„Blut und Feuer“: Erdogan droht dem Iran, Russland und dem Westen
Die Türkei werde nicht zulassen, dass Syrien geteilt werde, sagt Präsident Erdogan. Seine Warnung richtet sich nicht nur an Assads Verbündete.
Ankara/Damaskus - Nach dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad führen die neuen Machthaber in dem Krisenland Gespräche für eine neue Regierung. Gleichzeitig aber brodelt der Bürgerkrieg in Syrien immer weiter. Im Norden (Kurdisch: Rojava) greift die türkische Luftwaffe und die mit ihr verbündete Syrische Nationalarmee kurdische Stellungen an. Im Visier der Angreifer steht die kurdisch dominierte SDF (Syrian Democratic Forces). Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte immer wieder die Vernichtung der „Terroristen“ an der türkischen Grenzen angekündigt.
Neben der Türkei haben auch Russland und die USA Militär-Stützpunkte in dem Land. Israel ist zudem in syrisches Gebiet vorgedrungen und warnt die neuen Machthaber. Jede Bedrohung für Israel werde unerbittlich bekämpft, machte Regierungschef Benjamin Netanjahu deutlich. Bei rund 500 Angriffen der israelischen Luftwaffe auf Syrien wurde militärische Infrastruktur zerstört, darunter fast die komplette Marine des Landes.
Syrien soll nicht mehr „mit Blut und Feuer“ bedeckt werden
Jetzt warnt Erdogan diese Länder: „Wir wehren uns gegen jeden Angriff auf die Freiheit des syrischen Volkes, die Stabilität der neuen syrischen Regierung und die Integrität des uralten Syrien“, schreibt der türkische Präsident auf X. Die Türkei könne keinesfalls zustimmen, das Syrien wieder zu einem Konfliktgebiet wird, das „erneut mit Blut und Feuer bedeckt wird. Wir können nicht mehr zulassen, dass Syrien erneut geteilt wird“.
Unterdessen wird im türkischen Fernsehen gemeldet, dass die israelischen Truppen nur noch ungefähr 15 Kilometer von der Hauptstadt Damaskus entfernt seien. Der Führer der „Hai’at Tahrir al-Sham“ HTS (Komitee zur Befreiung der Levante), Abu Mohammed al-Dscholani, hingegen sehe nicht die Quelle ihrer Angst in Israel, sondern im Iran und der Hisbollah. „Niemand sagt etwas zu Israel“, sagt eine Moderatorin auf Halk TV.
Ankara verärgert über Vorgehen von Israel in Syrien
Auch das türkische Außenministerium kritisiert das israelische Vorgehen in Syrien. „Wir verurteilen auf das Schärfste das Eindringen Israels in die Trennungszone zwischen Israel und Syrien und sein Vordringen auf syrisches Territorium unter Verletzung des Truppenentflechtungsabkommens von 1974. In dieser heiklen Zeit, in der die Möglichkeit besteht, den Frieden und die Stabilität zu erreichen, nach denen sich das syrische Volk seit vielen Jahren sehnt, zeigt Israel erneut seine Besatzungsmentalität“, schreibt das türkische Außenministerium in einer Mitteilung.
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Kollidierende Interessen von Türkei, USA, Russland und Israel
Ein weiterer Grund für eine Eskalation in Syrien könnten die unterschiedlichen Interessen der USA, Russland und der Türkei sein. Die USA unterstützen die Kurden in Rojava sowie die SDF, die Türkei die SNA. Russland hingegen fühlt sich von der Türkei hintergangen. Auf X erinnert der ultrarechte russische Ideologe Alexander Dugin, dass Russland bislang die Türkei unterstützt habe. Die Unterstützung und Bewaffnung der syrischen Dschihadisten, die in nur Tagen das syrische Regime gestürzt haben, sei allerdings eine Enttäuschung. „Wir haben Erdogan bis jetzt unterstützt. Wir haben versucht, eine Eskalation mit der Türkei im Jahr 2015 zu vermeiden, und wir haben viel getan, um Erdogan während des Putsches zu helfen. Der Fall Syrien ist für uns sehr schmerzhaft. Ich denke, das war ein strategischer Fehler Erdogans“.

Derzeit werden in dem Land die Karten neu gemischt und es ist auch nicht klar, ob und wann Israel sich aus Syrien zurückzieht. Die Aufständischen haben sich bislang auffällig ruhig gegenüber dem israelischen Militär gegenüber verhalten. Ein Angriff auf sie würde ungeahnte Folgen auf Syrien sowie die ausländischen Akteure haben.