Thermohalle für Geflüchtete in Wildsteig ist fertig: Belegung startet bald
Ende 2023 hatte in Wildsteig der Bau einer Thermohalle für 50 Geflüchtete begonnen. Am vergangenen Freitag konnten sich nun die Bürger ein Bild von der fertiggestellten Anlage machen.
Wildsteig – Die Info-Veranstaltung, zu der das Landratsamt geladen hatte, war gut besucht – auch Bürgermeister und Gemeinderäte anderer Kommunen nahmen die Unterkunft in Augenschein. Für sie hatte zuvor eine Veranstaltung zum Thema Asyl in der örtlichen Gemeindehalle mit dem Integrationsbeauftragten der Staatsregierung, Karl Straub, stattgefunden.
Belegt ist die Notunterkunft bislang noch nicht, doch die Wohneinheiten, bestehend aus jeweils vier Plätzen, dürften sich bald füllen. In zwei Wochen komme der nächste Bus mit Geflüchteten im Landkreis an, blickte Bernhard Pössinger von der Kontaktstelle Asyl und Integration voraus, der über die aktuelle Lage informierte.
Pössinger machte keinen Hehl daraus, dass Thermohallen wie in Wildsteig, deren Kosten er auf 650 000 Euro bezifferte, nur eine Notlösung seien. Entsprechend sei die Unterbringung für die Geflüchteten in der Einrichtung keine auf Dauer, sondern für maximal ein paar Wochen oder Monate. „Unser Ziel ist, dass sie möglichst schnell in adäquate Unterkünfte umziehen.“ Auch in Wildsteig lote man derzeit bauliche Möglichkeiten aus für Wohnraum in Modulbauweise, um über die geplante Nutzungsdauer von einem Jahr der Thermohalle hinaus Wohnmöglichkeiten für Geflüchtete in der Gemeinde zu schaffen. Das gelte unisono auch für jene Kommunen, in denen bislang keine Asylbewerber untergebracht seien. „Auch dort wird sich zeitnah etwas tun“, versicherte er.
Die Botschaft, die Pössinger den erschienenen Bürgern zu vermitteln versuchte, war zudem: Das Landratsamt lasse die Menschen vor Ort mit der Situation nicht allein. Sicherheitsdienst, Asyl-Sozialberatung, Integrationsbegleitung, eine Bereitschaftsnummer, an die sich Bürger bei Konflikten wenden können: „Uns ist wichtig, dass der soziale Friede gewahrt wird.“ Dass dies in anderen Orten durchaus gut funktioniert, konnte Schongaus Polizeichef Herbert Kieweg bestätigen. Einsätze in großen Unterkünften seien selten, „wir haben da eigentlich keine Probleme“.
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Viele Bürger nutzten die Gelegenheit, um Fragen zu stellen. Diese drehten sich zum Beispiel um die Versorgung. Für diese seien die Geflüchteten selbst verantwortlich, Essen werde keines geliefert, so Pössinger. Bäcker und Metzger gebe es vor Ort, zu den Supermärkten der Nachbarkommunen könne man auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen, wenn kein Bus fahre oder es keine Mitfahrmöglichkeit gebe. In der Küchenhalle gebe es ausreichend Kochstellen.
Bei der Unterbringung achtet man laut Pössinger auf eine Mischung aus Familien und Alleinstehenden. Das wiederum führt dazu, dass eine maximale Belegung der 50 Plätze in der Praxis kaum vorkommen dürfte. Welche Nationalitäten nach Wildsteig kommen, ließe sich im Vorfeld nicht sagen.
Auch die Frage, ob die Geflüchteten arbeiten dürften, beschäftigte die Besucher. Hier müsse man zwischen Ukrainern und anderen Asylbewerbern unterscheiden, sagte Karl Straub, der als Integrationsbeauftragter der Staatsregierung Stellung nahm. Nur für erstere gebe es von Beginn an keine Beschränkung. Er könne hier den Unmut der Bürger verstehen. „Arbeit ist der beste Weg der Integration.“ Pössinger verwies auf die Möglichkeit, gemeinnützige Arbeit etwa im Bauhof zu leisten.
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Wildsteigs Bürgermeister Josef Taffertshofer nutzte die Gelegenheit, um zu betonen, dass es im Dorf im Vorfeld keine negative Äußerungen zur Asylunterkunft gegeben habe – mit Ausnahme der Beschwerden einiger Zugezogener. Der Tag der offenen Tür für die Bürger sei ihm wichtig gewesen, schließlich seien diese es, die „die Last im Alltag schultern müssen“.
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