Bekannter Autozulieferer ist wieder insolvent: Pleite trifft über 250 Mitarbeiter

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Zuletzt gab es für die 240 Mitarbeiter von BBS keine guten Nachrichten. Doch eine Insolvenz solle es nicht geben, heißt es nun. © Patrick Seeger/dpa

Ein bekannter Autozulieferer muss erneut Insolvenz anmelden. Die Zukunft der Belegschaft bleibt nach der Pleite des Felgenherstellers ungewiss.

Schiltach – Die Pleitewelle rollt und rollt weiter. Nach der Insolvenz eines bekannten Versicherers, der Insolvenz eines Ikea-Rivalen in Deutschland, eines Traditionsherstellers aus der Möbelbranche und schlechten Nachrichten infolge der Insolvenz eines deutschen Weltmarktführers im Maschinenbau hat es erneut einen bekannten Autozulieferer erwischt.

Bekannter Autozulieferer ist wieder insolvent: Felgenhersteller ist zum fünften Mal Pleite

Die Rede ist vom Autotechnik-, Rad und Felgenhersteller BBS aus Baden-Württemberg. Es ist ein erneuter Schock für die Belegschaft. Denn der Autozulieferer muss zum fünften Mal nach 2007, 2010, 2020 und 2023 in der Firmengeschichte Insolvenz anmelden. Das geht aus einer Veröffentlichung des Amtsgerichts Rottweil vom 26. Juli hervor.

Die erneute Pleite des Unternehmens kommt allerdings wenig überraschend, da sich schon nach der vierten Insolvenz von BBS angedeutet hatte, dass der Traditionshersteller trotz des Insolvenzverfahrens in Schwierigkeiten befindet. „Die Zukunft von BBS ist im Moment völlig offen“, hatte Stefan Prutscher, politischer Sekretär bei der zuständigen IG Metall Freudenstadt, im Juli bei t-online erklärte. Der Betrieb stehe bis auf wenige Ausnahmen seit Monaten still, kleinere Aufträge würden noch abgearbeitet, der Gutteil der Mitarbeiter habe aber schlichtweg nichts zu tun.

Bekannter Autozulieferer BBS muss erneut Insolvenz anmelden: Berichte über ausstehende Lohnzahlungen

Verschiedene Medien berichteten Anfang Juli 2024 davon, dass die Belegschaft im Mai und Juni kein Gehalt erhalten hatte. Damals wies der Geschäftsführer Ilkem Şahin bei Merkur.de die Berichte und Gerüchte einer bevorstehenden Insolvenz deutlich zurück. „Wir haben einen Plan“, hieß es damals. Die Gehälter für die Monate wurden damals wohl dennoch erst mit Verspätung gezahlt.

Die Geschäftsführung von BBS äußerte sich bisher allerdings nicht zu dem erneuten Insolvenzantrag. Nach Angaben des Schwarzwälder Boten kam die Nachricht für die BBS zuständige PR-Agentur überraschend. Eine Stellungnahme lag nicht vor. Das Verhalten der Geschäftsführung gebe ihm Rätsel auf, gab sich Gewerkschaftssekretär Prutscher bei der Zeitung überrascht.

Bekannter Felgenhersteller aus BaWü ist insolvent: Etwa 270 Angestellte betroffen

Zum Insolvenzverwalter von BBS wird Dr. Dirk Pehl aus Freiburg bestellt. Von der erneuten Pleite des insolventen Unternehmens sind etwa 270 Angestellte in den beiden Werken in Schiltach (Kreis Rottweil) und Herbolzheim (Kreis Emmendingen) betroffen.

Erst Ende letzten Jahres war der Investor aus der Türkei bei BBS eingestiegen. Die ISH Group hatte damals zugesagt, alle Arbeitsplätze erhalten und erheblich investieren wollen. Gründe für die damalige Insolvenz waren die teuren Energiepreise und der eingebrochene Absatz ihrer Felgen. Infolge der dritten Insolvenz im Jahr 2020 hatte das Traditionsunternehmen bereits etwa ein Drittel der Arbeitsstellen streichen müssen.

Autozulieferer BBS insolvent: Firma stellte Felgen für Michael Schumachers erstes Weltmeister-Auto

Die Gründung des Unternehmens geht auf das Jahr 1970 zurück. Kerngeschäft von BBS, dessen Name auf die beiden Gründer Heinrich Baumgartner und Klaus Brand sowie den Firmensitz in Schiltach zurückgeht, ist die Herstellung und der Verkauf von Felgen für Fahrzeuge in der gehobenen Preisklasse. Eine gewisse Berühmtheit erlangte BBS, weil das Traditionsunternehmen Michael Schumachers erstes Formel-1-Weltmeister-Auto mit Felgen ausstattete. Nun ereilt BBS wohl das gleiche Schicksal, was schon vielen Unternehmen in diesem Jahr passiert ist.

Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, die IPPEN.MEDIA vorliegt, stieg die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. „Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Experte Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.

Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten und es so zu weiteren Insolvenzen wie beispielsweise bei einem 208 Jahre alten Traditionsunternehmen kommen wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können.“

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