Kochel reformiert das Kurbeitragsmodell: Gebühr für Wanderer soll entfallen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. DasGelbeBlatt

Kommentare

Für Tagesgäste soll es in Kochel nun billiger werden. © Sandra Gerbich

Seit 2021 fordert die Gemeinde Kochel als Luftkurort 2 Euro Kurbeitrag. Das Eintreiben funktionierte bislang schlecht. Ebenso erhob Rathauschef Jens Müller (UWK) Zweifel an der Rechtmäßigkeit des bestehenden Konzepts.

Kochel – Aus seiner Ablehnung darüber, wie die Gemeinde bislang versuchte den Tageskurbeitrag einzutreiben, hatte Jens Müller (UWK) schon als Gemeinderat nie einen Hehl gemacht. Dass er das Thema als Bürgermeister zeitnah angreifen würde, war abzusehen. Vor allem, weil heuer der Kurbetrieb mit einem Defizit von etwa 840.000 Euro zu Buche schlägt.

Kurbeitrag in Kochel: Wer auf den Berg will, muss künfitg nichts mehr zahlen

„Kaum jemand drückt die grüne Taste, wenn er am Bahnhof Kochel ankommt“, kritisierte der Rathauschef. Ebenso sei der Besitz des Tagestickets nur schwer zu kontrollieren. Müller hält den Tageskurbeitrag außerdem zumindest teilweise für nicht rechtskonform. Es gebe „ein freies Betretungsrecht der Natur, das nicht eingeengt werden darf.“

kochel-kurbeitrag-gebühren
Seit 2021 müssen auch Tagesgäste zwei Euro Kurbeitrag abführen. © Sandra Gerbich

Sein „Baby“ präsentierte er den Gemeinderäten sowie etwa 50 Bürgern, die in die Rieder Waldschänke gekommen waren: Wer etwa nur auf den Sonnenspitz will, muss künftig nichts mehr zahlen: Der Kurbeitrag für Tagestouristen in Höhe von 1 Euro soll demnach nur noch an den Kassen der großen Tourismusbetriebe zusätzlich erhoben werden.

Vor allem die Kristalltherme und die Herzogstandbahn hat Müller dabei im Visier, aber auch die beiden ortsansässigen Museen. Der Rathauschef schätzt die Einnahmen auf rund 440.000 Euro gegenüber etwa 100.000 Euro derzeit. Während die Therme zu den Kureinrichtungen gehöre und sich nicht gegen das Konzept sperren dürfe, habe die Herzogstandbahn als „freiwilliger“ Partner bereits zugesagt. „Natürlich brauchen wir auch Vereinbarungen im Einvernehmen mit den anderen“, beschwichtigte Müller – eine Aussage, die eine lange, hitzige Debatte im Gremium lostrat.

Das Trimini soll seinen Besuchern nun den Kurbeitrag berechnen

Die dritte Bürgermeisterin Veronika Lautenbacher (CSU) fürchtete um die gute Beziehung zum Trimini und warnte davor, einen so großen Vertragspartner nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. Für Müller kein Argument, schließlich habe man als Gemeinde „locker um die 10 Millionen Euro fürs Trimini ausgegeben“. Auch müssen Trimini-Gäste bereits seit 2021 2 Euro Tageskurbeitrag zahlen, so Müller.

„Alle oder keiner“, lautete die Meinung von Florian Lantenhammer (CSU) und Markus Greiner (Junge Liste). Sie wehrten sich dagegen, nur die großen Betriebe anzugehen. Greiner berief sich auf den Gleichberechtigungsgrundsatz. „Ob das dann mehr Arbeit für die Verwaltung ist, ist mir scheißegal“, entfuhr es ihm, Lantenhammer kicherte. Müllers Fass lief über: „Was gibt es hier abfällig zu lachen? Wir suchen gemeinsam eine vernünftige Lösung, das ist unangemessen und missachtend.“

Übernachtungsgäste zahlen nun 50 Cent mehr an Kurbeiträgen

Kämmerer Thomas Bacher verwies darauf, dass die aktuell gültige Satzung an die Mustersatzung des Gemeindetags angepasst werden müsse. Die Räte stimmten zu. Damit steige der Kurbeitrag für Übernachtungsgäste von 2 Euro auf 2,50 Euro, ergänzte Maria Bäck (UWK).

Gegen den zweiten Beschluss, künftig nach Einholung des Einvernehmens 1 Euro Tageskurbeitrag über die Anbieter touristischer Einrichtungen zu erheben, stimmten Eduard Pfleger (JL), Veronika Lautenbacher, Florian Lantenhammer und Maximilian Leutenbauer.

Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare