Gebietsbetreuung Inning: Erster Fischadler-Bruterfolg seit 200 Jahren
Die Gebietsbetreuung Ammersee in Inning meldet einen Bruterfolg beim Fischadler am Ammersee. Zwei Junge sind flügge geworden und erkunden das Naturschutzgebiet am Ammersee-Südende.
Inning-Stegen - Im Frühjahr brütete ein Fischadler-Paar am Ammersee-Südende. Lange sah es so aus, als wäre es ein weiteres Übungsjahr, doch nach vier Wochen Brut sind zwei Küken geschlüpft und haben so manch Unwetter überlebt. Nun sind beide Jungtiere flügge und erkunden das Naturschutzgebiet am Ammersee Südende auf eigenen Schwingen. Bisher konnte man am Ammersee Fischadler nur als Durchzügler beobachten.
Gebietsbetreuung Inning: Die zwei jungen Fischadler erkunden die Ammersee-Region
„Sie stammen aus nordöstlichen Brutgebieten und verbringen die Wintermonate überwiegend in West- und Zentralafrika, teilweise auch am Mittelmeer“, erklärt Jana Jokisch von der Gebietsbetreuung Ammersee in Inning. Die auffällig hellen Greifvögel ernähren sich ausschließlich von Fisch und beeindrucken durch ihre Flugkünste. Geübte Tiere können Fische bis in einem Meter Wassertiefe erbeuten - und zwar spektakulär im Sturzflug mit angelegten Flügeln. Nachdem sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland durch den Menschen fast ausgerottet wurden, breiten sich Fischadler nun auch in Bayern langsam wieder aus.
Fischadler-Muttertier ist 2021 geschlüpft - Horstausbau an der Alten Ammer nahe Dießen
Das Muttertier vom Ammersee ist 2021 in einem Oberpfälzer Teichgebiet geschlüpft und wurde dort beringt. Nach wie vor stehen Fischadler auf der Roten Liste in der „Kategorie 1“: sie sind vom Aussterben bedroht und gehören daher zu den besonders und streng geschützten Arten. Seit Anfang April diesen Jahres bauten zwei Fischadler am Ammersee an einem Spielhorst des vergangenen Jahres weiter. Dieser befindet sich auf einem abgestorbenen Baum am Auslauf der Alten Ammer – perfekt zu beobachten vom Vogelturm Dießen aus. Das Fischadler-Paar machte es spannend: lange sah es so aus, als würde es doch nicht klappen mit der Brut. Bis Ende Mai sammelten beide Fischadler Nistmaterial, recht spät für ein typisches Fischadler Brutjahr.
Fischadler sind sehr störungsanfällige Tiere, sie reagieren schon auf ungewohnte Ereignisse in 300 Metern Entfernung. Schon eine einzige Annäherung an ihren Nest-Standort kann dazu führen, dass sie ihren Brutversuch aufgeben. Deshalb wurden von der Gebietsbetreuung Ammersee, den Naturschutzämtern und der Wasserwacht Dießen Bojen vor der Fischadler Bucht ausgebracht. Viele Berufsfischer sowie Wassersportler aller Art verzichteten dankenswerterweise auf die Befahrung der Bucht.
Trotz Stürmen und Starkregenereignissen saß ab der letzten Mai-Woche dann endlich immer einer der Fischadler fest auf dem Horst. Vier Wochen später konnte Ende Juni von einem Ornithologen ein kurzer Blick auf ein Junges erhascht werden und Vogelfreunde filmten, wie das Weibchen ein kaum erkennbares Jungtier fütterte. Bald darauf stellte die Gebietsbetreuung Ammersee fest, dass sogar zwei Küken geschlüpft waren. „Da haben wir uns natürlich sehr gefreut, dass tatsächlich beim ersten Brutversuch hier am Ammersee gleich zwei Jungtiere schlüpfen“, so Gebietsbetreuerin Jana Jokisch. „Trotzdem waren wir weiterhin angespannt, denn von Bruterfolg kann man erst sprechen, wenn die Jungtiere überleben und flügge werden, also das Nest verlassen“.
Junge Fischadler machen im August erste Flugübungen
Es folgten weitere sieben Wochen, in denen die Fischadler beim Großwerden beobachtet wurden. Das Männchen ging auf Jagd und brachte Fische an den Horst, wo das Weibchen sofort anfing die Beute zu zerteilen und ihren Jungtieren zu verfüttern. Die Jungtiere wachsen schnell und bald konnte man ihre Köpfe aus dem Horst ragen sehen. Und dann war es Anfang August soweit: eines der Jungtiere machte Flugübungen am Horst, um seine Flugmuskulatur zu stärken. Kurz darauf konnte die Gebietsbetreuerin eines der Jungtiere sogar bei seinem ersten Flug aus dem Nest beobachten. „Das war eine wahnsinnig tolle Beobachtung, wie eine Belohnung für unsere Schutzbemühungen“, freut sich Jokisch. Mittlerweile können beide Jungtiere fliegen. Der Horst wird immer noch als Familien-Zentrum zur Nahrungsaufnahme und zum Ausruhen genutzt. Nun erkunden die Jungtiere das Naturschutzgebiet am Ammersee Südufer aber auf eigenen Schwingen – sie haben es also geschafft!
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„Hier wird deutlich, wie wichtig unsere Naturschutzgebiete als letzte Rückzugsorte für eine wilde Natur und die Einhaltung ihrer Grenzen sind“, so Jokisch. Sie dankt allen Helfern und Unterstützern wie der Wasserwacht und Wasserschutzpolizei Dießen, den Naturschutzämtern, den Berufsfischern und den freiwilligen Beobachtern von Herzen. Es sei „der erste Bruterfolg des Fischadlers in Oberbayern seit vermutlich rund 200 Jahren - eine Bereicherung und ein echter Grund zur Freude!. Er unterstreicht die Bedeutung des Ammersee-Südendes als wichtigen Bestandteil des internationalen Ramsar- und europäischen Natura2000-Schutzgebietsnetzes. (kb)
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