Autozulieferer kürzt im Hauptwerk Arbeitszeit von 2800 Beschäftigten – als letzten Ausweg

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Der Automobilzulieferer ZF streicht für rund 2800 Mitarbeitern Gehalt und Arbeitszeit zusammen. Der Betriebsrat spricht von einer „solidarischen Lösung“, die Kündigungen vermeidet.

Friedrichshafen – Wettbewerbsdruck, Absatzkrise und hohe Produktionskosten: Die deutsche Automobilbranche steckt seit geraumer Zeit in wirtschaftlichen Turbulenzen – betroffen ist auch der Zuliefererbetrieb ZF. Wegen finanzieller Schwierigkeiten teilten das Unternehmen und der Betriebsrat nun mit, dass ab dem 15. Mai die Wochenarbeitszeit in der Konzernzentrale in Friedrichshafen auf 32,5 Stunden sinkt. Ab dem 1. Juni soll sie sogar auf 31,5 Stunden reduziert werden.

ZF verkürzt Arbeitszeit am Standort Friedrichshafen – 2800 Mitarbeitende betroffen

Insgesamt sind von der Maßnahme 2800 Beschäftigte betroffen. Ihre Gehälter werden entsprechend der reduzierten Arbeitszeit angepasst. Laut Unternehmensangaben soll die Regelung vorerst bis zum 31. März 2026 gelten und Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe ermöglichen.

Der Friedrichshafener Autozulieferer ZF steckt tief in der Krise. Das Unternehmen verbuchte 2024 einen Milliardenverlust – und auch der Ausblick für 2025 ist alles andere als rosig. © Felix Kästle/dpa

Betroffen sind ausschließlich Beschäftigte des sogenannten „Betriebs Z“, zu dem in Friedrichshafen unter anderem die Bereiche Forschung, Entwicklung und Unternehmensführung gehören. Laut ZF-Betriebsrat ist insbesondere in den vergangenen Jahren die Auftragslage in diesen Bereichen deutlich zurückgegangen. Franz-Josef Müller, Vorsitzender des Betriebsrats des betroffenen Bereichs „Betrieb Z“, erklärte, die Einführung der Vier-Tage-Woche sei ein zentrales Anliegen des Gremiums gewesen. Auch Arnd Hermann, Standortleiter des „Betriebs Z“, sprach von einer „solidarischen Lösung“, die in der angespannten Lage des Konzerns sozialverträglich umgesetzt werde.

Im Gegenzug zu dieser Regelung verzichtet die Geschäftsführung bis Mitte 2028 auf betriebsbedingte Kündigungen. Zudem wurde vereinbart, dass die Konzernzentrale in Friedrichshafen auch künftig der zentrale Standort für Forschung und Entwicklung bleibt.

Verlust von über einer Milliarde Euro: Warum ZF harte Sparmaßnahmen ergreift

Ein ähnliches Modell zur Arbeitszeitverkürzung hatte ZF bereits 2024 im Werk Schweinfurt eingeführt – betroffen waren damals rund 9800 Mitarbeitende. ZF betreibt weltweit 161 Produktionsstandorte in 30 Ländern und erzielte 2024 einen Umsatz von 41,4 Milliarden Euro. Doch die Automobilkrise – geprägt von einem schwachen Absatzmarkt und einer schleppenden Transformation hin zu elektrischen Antriebssystemen – führte dazu, dass sich der Verlust auf über eine Milliarde Euro belief. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 lag der Gewinn noch bei 126 Millionen Euro.

Auch deshalb sollen bis 2028 deutschlandweit 14.000 der insgesamt 54.000 Arbeitsplätze wegfallen. Kündigungen gab es bislang nicht; vielmehr werden vakante Stellen bis auf Weiteres nicht neu besetzt. Durch die Kombination aus Einstellungsstopp und Arbeitszeitverkürzung konnten bislang rechnerisch rund 4000 Stellen eingespart werden.

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