„Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“ Als Habecks Wahlkampf-Chef Probleme im Land nennt, ist Lanz fassungslos
Andreas Audretsch soll den Wahlkampf von Robert Habeck managen. Bei Lanz versuchte er, die Probleme des Landes zu benennen. Lanz konnte darüber nur staunen.
Hamburg – Die Union hat Friedrich Merz, die SPD hat Olaf Scholz. Und wen haben die Grünen als Kanzlerkandidaten? Fest steht das noch nicht. Es gilt aber hinlänglich als höchstwahrscheinlich, dass Robert Habeck für die Ampel-Partei um den Posten ins Rennen gehen wird. Seinen Wahlkampf wird dann Andreas Audretsch organisieren. Der Grünen-Fraktionsvize saß am Mittwochabend zum Talk bei Markus Lanz im ZDF. Und während etwa die CDU und die SPD schon voll im Wahlkampf-Modus sind, verlief Audretschs Start für die Grünen im TV eher holprig.
Aktuelle Umfragen zeigen die Grünen in einer tiefen Krise, die Partei ist auch durch die vergangenen Landtagswahlen im Osten gebeutelt. Die Misere gipfelte zuletzt im Rücktritt des Parteivorstandes um Ricarda Lang und Omid Nouripour. Mit Habeck im Wahlkampf erhoffen sich die Grünen womöglich einen Aufschwung. Audretsch löste mit seinen Wahlkampf-Plänen bei Lanz allerdings weniger Aufschwung-Stimmung auf – sondern viel mehr Entsetzen.
Habeck-Wahlkampfmanager redet sich bei Lanz um Kopf und Kragen: „Wir haben ein Problem und das heißt Merz“
Lanz sprach mit Audretsch über die Wahlkampf-Pläne der Grünen für Robert Habeck und seine Kampagne. Der Politiker hat dafür zwei ganz klare Namen im Fokus, auf die man abzielen wolle: CDU-Chef Friedrich Merz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Das benannte der Grünen-Vize auch so: „Wir haben noch ein Problem und das heißt auf Bundesebene Friedrich Merz, der sagt, dass wir keinerlei Veränderung bei der Schuldenbremse wollen“, stellte er klar und legte auch gleich gegen Merz‘ Kompagnon, CSU-Boss Söder nach. Der sei unter den Ministerpräsidenten der einzige, der die Schuldenbremse in ihrer jetzigen Form noch aufrechterhalten wolle.
Bei seinen Ausführungen stutzte Lanz bereits sichtlich, grätschte dann ungläubig bis fassungslos dazwischen: „Sie sagen jetzt gerade nicht, dass wenn Friedrich Merz und Markus Söder in Deutschland nicht mehr Politik, machen, dann ist alles gut?“ Schmunzeln regte sich ob der provokanten Entgegnung in der Talk-Runde. „Nicht alles“, wollte Audretsch noch zur Gegenerklärung ansetzen, Lanz griff aber wieder ein, bemühte sich gar nicht, seine Fassungslosigkeit zu überspielen. „Aber fast alles? Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“, insistierte er. „Friedrich Merz ist Oppositionsführer, sie sind Teil der Regierung“.
Ausführungen von Habecks Wahlkampfmanager entsetzen Lanz – „Das sind die zentralen Probleme unseres Landes?“
Auch Audretschs Erklärung machte die Situation nicht besser. Etwas nonchalant schwenkte er auf Christian Lindner um, der in der aktuellen Regierung beim Thema Schuldenbremse die eben bremsende Kraft sei und sich nicht bewege, solange Merz sich nicht bewege. Audretsch begann zu schwimmen, erklärte, dass zahlreiche Wirtschaftsverbände Deutschland zu mehr Investitionen auffordern würden. Eingestehen musste er dann allerdings, dass sein Problem eben nicht nur Friedrich Merz ist, was die Schuldenbremse betrifft.
„Weiten wir es auf drei aus: Friedrich Merz, Christian Lindner und Markus Söder, die die Blockade ...“, zählte er auf, kam aber nicht weiter, da Lanz direkt fragte: „Das sind die zentralen Probleme des Landes?“ Wieder geriet Audretsch ins Schlingern. „Das sind die drei, das Sand im Getriebe, die die Blockade aufstellen“. Lanz ließ ihn nicht vom Haken, fragte provokant: „Sonst würde es uns besser gehen?“. „Absolut“, war Audretsch davon überzeugt. Kopfschüttelnd fing Lanz bei den drei Problemen nochmal von vorne an: „Nochmal: Ein Ministerpräsident, ein Oppositionsführer und die kleinste Partei, die jetzt in Brandenburg hinter der Tierschutzpartei ist?“
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Lanz fassungslos über Aussagen von Habeck-Wahlkampfplaner Audretsch: „Wissen Sie eigentlich, was Sie da sagen?“
Bei seiner Antwort nannte Audretsch dann Lanz kurioserweise auch noch „Herr Merz“, probierte es mit dem Blick auf die schwierige Schuldenlage etwa in Berlin, wo mit Kai Wegener ein CDU-Ministerpräsident gegen die Schuldenbremse ankämpft. Wieder schritt Lanz vehement ein: „Wissen Sie eigentlich, was Sie da sagen? Es ist ihre eigene Regierung und es ist völlig wurscht, ob das die FDP oder die Grünen oder sonst wer ist, die an dieser Schuldenbremse festhält. Das ist nicht Herr Merz. Der hat das nicht zu entscheiden. Sie haben das zu entscheiden“, ergriff der Moderator selbst Partei. Lanz ging sogar noch weiter, fragte provokant, ob Audretsch zugestehe, „dass Sie seit drei Jahren regieren“ und warf sogar den Koalitionsbruch in den Raum. Wenn es so sei, wie Audretsch beschreibe, „dann gehen Sie doch raus, wenn das Wohl und Weh von einer Person abhängt, in dem Fall Christian Lindner“, so der Talkmaster.
Ein kurioser Schwenk, war es doch häufig die FDP, die zuletzt mit dem Koalitionsbruch kokettierte. Audretsch selber hatte auch keine Lösung für die Frage parat, entgegnete nur: „Die Situation würde nicht besser werden, wenn wir rausgehen würden“. Darauf hatte Lanz dann auch nur noch ein nachdenkliches „okay“ übrig.