Mountainbiker im Raum Weilheim-Schongau: Zwischen Naturschutz und Leistungssport

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Offizielle Mountainbike-Trails wie hier im Tegernseer Tal sind der Wunsch vieler Radsportbegeisterter. Die Beteiligten stehen jedoch vielerorts auf Kriegsfuß. © ZVO-Archiv

Seit Jahren befinden sich Mountainbiker und Waldbesitzer im ständigen Streit. Radler befürchten nun, aufgrund von Gesetzesänderungen und einem vielerorts schlechten Image, aus dem Wald verbannt zu werden.

Landkreis – In den vergangenen Jahren hat sich das Mountainbiken zu einem echten Volkssport entwickelt. Gerade die Coronazeit hat in der Fahrradbranche für Verkaufsrekorde gesorgt. Doch nicht jeder ist von dem wachsenden Fitness-Trend hellauf begeistert.

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Illegale im Wald angelegte „Trails“ auf der einen und Nagelbretter sowie weitere Stolperfallen auf der anderen Seite ließen die Fronten zusehends verhärten. Während Förster und Grundstücksbesitzer sich für den schützenswerten Lebensraum Wald stark machen und im Falle von Stürzen und Unfällen auf ihren Flächen rechtliche Konsequenzen fürchten, fühlen sich Sportler zunehmend stigmatisiert und in die Ecke gedrängt.

Referentenentwurf spitzt die Situation zu

Bislang konnten sie sich noch auf allen geeigneten und nicht ausdrücklich gesperrten Wegen austoben. Jedoch scheiden sich schon bei dieser schwammigen Definition die Geister. Dort, wo für den ambitionierten Biker der Spaß erst so richtig beginnt, schüttelt der gemütliche Sonntagsradler nur verständnislos den Kopf.

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Einem jüngst veröffentlichten Referentenentwurf zufolge könnte sich ein legales Befahren bald nur mehr auf eigens dafür vorgesehene Wege beschränken. Besonders eine im Waldgesetz-Entwurf enthaltene Regelung sorgt bei vielen Bikern für reichlich Gesprächsstoff und hat sich bereits den Spitznamen „Komoot-Paragraf“ eingehandelt.

Hoher Peißenberg steht bei Mountainbikern im Fokus

Dieser soll das Publizieren von Trails, die sich abseits der öffentlichen Wege befinden, weitestgehend verhindern – es sei denn, der Grundstücksbesitzer ist damit einverstanden. Ein Segen für Waldbesitzer, aber ein Albtraum für ehrgeizige Radler.

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Selbst die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB), die sich für ein „Hand in Hand“ von Bikern und Natur stark macht, hat der Referentenentwurf bereits auf den Plan gerufen.

Idee: ein eigener Bikepark wie in Oberammergau

Im Landkreis Weilheim-Schongau steht besonders der Hohe Peißenberg im Fokus von Hobbysportlern und Profis, die den „Bayerischen Rigi“ regelmäßig in ihre Trainingsrunden integrieren. Seit geraumer Zeit schmücken aber auch dort rot-weiße Radverbotsschilder zahlreiche Wanderwege, während die übrigen Waldpfade vielfach illegalen Ursprungs sind.

„Anderswo funktioniert es ja auch“, merkte ein 23-jähriger Mountainbiker aus Peißenberg an. Sein „Hausberg“ sei für viele lokale Radsportvereine eines der wichtigsten Trainingsgebiete. Der Peißenberger ist selbst ehemaliger Leistungssportler und verfolgt die zunehmenden Wegsperrungen schon lange mit Sorge. Immerhin benötige auch der Nachwuchs adäquate und schnell erreichbare Trainingsmöglichkeiten, gab er an.

Grundstücksbesitzer waren und sind dagegen

Nicht jeder Mountainbiker sei Downhillfahrer. Bikeparks wie in Oberammergau würden daher nur einen Teil der Sportler ansprechen. Er selbst meide die illegalen Trails am Berg und bemühe sich um einen respektvollen Umgang zwischen Radlern und Wanderern. Der Bau zumindest eines legalen Trails „wäre besser als nichts“, sagte er. Die Radler Schritt für Schritt aus dem Wald zu verbannen, wird seiner Ansicht nach wohl kaum zu einer Konsensfindung beitragen, sondern lediglich für eine wachsende Kluft zwischen den Konfliktparteien sorgen.

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Um die polarisierende Debatte in einer für alle Konfliktparteien zufriedenstellenden Lösung münden zu lassen, spielte man einst auch in Hohenpeißenberg mit dem Gedanken, einen legalen Mountainbike-Trail anzulegen. Dies scheiterte aber an der fehlenden Zustimmung der Grundstücksbesitzer.

Seitdem „gibt’s nichts Neues zu berichten“, sagt Hohenpeißenbergs Bürgermeister Thomas Dorsch. In den vergangenen Jahren „geht ein bissl das Miteinander verloren“, bedauert er. Denn „solange sich bei den Grundstücksbesitzern nichts ändert“, sind auch ihm die Hände gebunden. Verständnis habe er aber für beide Seiten und bezeichnet das Legen von Nagelbrettern beispielsweise als „kriminell“.

Sich der Gesetzeslage fügen

Mit dem Befahren illegaler Pfade gehe aber häufig auch eine Zerstörung des Waldes einher, so Dorsch. Außerdem würden sich die Jäger über aufgescheuchtes Wild beklagen. Es sei auch einfach „versicherungstechnisch schwierig“. Seiner Erfahrung nach machen viele Biker selbst vor gesperrten Wanderwegen nicht Halt. „Sie fahren ja trotzdem“, teilt der Rathauschef mit. In der Bevölkerung halte sich darüber hinaus die Befürchtung, dass ein legaler Trail noch mehr Menschen anlocken und den Verkehr auf den gesperrten Wegen nicht eindämmen würde.

Eine Lösung, die alle Beteiligten zufriedenstellt, wäre auch Dorsch am liebsten, denn mit den Wegsperrungen bestrafe man letztlich die „Allgemeinheit für die Fehler von Einzelnen“ – ein „schwieriges Thema“, so Dorsch. Dem Mountainbiker bleibt am Hohen Peißenberg also vorerst nichts anderes übrig, als sich der Gesetzeslage zu fügen und die Wege zu nutzen, die ihm (noch) bleiben.

FLORIAN ZERHOCH

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