Ein 85-jähriger Mann aus Châtillon-sur-Thouet, einer Gemeinde im französischen Département Deux-Sèvres, etwa 50 Kilometer von Nantes, sorgte vergangene Woche für Aufsehen. Eigentlich wollte er nur zu einem Arzttermin im etwa 25 Kilometer entfernten Airvault fahren. Doch die Fahrt endete erst nach zwanzig Stunden und einer Strecke von rund 1500 Kilometern – in Kroatien.
Die ungewöhnliche Reise des Mannes blieb zunächst unbemerkt. Als er nicht zu einem geplanten Treffen erschien und Nachbarn seine Abwesenheit bemerkten, schalteten sie die Behörden ein. So ein Verhalten sei für den Rentner untypisch, berichtet die belgische Zeitung "Nieuwsblad". Der Fall sorgte für großes Aufsehen in dem 2700-Einwohner-Dorf.
Aus Arztbesuch wird 1500-Kilometer-Irrfahrt nach Kroatien
Die Polizei und Rettungskräfte durchsuchten das Haus des Mannes, fanden es jedoch leer vor. Schließlich gelang es ihnen, den Vermissten auf seinem Mobiltelefon zu erreichen. Zu ihrer Überraschung erklärte der 85-Jährige, dass er sich in einem Hotel in Kroatien befinde.
Trotz der langen und unerwarteten Reise war der Mann wohlauf. 20 Stunden hatte er für seine Spritztour gebraucht. Seine Familie muss sich darum kümmern, den Senior wieder nach Frankreich zu bringen.
Rentner wohlauf: "Verstehe nicht, wie das passieren konnte"
Er zeigte sich selbst ratlos über die Ereignisse und betonte, dass er bisher nie unter kognitiven Beeinträchtigungen oder Orientierungslosigkeit gelitten habe. "Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte", sagte er dem französischen Sendernetzwerk Ici.
Die genauen Umstände seiner Irrfahrt bleiben weiterhin ungeklärt. Bei einem ähnlich mysteriösen Fall aus England kam ein Auto mit über 24.000 Kilometern extra aus einer Werkstatt.
Risiko am Lenkrad: Sind Rentner eine Gefahr am Steuer?
Glücklicherweise nahm der Fall ein glimpfliches Ende. Doch immer wieder sind betagte Autofahrer für tödlichen Unfälle verantwortlich. Über 85 Prozent der Deutschen halten regelmäßige Fahrprüfungen ab dem 75. Lebensjahr deshalb für gerechtfertigt. In der Diskussion muss jedoch sorgfältig zwischen der Sicherheit im Straßenverkehr und den Rechten älterer Menschen auf Mobilität und Teilhabe abgewogen werden. Beide Seiten haben gute Argumente:
- Fahrtauglichkeit im Alter: Die Diskussion um die Verkehrssicherheit älterer Autofahrer ist in Deutschland besonders brisant. Laut Statistik tragen Menschen ab 65 Jahren in über zwei Dritteln der Unfälle die Hauptschuld, bei über 75-Jährigen steigt der Anteil sogar auf mehr als drei Viertel.
- Internationale Regelungen: Länder wie die Schweiz, Italien oder die Niederlande setzen bereits auf verpflichtende medizinische Checks ab 60 Jahren. Deutschland hingegen verzichtet bislang auf regelmäßige Prüfungen für Senioren.
- Expertenmeinung: Der Sportarzt Klaus Neuner betont die Bedeutung von Mobilität für ältere Menschen, sieht aber eine Überprüfung der Fahrtauglichkeit als notwendig. Er schlägt obligatorische Checkfahrten und regelmäßige Theorieauffrischungen vor, um Risiken zu minimieren.
- Altersgrenzen für Kontrollen: Neuner empfiehlt eine Prüfung alle zehn Jahre, ab 70 Jahren alle fünf Jahre und ab 80 Jahren alle zwei Jahre. Ziel ist es, die Sicherheit zu erhöhen, ohne ältere Fahrer abrupt aus dem Verkehr zu ziehen.
- EU-Entscheidung: Ein Vorschlag für europaweite Fahrtauglichkeitsprüfungen ab 70 Jahren wurde verworfen. Die Verantwortung bleibt bei den Mitgliedsstaaten, sodass in Deutschland vorerst keine verpflichtenden Kontrollen geplant sind.