Ein tränenreicher Abschied in gelb und blau in Markt Schwaben
Marianne Kiermaier verlässt nach 30 Jahren die Mittagsbetreuung in Markt Schwaben. Zum Schuljahresende gab es für sie einen gewaltigen Empfang.
Markt Schwaben - Im Langbau der Grafen-von-Sempt-Mittelschule, der teils auch von der Grundschule genutzt wird, dominieren an diesem Tag die Farben gelb und blau. Gleich am Eingang wird darauf hingewiesen, dass man nun schwedischen Boden betrete. Die Nationalfarben des skandinavischen Landes findet man aber noch an vielen anderen Stellen. Auch auf dem längst verwaisten Schulhof Richtung Habererweg. Das Schulgebäude wird demnächst abgerissen.
Als Party-Location aber ist das alles ideal. In diesen Tagen könnte die Mittagsbetreuung der Grundschule ihr 30-jähriges Bestehen feiern. Doch vielmehr geht es kurz vor den Sommerferien um die 30 Dienstjahre, auf die die Mitbegründerin und Leiterin Marianne Kiermaier zurückschauen kann. Fast 80 Mitarbeiter, Freunde und Wegbegleiter, verschaffen ihr einen fulminanten Abschied. Die neue Leiterin Sylvia Huber mit Elke Mayer und Karin Moser hat derweil gewissermaßen schon die Aufgaben übernommen.
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Mit einer Fahrrad-Rikscha werden die Neurentnerin und ihr Mann zunächst daheim abgeholt und zur Mittelschule gebracht, wo bereits alles vorbereitet ist für ein schwedisch gefärbtes Abschiedsfest. Warum Schweden? Es ist das Lieblingsurlaubsziel der Kiermaiers. Und gäbe es da nicht gerade einen aktuellen familieninternen Pflegefall, wären die beiden Senioren womöglich schon bald wieder unterwegs in den hohen Norden. So müssen sie vorerst Vorlieb nehmen mit den allerherzlichsten Wünschen der Anwesenden.
Kolleginnen und Kollegen bereiten einen würdigen Abschiedstag vor
Niemand hat die MIT, wie sie in Markt Schwaben genannt wird, so sehr geprägt wie eben Marianne Kiermaier. Daher dankt Bürgermeisterin Walentina Dahms auch dafür, dass hier mit Herz, Verstand, unermüdlichem Einsatz, mit Geduld und Einfühlungsvermögen ein inzwischen für den Ort unverzichtbares Angebot an junge Familien entstanden sei. Beim Start 1994 habe man es noch mit 18 Kinder bei zwei Betreuern in einem Raum zu tun gehabt. Aktuell werden 240 Schüler von 28 Kräften betreut.
Großer Verdient von Marianne Kiermaier sei es gewesen, dass auch in Krisenzeiten wie Corona oder nach dem noch immer nicht aufgeklärten Schulbrand der Betrieb unter den gegebenen Umstände fortgesetzt werden konnte, heißt es. Die nunmehr Exleiterin habe stets ein großes Gespür für die Bedürfnisse der Kinder bewiesen.

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Auch Exschulleiter Bernd Romir wird um ein Grußwort gebeten. Er selber habe anfangs noch ein wenig Bedenken gehabt, gesteht er, dann aber schnell erkannt, dass an der Notwendigkeit, Grundschüler nach dem regulären Vormittagsunterricht noch stundenweise weiter zu betreuen, nichts zu rütteln ist. Was aus Versuch startete, sei im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung aller Beteiligten gewesen, sagt er. Mitentscheidend für den Erfolg aber sei eine enge Zusammenarbeit gewesen, auch wenn manchmal Interessen konträr aufeinandergeprallt seien. Erfolgsrezept der MIT sei laut Romir gewesen, dass man sich jedem Kind individuell zugewendet habe.
Nach der Melodie eines Pippi-Langstrumpf-Liedes singt ein Chor zu Ehren ihrer Exchefin. Beate Käser hatte eigens einen Songtext gedichtet. Die dazugehörige Melodie wurde im Internet über eine spezielle Software gekauft. Eine ganz spezielle Überraschung, die zu Tränen rührt.