„Starkes Signal“: Kochels Gemeinderat segnet Bauantrag für Asklepios-Privatklinik ab
Kochel - Neue Pläne für das Verdi-Areal in Kochel: Der Asklepios-Konzerns will dort eine Privatklinik bauen. Der Gemeinderat segnete den Bauantrag ab.
Seit mehr als 20 Jahren liegt in Kochel das Verdi-Areal am Ufer des Kochelsees brach. Erst im vergangenen Jahr wurde das 1930 im Bauhaus-Stil errichtete Gebäude nach langem Gerangel um Denkmalschutz abgerissen. Dann gab es Hoffnung auf ein Hotel mit Ferienwohnungen – es wurde aber still um das Filetgrundstück am See. Nun liegt ein Bauantrag des Asklepios-Konzerns vor. Dieser will auf dem rund 1,4 Hektar großen Areal eine Privatklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik errichten.
Als ein Megaprojekt, „das seinesgleichen sucht“, stellte der stellvertretende Bürgermeister Thomas Eberl (UWK) das Bauvorhaben in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor. Eberl zufolge soll die Kochler Einrichtung eine zweite Klinik der Blomenburg Holding GmbH werden. Eine derartige Klinik betreibt die zum Asklepios-Konzern gehörende Gesellschaft bereits in Selent an der Ostsee. 81 Patientenzimmer im 5-Sterne-Segment sind geplant. Aufgenommen werden Privatpatienten oder Selbstzahler, die etwa an Depressionen, chronischen Erschöpfungssymptomen oder Angst- und Zwangs- sowie posttraumatischen Belastungsstörungen leiden.
Ausmaß beschäftigt
Dass nicht nur Eberl etwa ein touristisch oder gastronomisch ausgerichtetes Objekt auf dem Filetgrundstück lieber gesehen hätte, stand stumm im Raum. Das Gremium schien zu tun zu haben mit den Ausmaßen des geplanten Bauvorhabens. „Ja, das ist schon ein Projekt, das seinesgleichen sucht“, kommentierte Eberl die Baupläne.
Der Komplex soll aus mehreren Gebäuden bestehen. Zwei stumpfwinklige längliche Häuser will der Asklepios-Konzern mit einem „Verteiler“ – eine Art Brücke – verbinden. Auf dem Dach eines Hauses ist ein Tennisplatz geplant, in dem anderen ein Medical Spa mit Schwimmbad und Saunen. Nicht alle Gebäude werden neu errichtet. So soll das bestehende Haus am See zum Empfangs- und Restaurantgebäude umgebaut werden. Teilweise gibt es Abweichungen von der Festsetzung des Bebauungsplans bei der Höhe und dem Ausmaß einzelner Gebäude – für die Gemeinderäte kein Problem.
Optik ist Thema
Gedanken wurde sich dafür um die Fassadengestaltung gemacht. Für Rosi Marksteiner (Mitte) ist nicht erkennbar, was Holz und was Beton sei. Eberl, der die Betonteile als nicht störend empfand, vertraut darauf, „dass es schön werde“. Bettina Sindlhauser (Freie Bürger Ried) sorgte sich angesichts des „Wahnsinns-Projekts“ um die Fassaden. Dass der Baubewerber darauf achte, dass äußerlich alles passt, meinte Mathias Graf (CSU). Jens Müller (UWK) gab zu bedenken, dass sich Geschmäcker ändern, man aber nicht eine eingeschränkte Zustimmung erteilen könne. Auch er vertraue darauf, dass die Klinik mit der Gemeinde „gut zusammenarbeiten will“.
Sindlhauser erkundigte sich, ob der Gastronomiebereich der Öffentlichkeit zur Verfügung stehe. Der Idee musste Eberl einen abschlägigen Bescheid erteilen. Er sei von den Asklepios-Kliniken darüber informiert worden, dass diese Investition zum einen mit 500.000 Euro zu Buche schlagen würde, zum anderen wolle der Betreiber die Privatsphäre der Patienten schützen.
Frank Sommerschuh (Freie Wähler) merkte kritisch an, dass kein Personalwohnheim geplant sei. Eberl informierte über die Möglichkeit, eventuell was mit dem Trimini-Betreiber, der Kristallbäder AG, zu errichten. „Auch die haben Bedarf an Wohnraum für ihr Personal.“
Man hält sich bedeckt
Anfragen der Rundschau bei den Asklepios-Kliniken nach Baubeginn, Kosten sowie Wohnraum für Personal blieben unbeantwortet. „Unser Statement ist sehr kurz: Wir äußern uns derzeit nicht“, so Sprecher Mathias Eberenz. Ebenso wurde abgelehnt, der Presse die in der Gemeinderatssitzung verwendete Präsentation zur Verfügung zu stellen.
Nachdem der Gemeinderat einstimmig dem Bauvorhaben zustimmte und laut Eberl damit ein „starkes Zeichen an den Antragsteller“ sandte, liegt nun der Antrag beim Kreisbauamt. Marlies Peischer von der Pressestelle des Landratsamts Bad Tölz-Wolfratshausen teilte mit, dass das Verfahren laufe.