. Ein Einsatz steht dem Kreisbrandinspektor bevor und das ausgerechnet an seinem letzten Tag in dieser offiziellen Funktion. Wie bei allen Alarmierungen will er Richtung Garage stürmen, wo sein Auto immer einsatzbereit seht. Doch dann ein akustischer Nachtrag von der Leitstelle: Er soll sich nur auf die Straße bewegen, und Ruhe bewahren.
Jetzt ist „Luggi“ irritiert. „Soll alles nur ein schlechter Scherz sein?“ Der Kreisbrandinspektor bewegt sich die wenigen Meter auf die Schönriedlstraße. Im Schlepptau seine Frau Christiane und der Rest der Familie. Langsam ahnt das Geburtstagskind, was da auf ihn zukommt.
Wie an einer Perlenkette aufgereiht fährt ein Einsatzfahrzeug nach dem anderen vor. Vorneweg zwei Einsatzfahrzeuge samt Polizei, dahinter Drehleiter und alles, was ein Blaulicht auf dem Dach hat. „Alles hätte er sich vorstellen können, aber so was...undenkbar“, wird Fernsemmer später anmerken. Händeschütteln, viele Umarmungen, noch mehr Glückwünsche. Und ein strahlender Fernsemmer mittendrin.
Später wird er verraten, dass er dachte, die fahren jetzt alle wieder weiter. Aber weit gefehlt. Die Kaffeetafel im Hause Fernsemmer wird abrupt beendet, die Türe zum Führerhaus der Drehleiter von Fahrer Norbert Socher geöffnet. Der „KBI“ muss einsteigen, Peitings Kommandant Klaus Straub gibt den Befehl dazu. Der Konvoi setzt sich in Bewegung. Grobe Richtung „Hauptplatz“ ist angesagt. Die Blaulichter werden aktiviert, schließlich ist dies ja ein Einsatz. Dann ertönen dazu die Martinshörner, quasi Orgelmusik für Fernsemmer. Zuschauer bleiben stehen, so was kommt nicht alle Tage vor.
Was Fernsemmer bis jetzt nicht weiß ist, wie viele Fahrzeuge sich dem Konvoi angeschlossen haben. Das wird ihm erst bewusst, als er am Feuerwehrhaus aussteigt und dort die Parade abnimmt. Fernsemmer winkt, gibt Daumen nach oben, ist überwältigt. Zum Zählen kommt er dabei aber nicht. Da hilft ihm der Chef der Polizei Schongau Herbert Kieweg. 35 Fahrzeuge hat dieser gezählt. Beeindruckend, dass sich auch Einsatzfahrzeuge von THW, BRK und der Polizei angeschlossen haben. Den Schlussstrich setzt das nostalgische Löschfahrzeug aus Prem, das noch das Nummernschild SOG-C 39 trägt.
Unter den Einsatzkräften ist natürlich auch Kreisbrandmeister Uwe Wieland aus Schongau. Er hat zwei Monate lang den ganzen Einsatz vorbereitet. Das heißt im Klartext, dass er alle Kommandanten des Landkreises für diesen besonderen Einsatz mit ins Boot geholt hat und auch die Kreisbrandinspektionen der angrenzenden Landkreise. „Gott sei Dank haben alle 32 Kommandanten in Vorfeld dicht gehalten“, so Wieland. „Deshalb ist die Überraschung perfekt gelungen“, setzt er nach. Wie seine Kameraden wissen, wird er die Nachfolge von Fernsemmer als Kreisbrandinspektor antreten.
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