Neuer Rekord: Fast 60 Storchenpaare nisten im Landkreis

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Gleich fünf Babystörche gibt es im Horst auf dem Weilheimer Stadttheater. © Hilde Abold

Mit fast 60 nistenden Paaren stellen die Weißstörche im Landkreis heuer erneut einen Rekord auf. Drei Orte haben die Störche zum Nestbau neu für sich entdeckt.

58 Horstpaare hat Wolfgang Bechtel, Weißstorch-Beauftragter des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz, heuer im Landkreis Weilheim-Schongau registriert, fünf mehr als im bisherigen Spitzenjahr 2023. Ein weiteres Storchennest – in Wessobrunn – wurde ihm an Pfingsten gemeldet. Ob dort wirklich gebrütet wird, wollte Bechtel allerdings noch überprüfen.

Wie viele Jungtiere die Storchenpaare im Landkreis haben, kann der Experte voraussichtlich erst im Juli sagen. Doch er hat zu den Störchen in der Region bereits einige andere Neuigkeiten parat.

Mit 29 Nestern ist Raisting der Spitzenreiter

Absoluter Spitzenreiter hinsichtlich der Zahl der nistenden Paare ist wieder Raisting, die größte Weißstorchen-Brutkolonie Südbayerns. 29 Storchennester gibt es dort laut Bechtel, zwei mehr als im Vorjahr. Zu finden sind sie auf Dächern genauso wie auf Bäumen und Strommasten. In Raisting konnte der LBV-Beauftragte zum ersten Mal in diesem Jahr zusehen, wie ein Jungstorch gefüttert wurde: am 26. April an der Andechser Straße.

Auch Bäume sind in Raisting von Störchen besiedelt. In dem Dorf, der südbayerischen Weißstorchen-Hochburg, zählt der LBV heuer 29 Horstpaare.
Auch Bäume sind in Raisting von Störchen besiedelt. In dem Dorf, der südbayerischen Weißstorchen-Hochburg, zählt der LBV heuer 29 Horstpaare. © Ralf Ruder

Bei der örtlichen Bevölkerung sind die Weißstörche nach Auskunft Bechtels unterschiedlich beliebt: „Manche freuen sich, wenn sie Störche als Nachbarn haben“, sagt der LBV-Experte. „Manche wollen keinen Dreck in der Dachrinne.“

Polling scheint sich neben Raisting als zweite Storchenkolonie im Landkreis zu etablieren: Die Zahl der Nester stieg im Klosterdorf laut LBV von neun im Vorjahr auf jetzt zehn. Obwohl versucht worden war, eine erneute Storchenansiedlung auf der Grundschule zu verhindern, sei das nicht gelungen, sagt Bechtel, auf dem Dach werde wieder genistet.

Und er erzählt auch: Das alteingesessene Horstpaar, das 2023 in Polling gegen die Neuansiedlung von Artgenossen kämpfte, habe jetzt „wohl akzeptiert, dass es Nachbarn gibt“. Es habe daher im Dorf heuer weniger Auseinandersetzungen unter den Störchen gegeben als im vergangenen Jahr.

Das Storchennest auf einem Strommast nahe dem Schulsportplatz in Polling.
Das Storchennest auf einem Strommast nahe dem Schulsportplatz in Polling. © Ralf Ruder

Drei Orte mit Neuansiedlungen

Außer in Raisting und Polling zählte Bechtel 2023 im Landkreis 17 Nester in anderen Städten und Gemeinden. Heuer liegt diese Zahl bei 19. Die drei Orte, in denen eine Neuansiedlung von Horstpaaren verzeichnet wird, sind Schongau (zwei Nester: eines am Südrand der Altstadt und eines nördlich der Altstadt), Obereglfing und Oderding.

Neuansiedlung in der südlichen Altstadt von Schongau: auf dem Dach der früheren Reinigung „Biber“.
Neuansiedlung in der südlichen Altstadt von Schongau: auf dem Dach der früheren Reinigung „Biber“. © Herold

Außerdem gibt es nistende Storchenpaare in Antdorf, Altenstadt, Bernbeuren, Burggen, Fischen, Oberhausen, Obersöchering, Pähl, Peiting, Peißenberg, Sindelsdorf, Steingaden, Weilheim (zwei Horste: am Säureweg und auf dem Stadttheater) und Wielenbach. Die wachsende Zahl an Horstpaaren im Landkreis liegt im übrigen im bayernweiten Trend, wo seit Jahren ein solcher Anstieg zu beobachten ist.

Auch wenn Bechtel in Bezug auf die Storchenküken von 2024 noch keine konkrete Zahl nennen kann: Seine Erfahrung sagt ihm, dass es pro Nest etwa zwei überlebende Jungvögel geben wird. Das bedeutet: Es ist damit zu rechnen, dass im Landkreis am Ende der Nistzeit rund 120 Jungstörche flügge werden.

Wie groß der Bruterfolg ist, hänge in der Region eher vom Wetter ab als vom Futterangebot, erklärt Bechtel. Denn letzteres sei reichlich vorhanden. Was der Brut schade, seien zum Beispiel zwei Tage Kälte und Dauerregen. Einzelne Gewitterschauer stellten hingegen in der Regel keine Gefahr für junge Störche dar.

Storchenführung für 8. Juni geplant

Dass es im Vorjahr bereits ähnlich viel Nachwuchs gab wie jetzt erwartet, wird sich laut dem Weißstorch-Beauftragten erst in Zukunft auf die Nistsituation im Raum Weilheim-Schongau auswirken. Denn die Jungtiere von 2023 brüten heuer noch gar nicht. „Vielleicht sind sie schon wieder in der Region“, sagt Bechtel, „sie kommen aber auch oft erst nach zwei bis drei Jahren wieder zurück.“ Störche siedelten sich zum Brüten gern an ihrem Geburtsort oder in einem Umkreis von etwa 50 Kilometern an.

Zusammen mit Naturschutzwächterin Christine Fritzsche bietet Bechtel in der kommenden Woche eine Storchenführung in Raisting an. Diese findet am Samstag, 8. Juni, statt. Treffpunkt für die Teilnehmer ist um 15 Uhr am Bahnhof (keine Anmeldung erforderlich). Möglicherweise könne bei der Führung beobachtet werden, wie Störche ihre Jungen nicht nur mit Futter, sondern auch aus ihrem Schnabel mit Wasser versorgen, erklärt der LBV-Experte.

Lesen Sie auch über die Störchin „Hui Buh“, die zu den Störchen in Raisting gehört und einen Sender mit sich trägt.

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