Nach fast 70 Jahren steht die Bronzeskulptur „Jüngling mit Speer“ wieder im Eicherloher Park
Vor Jahrzehnten ist er schon einmal im Eicherloher Park gestanden, nun ist er zurückgekehrt: Der „Jüngling mit Speer“ wurde am Sonntag im Rahmen des 20-jährigen Bestehens des Kulturvereins Jagdhaus Maxlruh Eicherloh feierlich enthüllt.
„So mancher möge sich fragen: Was hat so ein Nackedei im Park von Eicherloh zu suchen?“, fragte Pfarrer Michael Bayer im vorangegangenen Gottesdienst. Doch dieser Jüngling sei nicht bloß Bronze, er sei auch „ein Denkmal des Lebens und der Liebe“. 1937 von Bernhard Bleeker sei er geschaffen worden – „nicht für eine Siegesparade, sondern für trauernde Eltern eines verstorbenen Jugendlichen. Später habe ihn ein Künstler nach Eicherloh gebracht, und nun kehre er heim in den Park, „in die Mitte der Menschen, für die Kunst nicht bloß Luxus ist, sondern Haltung, Erinnerung und Hoffnung“.
Der Jüngling trage keine Rüstung, und sein Speer sei kein Werkzeug der Gewalt, sondern ein Werkzeug der Spannung: „Der Jüngling steht bereit, aber nicht aggressiv; wachsam, aber nicht martialisch; menschlich, aber nicht alltäglich.“ Der Jüngling sei nackt, aber nicht schutzlos. Er stehe da mit Haltung, mit innerer Kraft. „Er steht für das, was Menschen starkmacht, ohne Waffen. Er steht für das, was wir selbst zu wenig leben: Vertrauen, Haltung und Würde“, sagte der Pfarrer, der angesichts der Nacktheit der Skulptur meinte: „Kunst hat nie den Anspruch, sittsam und still zu sein, sondern wahr und lebendig.“
Bürgermeister Max Kressirer, zugleich Vorsitzender des Kulturvereins, nahm den Ball auf, als er 80 Jahre in die Vergangenheit zurückblickte, als der nackte Jüngling in Eicherloh aufgestellt war: „14 Jahre stand er im Park – zu der Zeit war das nicht ganz einfach: Ein Nackerter im Park, daran musste man sich erst gewöhnen.“
Kressirer freute sich, dass er unter den zahlreichen Gästen auch Rosemarie Schachinger, Gabriele Dietl und Sabine Corso begrüßen konnte – die beiden Töchter sowie die Enkelin von Walter Schachinger, der mit seiner Familie von 1943 bis 1958 im Jagdhaus gewohnt und damals den Jüngling mitgebracht hatte.
1958 zogen die Schachingers wieder nach München – und auch die Skulptur, die im Besitz von Tochter Rosemarie Schachinger war, kam dorthin zurück. Später ging sie per Schenkung an deren Tochter Sabine Corso über, die wiederum die Statue als ständige Leihgabe der Regierung von Oberbayern überließ. Seit 1998 stand er im Innenhof des Regierungsgebäudes an der Prinzregentenstraße. Kressirer dankte deshalb Corso ganz besonders, „dass wir die Skulptur bekommen konnten“.
Als diese Überlegungen aufkamen, hat sich der Kulturverein die Erlaubnis des Gemeinderats dafür geholt. Immerhin hat der Verein das Gelände für den symbolischen Preis von einem Euro nur gepachtet. 2. Vorsitzender Otto Isemann und Archivverwalter Hans Czerny seien die treibende Kraft fürs Aufstellen gewesen. Deshalb durften sie beim Festakt auch „die Hüllen fallen lassen“, so Kressirer – freilich nicht die eigenen, sondern das Tuch, das den Jüngling vor Blicken verborgen hatte.