Umgestaltung des Kemptener Bahnhofsvorplatzes: Erstes Konzept vorgelegt
Im Zukunftslabor stellte Mobilitätsmanager Stefan Sommerfeld ein erstes Konzept zur verkehrlichen Neuordnung und Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes vor.
Kempten – Denn mit dem Start des neuen Busliniensystem am 8. September wird insbesondere der Bahnhofsvorplatz als einer der beiden Haupt-Umsteigepunkte an Bedeutung gewinnen und künftig auch als Schnittstelle zwischen regionalem und überregionalem ÖPNV fungieren.
Da die Zeit drängt, wird es bis voraussichtlich Ende 2026 zunächst eine Interimslösung geben. Diese sieht provisorische Bushaltestellen auf den bereits vorhandenen Verkehrsflächen vor (zwei Plattformen mit jeweils vier Bushaltestellen).
Interimslösung noch nicht perfekt
Ihr Nachteil: Fahrgäste, die von Bus zu Bus umsteigen wollen, müssen vom Bordstein herunter auf die Fahrbahn und wieder auf den Bordstein hinauf. Die Umstiege sind also nicht barrierefrei und relativ lang. Dabei sind die Fahrgäste außerdem einem erhöhten Verkehrsrisiko ausgesetzt. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf für eine sichere und barrierefreie Lösung.
Aktuell gibt es am Hauptbahnhof zwei Bushaltestellen, eine für Busse in Richtung Innenstadt (A1) und eine für stadtauswärts fahrende Busse (A2). Diese sollen künftig zu einer barrierefreien ÖPNV-Insel mit acht Haltestellen für sieben Stadt- und zehn Regionalbuslinien ausgebaut werden (siehe Grafik). Ob diese auch mit einer Überdachung ausgestaltet werden soll, ist noch nicht abschließend entschieden, förderfähig wäre sie.
Dem Schienenersatzverkehr und den Fernbussen steht nach wie vor die (nicht barrierefreie) Fläche südlich der Taxispur zur Verfügung. Für den Busverkehr sind dann die ersten beiden Fahrspuren vor dem Bahnhofsgebäude vorgesehen.
Änderungen für Autos
Beim Taxiverkehr wird es keine Veränderungen geben, wohl aber beim motorisierten Individualverkehr, also Pkw und Motorräder. Künftig dürfen diese nicht mehr in den Bereich direkt vor dem Bahnhof und die nächste dazu parallele Fahrspur einfahren, was die Sicherheit, insbesondere der Fußgänger, erhöhen soll.
Dafür wird es eine sogenannte Kiss & Ride-Spur westlich der ÖPNV-Insel geben, auf der die dort vorgesehenen Kurzzeitparkplätze angefahren werden können. Oberbürgermeister Thomas Kiechle betonte, dass es heute zwar möglich sei, bis vor den Bahnhof zu fahren, um jemanden aussteigen zu lassen, die vorgestellte Lösung aber ein Mehr an Sicherheit biete. Auch Helmut Berchtold (CSU) merkte dazu an, dass man mit dem Vorschlag den Weg für viel mehr Leute vereinfache, als andere zu benachteiligen.
Weniger Parkplätze am ersten Entwurf des neuen Bahnhofsvorplatzes vorgesehen
Das Parkplatzangebot soll insgesamt um 32 Plätze reduziert werden: Fünf kostenlose Kurzzeitparkplätze und 27 kostenpflichtige Langzeitparkplätze fallen weg. Die Verwaltung geht davon aus, dass dies zu keinerlei Engpässen führen werde: „Wir haben reichlich und die werden nicht ausgelastet“, sagte Sommerfeld. Unter den Zuhörern wurde dazu kritisch angemerkt, dass dies nicht der tatsächlichen Parksituation entspreche. Durch den Pendlerverkehr seien die Parkplätze „schon sehr voll“.
Aus der Unterführung auf den Bahnhofvorplatz kommend, wird die bisherige Einbahnstraße (links) künftig in beide Richtungen befahrbar sein, damit die Busse die Plattform mit der richtigen Seite ansteuern können und Pkw kürzere Wege zu den Parkplätzen haben.
Andreas Kibler (FW) sieht in dem Konzept eine Privilegierung des Busverkehrs. Sommerfeld entgegnete, dass man lediglich zusammenführe, was zusammengehöre, nämlich den Umstieg vom Schienenpersonenverkehr zum ÖPNV-Busverkehr, indem man einen direkten Umstieg über eine Fahrbahn ohne viel Verkehr ermögliche.
Zur Linken des Bahnhofsgebäudes sollen auch zahlreiche Fahrradstellplätze entstehen. Zweiter Bürgermeister Klaus Knoll (FW) schlug vor, diese mit einer Überdachung auszustatten. Dies fand auch dritte Bürgermeisterin Erna-Kathrein Groll (Grüne) „sehr sinnvoll“.
Wo parken die Fahrräder? Uneinigkeit bei den Anwesenden
Über die genaue Verortung der Fahrradstellplätze herrschte allerdings Uneinigkeit. Alexander Hold (FW) regte an, den geplanten Standort zu überdenken, denn dies sei für den ÖPNV die wertvollste Stelle überhaupt. Ein anderer Vorschlag lautete, die Stellplätze direkt längs am Gebäude unterzubringen. Sommerfeld erteilte dem jedoch eine Absage, da man über die Flächen der Bahn nicht verfügen könne.
Franziska Maurer (Grüne) verteidigte dagegen den Vorschlag der Verwaltung, da der geplante Ort dem Stadtzentrum am nächsten liege, aus welchem die meisten Fahrradfahrer kommen. Auch Theo Dodel-Hefele findet sie dort richtig platziert, da teure Fahrräder in diesem Bereich besser geschützt seien.
Groll regte zudem an, die kleinen Grünflächen bei den Kurzzeitparkplätzen bis auf die Zugänge zum Bussteig durchgehend zu gestalten, damit die Bäume genügend Platz zum wachsen haben. Berchtold mahnte abschließend zur Eile, da es mit dem Neubau der St.-Mang-Brücke ab 2027 zu viel mehr Anfragen an dem Umsteigepunkt kommen werde: „Da müssen wir fertig sein!“
Beschluss in Super-Sitzung von Verkehrs- und Bauausschuss
Die Verwaltung legte mit ihrem Vorschlag ein kosteneffizientes Konzept vor, bei dem die notwendigen Anpassungen des Bahnhofvorplatzes im Vordergrund stehen. Zudem galt es, große Flächen für spätere städtebauliche Maßnahmen zu erhalten. Für das Projekt steht eine 80- bis 90-prozentige Förderung im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) vom Bund in Aussicht. Ein entsprechender Antrag soll im September gestellt werden, und die Umsetzung bis Ende 2026 erfolgen. Letzteres sei aber nur bei einem positiven Bescheid möglich, betonte Sommerfeld.
In einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Verkehr und des Planungs- und Bauausschusses soll am 3. Juni die Beschlussfassung über das Vorhaben erfolgen.
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