Klare Kante bei Fox News: Harris wagt sich zu Interview in Trumps Löwen-Höhle – Moderator überrascht
Harris trat im TV-Interview bei Fox News auf. Das Interview bei Trumps Lieblingssender war ein harter Schlagabtausch. Doch er könnte vor der US-Wahl helfen.
Washington DC – Für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris war es mit großer Wahrscheinlichkeit kein Termin, auf den sie in der vergangenen Woche mit großer Freude geblickt hat: Nach deutscher Zeit in der Nacht zum Donnerstag (17. Oktober) war Harris zu Gast bei Donald Trumps Lieblingssender Fox News und lieferte sich einen heftigen Schlagabtausch mit dem Moderator. Knapp 30 Minuten dauerte der Showdown. Zunächst wurde Harris von Moderator Bret Baiser in die Defensive getrieben, doch am Ende konnte sie sich behaupten. Es war für Joe Bidens Nachfolgerin mit großer Sicherheit kein Spaziergang – allerdings ein notwendiger Härtetest vor der US-Wahl.
Kamala Harris vor US-Wahl bei Fox News: „Keine Fortsetzung“ und heftiger Schlagabtausch
Eigentlich gehört Kamala Harris im Wahlkampf vor der US-Wahl zum Lager der Kandidatinnen und Kandidaten, die versuchen, mit Sachlichkeit möglicher Wähler von sich zu überzeugen. Doch im TV-Interview bei Fox News wurde die Kandidatin der Demokraten auf eine harte Probe gestellt. Moderator Baier ging bei dem Thema Migration auf Konfrontationskurs und setzte die 59-Jährige massiv unter Druck. CNN ordnete die Art des Gesprächs wenig später als eine Art kontroverses, unvorhergesehenes Handgemenge ein: Eine Situation, die Harris in den vergangenen Wochen des Wahlkampfs vor der US-Wahl deutlich vermied.
Zahlreiche Beobachterinnen und Beobachter des US-Wahlkampfes hatten immer wieder auf ein weiteres TV-Duell zwischen Harris und Trump gesetzt, doch eine Neuauflage des Schlagabtausches wird es vor der US-Wahl voraussichtlich nicht mehr geben. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, wieso sich Harris für ein TV-Interview bei Fox News entschied. Dass dies für sie eher ein unangenehmer Auftritt werden könnte, war bestimmt schon in der Vorbereitung klar. Doch am Ende saß die Präsidentschaftskandidatin und Nachfolgerin von US-Präsident Joe Biden einem Moderator gegenüber, der offensichtlich versuchte, die Politikerin gehörig in die Enge zu treiben.
TV-Interview von Harris bei Fox News: Moderator geht auf Konfrontation
„Darf ich bitte ausreden, Sie müssen mich ausreden lassen“, sagte Harris direkt zu Beginn des TV-Interviews bei Fox News und griff dabei auf eine rhetorische Taktik zurück, die bereits in der Vergangenheit gegen aufbrausende männliche Kontrahenten Wirkung zeigte. Dass Moderator Baier direkt zu Beginn mit dem Thema Migration einstieg, ist derweil wenig verwunderlich: Als US-Vize ist Harris unter anderem für das Thema Einwanderung zuständig. Donald Trump greift die Demokratin bei dieser Thematik immer wieder heftig an und wirft ihr Versagen vor.
Dass sich Harris wenige Wochen vor der US-Wahl in die Fänge von Fox News begibt und einem TV-Interview im Wahlkampf zugestimmt hat, verdeutlicht einmal mehr, wie dramatisch die aktuelle Lage in den USA sein könnte: Aktuelle Umfragen zur US-Wahl sehen weiterhin ein knappes Rennen zwischen Harris und Trump, doch in den hart umkämpften Swing States gab es zuletzt Tendenzen, die die Demokraten sorgenvoll auf die erste Novemberwoche blicken lassen. Fest steht: Es gibt gegenwärtig keinen klaren Spitzenreiter im Wahlkampf der US-Wahl 2024. Wenn sich Harris deutlich vor Trump setzen will, muss sie in die Höhle des Löwen und versuchen, die Wählergruppen ihres Kontrahenten direkt anzusprechen.
Fox-News-Interview kein Spaziergang für Harris: Trump-Sender teilt aus
Dabei war das TV-Interview von Harris bei Fox News kein Spaziergang und auch ein Versuch von Harris, vor der US-Wahl Schadenbegrenzung zu betreiben. Vielmehr bekam sie eine harte Debatte mit Moderator Bret Baier. Die New York Times stufte das Gespräch bereits als das kontroverseste Interview der Harris-Kampagne ein. Doch am Ende könnte es sich für Harris dennoch auszahlen. Ihr Plan war es nämlich mutmaßlich, im republikanischen Lager ihre Positionen zu platzieren. Ob dies gelungen ist, wird sich in den kommenden Tagen zeigen müssen – doch eins ist klar: Ein Millionenpublikum hat Harris auf jeden Fall erreicht.
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Im Wahlkampf vor der US-Wahl wurde Harris immer wieder unterstellt, nur die Nachfolgerin von Biden zu sein. „Meine Präsidentschaft wird keine Fortsetzung von Joe Bidens Präsidentschaft sein“, machte Harris im Interview bei Fox News deutlich. Mit der Distanzierung könnte es Harris gelingen, dem republikanischen Lager in den kommenden Wochen den Wind aus den Segeln zu nehmen, denn jüngste politische Angriffe der Republikaner zielten immer wieder darauf ab, dass Harris keine Wende für die USA bringen könnte.
Harris gegen Baier im Interview bei Fox News: Klare Kante gegen Trump
Zudem konnte sich Harris im Schlagabtausch mit Baier auch indirekt gegen Donald Trump behaupten. Denn im TV-Interview bei Fox News vertrat der Moderator durchweg konservative Argumente, die denen des ehemaligen US-Präsidenten deutlich ähnelten. Zudem setzte er auf ähnliche Gesprächstaktiken wie Trump und unterbrach seine Gesprächspartnerin regelmäßig. Viele von Baiers Fragen schienen Trumps eigenen Argumenten entnommen zu sein, urteilte unter anderem die New York Times.
Angesichts des Moderationsstils von Baier fiel es Harris allerdings sichtlich schwer, ihr eigentliches Ziel zu erreichen. Dennoch: Häufig brachte sie Aspekte hervor, die die Zuschauer von Fox News im normalen Programm nicht oft zu hören bekommen: Sie sagte etwa, dass Herr Trump für das Amt ungeeignet sei und wies auf die Zahl ehemaliger Beamter seiner Regierung hin, die ihre Kandidatur unterstützen. Zudem konnte sie mit zahlreichen Falschaussagen Trumps aus dem Wahlkampf der US-Wahl aufräumen. Klare Kante gegen Trump und das bei Fox News? Am Ende könnte dies bei einigen Zuschauern nicht nur zur Verwunderung, sondern auch zum Nachdenken angeregt haben.
Folgen von Interview bei Fox News für Harris: Wahlkampf vor US-Wahl weiter knapp
Im TV-Interview mit Fox News sprach Harris auch über Trumps jüngste Äußerungen und über die Debatte über „innere Feinde“. Für einen kurzen Moment schien es so, als würde Baier mit einem fehlerhaften Einspieler zum Thema durchkommen. Doch Harris stellte dies unmittelbar richtig und zitierte in diesem Zusammenhang Trumps ehemaligen Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs, Mark Milley, der Trump als „durch und durch Faschisten“ bezeichnet hatte.
Und zum Ende des TV-Interviews bekam Harris vor der US-Wahl ihren Moment, der sich für den restlichen Wahlkampf vor der US-Wahl als so wichtig erweisen könnte. „Wir reden durcheinander“, sagte Baier kurz vor Schluss. „Ich entschuldige mich.“ Harris kassierte eine öffentliche Entschuldigung ihres ärgsten medialen Widersachers. Analysten sehen zwar wenig Hoffnung, dass Harris mit ihrem Auftritt republikanische Überläufer für sich gewinnen könnte. Doch am Ende könnte die Tatsache, dass sie sich überhaupt zum Interview mit Fox News getraut hat, bei unentschlossenen Wählern helfen. (fbu)