
Bildquelle: Christoph Maria Michalski
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"Streiten mit System: Wie du lernst, Konflikte zu lieben" von Christoph Maria Michalski.
Timo Werner spielt bei RB Leipzig keine Rolle mehr, er kassiert aber rund zehn Millionen Euro in seinem letzten Vertragsjahr bis kommenden Sommer. Ein Wechsel wäre sportlich die logische Wahl gewesen. Doch Werner entscheidet sich fürs Bleiben.
Was steckt dahinter? Ein Blick auf die inneren Konflikte eines Spielers, der zwischen Karriere und Sicherheit schwankt.
Werner ist 29 Jahre alt, also im besten Fußballer-Alter. Eigentlich die Zeit, in der man als Stürmer noch einmal durchstartet, Tore schießt, vielleicht sogar Titel sammelt. Stattdessen sitzt Timo Werner bei RB Leipzig am Rand. Trainer und Klub planen nicht mehr mit dem Topverdiener. Für die Fans wirkt es so, als hätte er seine Karriere innerlich schon abgehakt.
Auf dem Papier wäre der Weg klar: Lieber wechseln, weniger Grundgehalt kassieren und dafür Spielpraxis bekommen. Doch Werner entscheidet sich anders. Er bleibt – und nimmt dafür in Kauf, keine Spielzeit mehr zu bekommen.
Klingt unverständlich? Ja. Aber nur, wenn man es rein sportlich betrachtet. Für Werner geht es längst nicht mehr nur um Einsatzzeiten, sondern auch um Stabilität. Und die liefert vor allem der Vertrag.
In einem Geschäft, in dem Marktwert und Ruf von einer Saison zur nächsten kippen können, ist das mehr wert als jede Einsatzgarantie.
Christoph Maria Michalski, bekannt als „Der Konfliktnavigator“, ist ein angesehener Streit- und Führungsexperte. Mit klarem Blick auf Lösungen, ordnet er gesellschaftliche, politische und persönliche Konflikte verständlich ein. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Kurz gesagt: Auf dem Platz läuft es mau, auf dem Konto läuft es rund. Das wirkt widersprüchlich – ist aber eine Entscheidung, die viele Profis in vergleichbarer Lage treffen würden.
Es ist ein Tauziehen zwischen mehreren Kräften. Da ist der Wunsch nach Sicherheit: Ein Vertrag in dieser Höhe ist ein Schutzschild gegen die Unsicherheit einer kurzen Karriere. Jeder weiß: Ein Kreuzbandriss, ein neuer Trainer oder ein Formloch – und plötzlich ist man draußen.
Daneben gibt es den Faktor Status. Das hohe Gehalt ist nicht nur Geld, sondern ein Symbol. Werner war mal ganz oben, sein Vertrag war die Folge, der sagt: „Du bist es wert.“ Wer freiwillig auf diese Summe verzichtet, riskiert, dass sein eigenes Selbstbild Risse bekommt.
Und da ist das Bedürfnis nach Kontrolle. Ein Wechsel bringt immer Risiko: neue Liga, neue Erwartungen, neues Umfeld. Vielleicht funktioniert es, vielleicht nicht. In Leipzig kennt Werner die Abläufe, die Ärzte, die Stadt. Das bedeutet Ruhe – gerade nach den Achterbahn-Jahren bei Chelsea und Tottenham.
Kurz gesagt: Werner steht nicht nur vor der Frage „Geld oder Karriere“, sondern vor einem Dreikampf zwischen Sicherheit, Status und Selbstbestimmung.
Studien zeigen: Menschen empfinden Verluste doppelt so schmerzhaft wie Gewinne. Übertragen auf Werner: Den sicheren Millionenvertrag aufzugeben, tut gefühlt viel mehr weh, als die Chance auf ein Comeback Freude machen würde.
Dazu kommt das, was Psychologen „Sunk-Cost-Effekt“ nennen. Man klammert sich an etwas, weil man schon so viel investiert hat. Werner hat sich diese Konditionen erarbeitet. Warum sollte er jetzt freiwillig „unter Wert“ gehen?
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"Streiten mit System: Wie du lernst, Konflikte zu lieben" von Christoph Maria Michalski.
Die Angst, in einem neuen Klub trotz Gehaltsverzicht wieder auf der Bank zu landen, verstärkt das Ganze. Dann hätte er gleich doppelt verloren: weniger Geld und keine Spielzeit. Aus dieser Perspektive wirkt das Bleiben fast logisch.
Unterm Strich: Verlustangst ist oft stärker als Aufbruchslust. Und genau diese Rechnung macht Werner gerade auf.
Weil ein Wechsel nicht nur eine sportliche, sondern auch eine private Entscheidung ist. Es geht nicht nur um 90 Minuten auf dem Rasen, sondern auch um Wohnort, Familie, Umfeld. Leipzig ist vertraut, Leipzig ist berechenbar.
Sportlich käme noch dazu: Ein neuer Verein müsste bereit sein, Werner nicht nur zu nehmen, sondern ihm auch eine echte Rolle zu geben. Doch die Angebote passen oft nicht. MLS-Klubs wollten ihn. Andere Vereine zögern: Warum viel Geld für einen Spieler, der zuletzt kaum gespielt hat?
Und: Ein Neustart ist immer auch ein Risiko fürs Image. Wer zu einem kleineren Klub wechselt, sendet das Signal: „Der große Glanz ist vorbei.“ Für viele Profis ist genau das schwerer zu verkraften als weniger Spielzeit.
Kurz gesagt: Ein neuer Klub müsste sportlich, finanziell und emotional genau passen. Solche Kombinationen sind selten.
Weniger Fixgehalt, dafür mehr leistungsabhängige Boni. Wer spielt, trifft und liefert, verdient automatisch gut. So könnte Werner sein Risiko senken und gleichzeitig beweisen, dass er sportlich noch etwas im Tank hat.
Die Rolle müsste klar sein: ein Team, das sein Tempo und seine Tiefenläufe wirklich braucht. Kein System, das ihn auf die Bank setzt, sondern eins, das auf ihn zugeschnitten ist. So wie früher, als er in Leipzig und im DFB-Trikot seine besten Phasen hatte.
Ja, dafür müsste er mutig sein. Er müsste akzeptieren, dass er zunächst weniger verdient – mit der Chance, sich alles zurückzuholen. Aber genau so entstehen die Geschichten, die Fans lieben: Spieler verzichtet auf Millionen, um noch einmal durchzustarten.
Unterm Strich: Die „Karriere-Variante“ gibt es. Aber sie erfordert Mut, Verzicht und das Vertrauen, dass es wirklich noch einmal klappt.
Vereine sollten verstehen: Spieler entscheiden nicht nur nach Minuten oder Geld. Sie entscheiden nach Sicherheit, Status und Glaubwürdigkeit. Wer Spieler wie Werner überzeugen will, muss mehr bieten als einen Vertrag. Es braucht eine klare Rolle, ein überzeugendes Warum und ein Modell, das Leistung sichtbar belohnt.
Für Werner selbst gilt: Kurzfristig ist sein Festhalten menschlich. Wer würde nicht zehn Millionen pro Jahr nehmen, wenn sie auf dem Tisch liegen? Aber langfristig frisst Unsichtbarkeit jede Karriere. Stürmer leben von Bildern: Tore, Jubel, Emotion. Die entstehen nur, wenn man spielt.
Lieber früher den Schritt machen – auch wenn das Fixum kleiner ist. Eine große Bühne, die ihn wieder ins Rampenlicht stellt, wiegt am Ende mehr als jedes Konto. Sicherheit ist heute sein Sieg, Wirkung muss es morgen sein.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.