Ein VfB-Fan erstaunt: Haben Bayern gezeigt, dass die Bundesliga jetzt anders tickt
Früher war’s einfach: Bayern ruft an, der Spieler sagt „Kindheitstraum“, der abgebende Klub zählt die Scheine und die Bundesliga nickt ergeben. Gomez, Götze, Hummels als Blaupause: Wunsch äußern, Macht demonstrieren, Deal einsacken. „Mia san mia“ als Naturgesetz, und alle anderen die Wettervorhersage: vereinzelte Restniederschläge, in München heiter bis meisterlich.
2025 fühlt sich anders an. Der Anruf kommt und Stuttgart sagt: „Danke, nein“. Nicht trotzig, nicht beleidigt, einfach: selbstbewusst. Das ist neu.
Das Stuttgarter Nein bei Woltemade ist ein Perspektivwechsel
Der Satz, den man früher nur aus München kannte, kommt jetzt vom Neckar. Wir entscheiden, was uns sportlich stärker macht. Und manchmal bedeutet das, dass eure Wunschliste eben eine Wunschliste bleibt.
Das kratzt am Mythos. Weil die Bayern es gewohnt sind, dass die Dinge sich fügen. Dass Gesichter weich werden, wenn der Rekordmeister die Augenbraue hebt. Gerade deshalb ist dieses Stuttgarter Nein mehr als ein Transferdetail; es ist ein Perspektivwechsel.
Jetzt lachen wir: Nicht aus Häme, sondern aus Befreiung
Plötzlich müssen die Bayern erklären, überzeugen, warten. Zum ersten Mal seit Langem rennt nicht die Liga hinter ihnen her, sondern sie einem Spieler, der in Stuttgart gerade wichtiger ist als irgendeine Zahl auf irgendeinem Überweisungsträger.
Und ja, wir lachen ein bisschen. Nicht nur aus Häme, sondern größtenteils aus Befreiung. Wenn bei uns intern bei einem Kick ein Teamname kursiert, der ein Bayern-Angebot auf die Schippe nimmt, dann ist das Therapie durch Humor.
Jahrzehntelang war die Pointe immer, wie unvermeidlich die Geschichte ausgeht. Diesmal schreiben wir die Pointe selbst: Bundesliga-Gesetzmäßigkeit außer Kraft gesetzt! Vorübergehend? Vielleicht. Befriedigend? Oh ja.
Bayern lernt gerade, dass Wünsche kein Rechtsanspruch mehr sind
Nick Woltemade ist da nur Symbol, aber ein mächtiges. Nicht Beute, sondern Baustein. Wenn er bleibt, dann, weil es zu unserer Geschichte passt. Wenn er irgendwann geht, dann zu unseren Bedingungen. Das ist der Unterschied, den man in München gerade lernen muss, dass Wünsche kein Rechtsanspruch mehr sind.
Es ist absolut erstaunlich, wie sehr die Ära Hoeneß-Wohlgemut diesen Verein konsolidiert hat. Noch erstaunlicher ist es, wie viel Selbstverständnis man dadurch gewonnen hat. In der Relegation gerettet, zum Vizemeister gemacht, in der Champions League ordentlich performt und dann Pokalsieger geworden - und jetzt? Bietet man sogar den Bayern die Stirn.
Beziehen wir mit ein, dass der FC Bayern seit Sommer 2023 zwei Drittel des Gehalts unseres Stammtorhüters finanziert, könnte man fast meinen, dass der Spieß sich umgedreht hat.
„Mia san mia“ trifft auf „Mir send mir“ und plötzlich ist es ein Duell auf Augenhöhe. Wer hätte gedacht, dass ein Nein so laut klingen kann? In Stuttgart hört man’s bis in die Kurve. In München vermutlich bis in die Chefetage.