Stadtwerke Bad Tölz verbinden Nahwärmenetze und verlegen Rohre unter Wasser

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Unter der Isar hindurch: Projektleiter Andreas Rösch erklärte zusammen mit den Stadtwerke-Geschäftsführern Andrea Abels und Wolfgang Stahl das Vorgehen zum Zusammenschluss der Wärmenetze Ost und West. © Fridolin Thanner

Der Ausbau des Nahwärmenetzes in Bad Tölz läuft. Nun ist das Projekt der Stadtwerke an der „Schlüsselstelle“, wie sie Geschäftsführer Wolfgang Stahl nannte, angelangt.

Bad Tölz – Für den Zusammenschluss der östlichen und westlichen Netze müssen die Rohre durch die Isar verlegt werden. Das ist keine leichte Aufgabe – im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. Wenn alles vorbereitet ist, werden fünf Bagger und zwei Autokräne zwei 35 Tonnen schwere Rohre in die Isar legen. Ihr Bett muss mindestens zwei Meter unter der Flusssohle liegen.

Das vorzubereiten, ist eine diffizile Aufgabe. „Wir haben hier ein geologisch sehr schwieriges Gebiet“, machte Georg Häsch (Bauleiter Firma Häsch) deutlich. Die Herausforderungen und das Vorgehen erläuterte er mit weiteren Projektverantwortlichen am vergangenen Dienstag im Rahmen eines Pressetermins an der Baustelle.

Das Ziel ist zu sehen. Am Fußballplatz des SC Rot-Weiß Bad Tölz gibt eine Grube im Boden den Blick frei auf zwei mächtige Rohre. Hier enden derzeit die Leitungen von der neu entstehenden Wärme-Energie-Zentrale. Gegenüber, auf der Westseite der Isar, liegen an der Arzbacher Straße schon die Rohre bereit, die für die Verbindung vom Nahwärmenetz im Osten zu dem im Badeteil sorgen sollen. Sie werden derzeit verschweißt, anschließend werden die Nähte geröntgt und so auf ihre Dichtigkeit geprüft, erklärte Dieter Pröhl, Bauleiter der Firma Schandl.

Die Planungen für den Zusammenschluss – die Querung der Isar kostet laut Stadtwerke-Geschäftsführerin Andrea Abels etwa 1,3 Millionen Euro – laufen seit fast zwei Jahren. Neben den technischen Herausforderungen ist auch der Naturschutz zu beachten. „Das ist ein sehr sensibles Gebiet“, das es möglichst wenig zu belasten gelte, sagte Andreas Rösch, Projektverantwortlicher bei den Stadtwerken. Sensibel und speziell.

Am Fußballplatz des SC Rot-Weiß Bad Tölz gibt eine Grube im Boden den Blick frei auf zwei mächtige Rohre. Hier enden derzeit die Leitungen von der neu entstehenden Wärme-Energie-Zentrale. Gegenüber, auf der Westseite der Isar, liegen an der Arzbacher Straße schon die Rohre bereit.
Am Fußballplatz des SC Rot-Weiß Bad Tölz gibt eine Grube im Boden den Blick frei auf zwei mächtige Rohre. Hier enden derzeit die Leitungen von der neu entstehenden Wärme-Energie-Zentrale. Gegenüber, auf der Westseite der Isar, liegen an der Arzbacher Straße schon die Rohre bereit. © Fridolin Thanner

Unter den Kies- und Sandschichten liegt eine Ton- und Tonmergelschicht, teilweise mit felsartigen Eigenschaften. „Das ist für eine Bohrung ungeeignet“, machte Rösch deutlich, „damit bleibt nur eine offene Bauweise“. Nun wird eine Spundwand in einer Höhe erstellt, über die das Wasser ruhig fließen kann. Dahinter wird der Rohrgraben ausgehoben. „Das Baggern unter Wasser ist eine Herausforderung“, sagte Bodo Dreisbach (Bauleiter Firma Willibald). „Das geht nicht auf Sicht, wir müssen uns auf die Elektronik verlassen“, erklärte er.

Bagger mit CAD-Steuerung, Spezialgeräte und Maschinen für Arbeiten in der Tölzer Isar

Bagger mit CAD-Steuerung, Spezialgeräte und Maschinen für Arbeiten im Fluss – allein, dass sie oft Wochen im Voraus gebucht werden müssen, sorgt für eine aufwendige Koordination. Erschwert werden die Planungen dadurch, dass das Wetter und die Dauer von Vorbereitungsarbeiten – so sind zunächst Bohrungen nötig, um überhaupt Spundwände in den harten Untergrund der Isar einbringen zu können – viele Unwägbarkeiten bergen. „Hier erfordert jedes Detail eine einzelne Lösung“, machte Dreisbach deutlich.

Für eine derart komplexe Baustelle gebe es „kein Regelwerk, das man einfach aus der Schublade zieht“. deshalb sei auch eine konkrete Terminplanung so schwierig. Das gilt auch für das Einheben der beiden Rohre. Beide werden an die 35 Tonnen wiegen. Voraussichtlich werden fünf Bagger und zwei Autokräne die zusammengeschweißten Elemente ins Flussbett setzen. Wolfgang Stahl geht davon aus, dass das zwei bis drei Tage dauern kann. Taucher verankern schließlich die Rohre.

Im Zuge der Maßnahme wird auch neben den beiden Leitungen des Fernwärmenetzes mit einem Durchmesser von je 60 Zentimetern ein kleineres Schutzrohr für Stromleitungen durch die Isar verlegt. Insbesondere für diese Arbeiten sind die Stadtwerke auf trockenes Wetter und einen niedrigen Pegelstand angewiesen. Aus Naturschutzgründen müssen die Arbeiten an der Isar bis spätestens Ende Februar abgeschlossen sein.

Baustelle an der Isar soll laut Stadtwerke Bad Tölz Weihnachten fertig sein

Die Projektverantwortlichen hoffen aber, dass bis Weihnachten der Zusammenschluss erfolgt und die Straßen wieder so weit hergestellt sind, dass der Verkehr fließen kann. Denn im Zuge der Maßnahme wird es auch zu Einschränkungen kommen. So kündigen die Stadtwerke an: „Für die Erstellung des Rohrgrabens am Westufer muss die Bockschützstraße ab dem Kreuzungsbereich Arzbacherstraße/Bockschützstraße gesperrt werden.“ Der Verkehr von Arzbach könne jedoch über die südliche Arzbacherstraße ins Badeteil weiterfließen – und andersherum.

Genaue Termine können aber nicht genannt werden. Wegen der Komplexität der Baustelle und abhängig von der Witterung wird auch die Sperrung relativ kurzfristig erfolgen. Noch offen ist auch, wann die Rohre genau in die Isar eingehoben werden. Die Stadtwerke weisen aber schon jetzt auf die Gefahren hin, wenn 35 Tonnen schwere Rohre in der Luft schweben, und bitten das Betretungsverbot der Baustelle zu befolgen.

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