Erinnerungen an einen tragischen Sonntag

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Alarmierte Bergwachtler aus Tirol und dem Oberland suchten lange nach den Verschütteten. © Symbolfoto: Archiv

Am heutigen 19. Februar jährt sich ein schrecklicher Lawinenunfall mit drei Toten zum 40. Mal. Das Gedenken an die Opfer lebt fort.

Benediktbeuern/Bichl – Der 19. Februar 1984 war ein schwarzer Sonntag für Benediktbeuern und Bichl. Acht Kameraden – überwiegend sehr erfahrene Skibergsteiger und teils Mitglieder der örtlichen Bergwacht und der Skiwacht – hatten heute vor 40 Jahren mit einem Begleiter aus der Jachenau eine Skitour auf den 2490 Meter hohen Hochgleiersch im Tiroler Karwendel unternommen. Drei von ihnen kehrten nicht mehr heim. Sie wurden von einer Lawine in den Tod gerissen.

Tour begann in Scharnitz

Als sich in den Nachmittagsstunden die Kunde von der Tragödie verbreitete, waren Fassungslosigkeit und Trauer groß, doch es wurden keine großen Vorwürfe gegen die Beteiligten laut. Bei mittlerer Lawinengefahr war die Gruppe am frühen Morgen von Scharnitz aus zu dieser anspruchsvollen Skitour aufgebrochen und hatte das Ausmaß der drohenden Gefahr offenbar nicht erkannt. Es handelte sich nicht um eine geführte Tour, sondern um eine Tour unter Kameraden, bei der letztlich jeder als für sich selbst verantwortlich gilt. Meist geht bei solchen Unternehmungen alles gut, doch „dann ist man einmal zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort“, wie einer der Überlebenden sagte.

Plötzlich löste sich ein riesiges Schneebrett

Der steile Südwesthang des Hochgleiersch gleicht einem riesigen, auf der Spitze stehenden Dreieck, das sich weiter unten wie ein aufgeschlagenes Buch zu einer Erosionsrinne mit Abbrüchen verengt. 40 Jahre danach schildert Hubert Hirschinger die Ereignisse. Nach der Gipfelrast seien er, Roland Fleissner, Bernhard Büchner und der Jachenauer Begleiter mehr am Rand des steilen Gipfelhangs abgefahren und hätten dann ein Stück tiefer auf die anderen gewartet: „Wir mussten mit ansehen, wie Heini Seemüller, Schorsch Exinger und Bernhard Pfohl auf anderer Spur in den Hang eingefahren sind, als sich plötzlich mit einem Schlag ein riesiges Schneebrett löste und die drei Kameraden über die ganze Bergflanke mitriss und verschüttete.“

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Kameraden waren geschockt und verzweifelt

Nur Benedikt Grünwald war noch kurz am Gipfel zurückgeblieben und fuhr dann über den abgerissenen Hang zu den wartenden Kameraden ab. „Fürchterlich geschockt und verzweifelt“ suchten sie gemeinsam nach den Verunglückten. Doch rasch wurde ihnen klar, dass es für sie keine Rettung gab. Alarmierte Bergwachtler aus Tirol und dem Oberland suchten lange nach den Verschütteten. Der Letzte von ihnen wurde erst viele Wochen später nach der Schneeschmelze aufgefunden. Am Fuß des Berges, am Fahrweg von Scharnitz durchs Gleierschtal zur Mösl-Alm, steht heute ein Marterl, dass an die Opfer erinnert.

Bis heute gibt es jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung

Ein nachdenklicher Edward Whymper, Überlebender aus der verunglückten Gruppe der Matterhorn-Erstbesteiger, schrieb später: „Ersteige die Hochalpen, wenn du willst, aber vergiss nie, dass Mut und Kraft ohne Klugheit nichts sind, und dass eine augenblickliche Nachlässigkeit das Glück eines ganzen Lebens zerstören kann.“ Bei der Bergwacht Benediktbeuern gibt es, wie Bereitschaftsleiter Manuel Guglhör berichtet, im Hinblick auf die Tragödie am Hochgleiersch eine lebendige Erinnerungskultur: „Jedes Jahr vor Weihnachten kommen wir zu einem Gedächtnisschießen zusammen. Vor der Siegerehrung widmen wir den Opfern ein ehrendes Gedenken: Ehefrauen und Angehörige, Freunde von damals und auch unsere jungen Leute halten damit generationsübergreifend die Erinnerung an die drei Männer hoch.“ (Rainer Bannier)

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