Kröten sterben massenhaft: Seltenes Phänomen im Forst besorgt Naturschützer

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Eine tote Kröte liegt am Straßenrand. Im Hintergrund rauscht der Verkehr vorbei. Derzeit werden ungewöhnlich viele Amphibien überfahren. Dahinter steckt wohl ein seltenes Phänomen, vermuten die Naturschützer. © Imago

Im Ebersberger Forst werden derzeit zahlreiche Kröten auf der Straße überfahren. Ihre gefährliche Wanderung ist ungewöhnlich für die Jahreszeit.

Ebersberg – Die Zeit der Amphibienwanderung ist eigentlich längst vorbei. Doch wer zuletzt durch den Ebersberger Forst gefahren ist, der hat womöglich die zahlreichen zerquetschten Überreste von Kröten, Fröschen und Co. auf dem Asphalt kleben sehen. Denn vor allem bei Regen hüpfen derzeit massenhaft Amphibien auf die stark frequentiere Strecke zwischen Ebersberg und Schwaberwegen – und geraten dabei unter die Autoreifen. Hinter dem Verhalten der Tiere, so die Vermutung des Bund Naturschutz Ebersberg, steckt wohl ein seltenes Phänomen.

Doch ganz von Anfang: Für Kröten, Frösche, Salamander und Lurche beginnt die Laichzeit im Frühjahr. Über mehrere Wochen hinweg wandern die Tiere in großen Gruppen von ihrem Winterhabitat im Wald zu ihren Laichgründen, um dort Eier abzulegen – die sogenannte Amphibienwanderung beginnt. „Das ist eine sehr spannende Zeit“, weiß Regina Wegemann, Kreisgeschäftsführerin beim Bund Naturschutz Ebersberg.

Naturschützer: „Es ist unser Herzensprojekt“

Denn der Weg zum Laichgewässer birgt für die Tiere viele Gefahren. Durch den massiven Ausbau des Straßennetzes seien viele Naturräume und damit auch Wanderrouten der Kröten zerschnitten. Um zu ihren Laichgewässern zu kommen, müssen die Tiere daher oftmals stark befahrene Straßen queren. Viele werden dabei von Autos überfahren. Mit Amphibienschutzzäunen, Tunneln und regelmäßigen Fußstreifen versuchen ehrenamtliche Helfer die Tiere in dieser Zeit vor dem sicheren Tod zu bewahren. „Wir geben unser Bestes. Es ist unser Herzensprojekt“, betont Wegemann, die selbst Schutzzäune im Forst betreut. Umso bedauerlicher findet sie es, dass jetzt massenhaft Kröten im Forst unter die Räder kommen.

Der Grund dafür, so vermutet die Naturschützerin, liegt in einer verfrühten Rückwanderung der Amphibien aufgrund der derzeit hohen Bodenfeuchtigkeit. „Bei den Tieren handelt es sich wahrscheinlich um junge Kröten, die gerade ein Winterquartier suchen“, erklärt Wegemann. Normalerweise verlassen die sogenannten Hüpflinge erst im Laufe des Herbstes ihren Geburtsort am Wasser. „Dass die Kröten schon jetzt und dann auch noch alle auf einmal laufen, ist nicht normal“, so die Kreisgeschäftsführerin. „So ein Phänomen war uns noch nicht bekannt“, ergänzt auch Josef Biesenberger, erster Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz. Der ergiebige Regen in den vergangenen Wochen habe den Waldboden aufgeweicht, wodurch die Amphibien leichter und schneller vorwärtskommen. „Das befeuert die Wandertätigkeit“, so Biesenberger. So kommt es, dass sich die jungen Kröten bereits jetzt auf den Weg in ihr Winterquartier machen – und dabei zuhäuft überfahren werden.

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Auswirkungen auf den Bestand habe das Massensterben im Ebersberger Forst allerdings kaum. „Biologisch gesehen ist es wichtiger, dass die trächtigen Tiere im Frühjahr überleben“, sagt Regina Wegemann. Dennoch möchte die Kreisgruppe des BN die frühzeitige Rückwanderung nicht vernachlässigen. „Wir werden das im Auge behalten“, versprechen die Naturschützer. Zudem möchte der BN nun prüfen, ob kurzfristig eine „Rettungstruppe“ mobilisiert und gegebenenfalls wieder Krötenzäune aufgestellt werden können.

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