Anfängerfehler verschwieg er dem Chef: Taxifahrer teilt Anekdoten – längste Fahrt dauerte elf Stunden
Yunuz Pala (68) hat in 40 Jahren hinterm Steuer viel erlebt. Er erzählt von seiner ersten Fahrt bis zur Übernahme der Taxikonzession.
Erding – „Hier hat alles angefangen”, sagt Yunuz Pala und zeigt auf das Klinikum Erding. 1985 wartete er hier auf seinen ersten Fahrgast. Seit 40 Jahren ist Pala Taxifahrer in Erding. Seine Verbindung zum Krankenhaus reicht noch weiter zurück.
Pala, mittlerweile 68 Jahre alt, kam 1972 als 18-Jähriger nach Erding zu seinen Eltern, die als Gastarbeiter eingewandert waren. Bis dahin wuchs Pala bei Verwandten in Ostanatolien auf. In der Herzogstadt heuerte er bei einer Baufirma an. „Ich habe am Rohbau vom Krankenhaus und vom Schwesternheim gearbeitet”, erinnert er sich. Nach vielen Jahren und verschiedenen Jobs führte ihn das Leben nochmal zum Klinikum – diesmal zum Taxistand vor dem Eingang. Seine erste Fahrt.
Taxifahrer aus Erding blickt zurück: Anfängerfehler aus Nervosität
„Eine Dame wollte in die Innenstadt fahren. Vor lauter Nervosität habe ich den falschen Tarif eingeschaltet, und die Fahrt hat plötzlich 16 statt 8 Mark gekostet“, erzählt Pala schmunzelnd. „Sie dachte, ich will sie betrügen. Ich habe mich dann entschuldigt und die Differenz aus eigener Tasche bezahlt.” Der Fehler war ihm so peinlich, dass er es seinem Chef verschwieg.
Mittlerweile macht Pala solche Fehler nicht mehr. Seit 40 Jahren ist er nicht nur Personenbeförderer, sondern auch unfallfrei. Davor habe er auch mal als Lkw-Fahrer Waren transportiert, erzählt er. Und zieht einen Vergleich: „Menschen sind besser. Vor allem ältere Menschen kann man sehr schnell glücklich machen, wenn man sich ein bisschen mit ihnen unterhält. Pakete sind nicht so.”
„Unternehmer zu sein, war komplizierter, als ich dachte“
1985 begann Pala, der damals bei einem Altenerdinger Schrotthändler arbeitete, für Taxiunternehmer Peter Westermann zu fahren. „Ich habe als Aushilfsfahrer bei ihm angefangen, zwei-, dreimal in der Woche.” Vieles war damals anders, Erding um einiges kleiner als heute. Acht Taxen gab es in der Stadt. Mittlerweile sind es 22, eins davon gehört Pala. Ein weiteres hat er in Dorfen.
Nach einigen Jahren als Vollzeit-Busfahrer am Flughafen München-Riem und später am Flughafen im Erdinger Moos übernahm Pala 2004 Westermanns Konzession und machte das Taxifahren zum Hauptjob. „Unternehmer zu sein, war komplizierter, als ich anfangs dachte“, bekennt er. „Aber Peter und seine Frau Monika haben mir sehr geholfen. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.“
Und wie hat sich das Taxifahren in dieser Zeit verändert? „Bis die Kaserne geschlossen hat, war das Geschäft sehr gut”, sagt der 68-Jährige mit Blick auf den Fliegerhorst. Soldaten seien sehr oft Taxi gefahren. Auch das Nachtleben sei früher besser gewesen. Neben mehreren Clubs im Stadtgebiet gab es regelmäßig Kundschaft zur Diskothek Nightflight am Flughafen, die es auch schon lange nicht mehr gibt.
Wie sich die Arbeit im Taxi verändert hat
Der Flughafen entwickelte sich nach seiner Eröffnung 1992 zu einem der Hauptziele – und ist es immer noch. Auch die Therme habe jede Menge Kundschaft gebracht, sagt Pala. Optimistisch ist er auch, was den S-Bahn-Ringschluss angeht: „Das dauert wahrscheinlich noch ein paar Jahre, aber jeder Bahnhof bedeutet Fahrgäste.”
Seine längste Fahrt führte ihn nach Paris. Ein Autohaus musste ein Ersatzteil liefern und bat Pala darum. Elf Stunden war er unterwegs. Am liebsten fährt der 68-Jährige aber Kurzstrecken in der Stadt. „Ich liebe Erding”, sagt er. Viele Fahrgäste kennt er seit Jahrzehnten, kann sich mit ihnen über Familie und Freunde oder Fußball unterhalten. 1988 gründete Pala den FC Türkgücü Erding mit, war von 1996 bis 2002 dessen Vorsitzender. Auch die Taxivereinigung leitete er von 2015 bis 2018.
Mittlerweile fährt der 68-Jährige nur noch ein paar Tage in der Woche. Er hat einige Vollzeit- und Aushilfsfahrer. Als Rentner reist Pala viel durch Deutschland und die Türkei – und ist dann selbst gern Taxifahrgast.