Wer nach München will, braucht Zeit: Pendler genervt von Schienenersatzverkehr

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Daumen runter: Denisa Maruntelu-Mîrza und Mirco Winklhofer sind von der derzeitigen Bahn-Situation nicht begeistert. © Theresa Kuchler

Wegen Bauarbeiten auf der Bahnstrecke zwischen Starnberg und München gibt es derzeit einen Schienenersatzverkehr mit Expressbussen. Betroffen sind auch Pendler aus Weilheim.

Weilheim – Immer wieder schauen die Wartenden am Weilheimer Bahnhof auf die Anzeige an Gleis 1, die normalerweise Endstation München Hauptbahnhof anzeigt. Am Mittwochmittag, kurz vor halb 12, steht da „Starnberg“, neben einem Hinweis auf Verspätung. Seit dem vergangenen Wochenende können sich Fahrgäste der Werdenfelsbahn, die in die Landeshauptstadt wollen, nicht mehr wie gewohnt in Weilheim in den Zug setzen und nach München durchfahren.

Wegen Bauarbeiten auf der Strecke halten die Züge erst einmal in Starnberg. Dort müssen alle raus und in Schienenersatzverkehr-Expressbusse umsteigen, die direkt zum Münchner Hauptbahnhof fahren, und nur einmal – an der Donnersberger Brücke – einen Zwischenstopp einlegen.

Pendler genervt von Schienenersatzverkehr Richtung München

Für alle, die regelmäßig nach München müssen, ist das eine echte Herausforderung. Denn obwohl die Busse im Express unterwegs sind und die anderen Halte auslassen, brauchen sie viel länger als ein Zug. Rund zwei Stunden Anfahrtszeit planen gerade beispielsweise Milana Marchenko und ihre Freundinnen ein, wenn sie nach München zum Kickboxtraining wollen. Das ist gut doppelt so lang, als sie normalerweise brauchen.

Die 16- und 17-jährigen Ukrainerinnen, die seit drei Jahren in Peißenberg wohnen und in Weilheim einen Deutschkurs besuchen, trainieren täglich in München – und mussten sich bei ihrem Trainer seit Beginn des Ersatzverkehrs schon einige Male entschuldigen. „Klar sind wir schon oft zu spät gekommen“, sagt Marchenko schulterzuckend. Zwei Stunden Extra-Zeit reichen nicht immer. Auch, weil die Busse manchmal schon zu voll sind, um alle mitzunehmen, oder „nicht kommen“, wie die Mädchen sagen. Zudem seien sie schon an der Donnersberger Brücke umhergeirrt, weil sie die Beschilderung für den SEV nicht finden konnten. „Da findet man die Haltestelle nicht.“

Pünktlich zum Vorstellungsgespräch?

Zum Kickboxtraining zu spät zu kommen, lässt sich im Zweifel noch verkraften. Eine andere Situation ist es, wenn man auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist, um pünktlich in Schule, Arbeit, Uni oder bei einem wichtigen Termin zu sein. Die Ungewissheit darüber, ob das planmäßig klappt, macht auch Denisa Maruntelu-Mîrza Bauchschmerzen. Die 19-Jährige hat am Donnerstagvormittag ein Vorstellungsgespräch in München; Unpünktlichkeit will sie unbedingt vermeiden. „Ich werde schon drei Stunden früher losfahren müssen“, sagt sie. „Anders schaffe ich es bestimmt nicht.“

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Die Weilheimerin hat schon ihre Erfahrungen mit dem SEV gemacht und berichtet von langen Fahrten, vielen Umstiegen und Wartezeiten, als sie einen Freund in Memmingen besuchen wollte. Rund sechs Stunden sei sie für Hin- und Rückfahrt unterwegs gewesen. „Das kann eigentlich echt nicht sein.“

Doch es ist ein Ende in Sicht: Ab Sonntag sollen die Regiozüge zwischen Weilheim und München wieder durchfahren. Damit ist dann auch der Schienenersatzverkehr vorbei – zumindest für diesen Teil des Bahnnetzes.

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

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