Autozulieferer ZF kürzt Arbeitszeit an deutschem Standort – Großteil der 9.800 Mitarbeiter betroffen
Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat sich mit den Arbeitnehmervertretern auf eine Arbeitszeitkürzung an einem bayerischen Standort geeinigt. Die Maßnahme tritt im Dezember in Kraft.
Friedrichshafen/Schweinfurt - Der Technologiekonzern ZF Friedrichshafen hat Ende Juli angekündigt, bis 2028 allein in Deutschland bis zu 14.000 Arbeitsplätze abzubauen. Allerdings muss der Stiftungskonzern aus Baden-Württemberg aufgrund der aktuellen Marktlage an deutschen Standorten bereits jetzt Maßnahmen ergreifen und hatte im Oktober bekannt gegeben, am Standort Schweinfurt (Bayern) die Arbeitszeit der Mitarbeiter zu reduzieren. Damit soll die Überkapazität ausgeglichen und zugleich ein Stellenabbau vermieden werden. Wie der Konzern nun in einer Pressemitteilung schreibt, wurde diesbezüglich eine Einigung getroffen.
Die besagte Einigung zwischen der ZF Friedrichshafen und den Arbeitnehmervertretern am Standort Schweinfurt konnte eine Arbeitszeitreduzierung zwar nicht verhindern, es wurde aber ein Kompromiss gefunden, mit dem sich laut der Mitteilung beide Seiten zufriedengeben. Konkret soll die Arbeitszeit ab dem 1. Dezember 2024 und bis zum 30. Juni 2025 auf 32,5 Stunden pro Woche abgesenkt werden. Betroffen ist nach Konzernangaben der Großteil der rund 9.800 Mitarbeiter am Standort. Auch Bosch hatte jüngst angekündigt, an mehreren deutschen Standorten die Arbeitszeit zu senken.
ZF Friedrichshafen senkt Arbeitszeit von Mitarbeitern in Schweinfurt – Gehalt kann ausgeglichen werden
Wegen des hohen Spardrucks bei der ZF Friedrichshafen stehen aktuell alle deutschen Standorte auf dem Prüfstand. Konzernchef Holger Klein hatte jüngst den Abbau von 1.800 Stellen an einem Werk im Südwesten bestätigt, an einem anderen Standort soll sogar rund die Hälfte der Belegschaft entlassen werden. Am wichtigen Multidivisionsstandort Schweinfurt soll die Reduzierung der Arbeitszeit einen Stellenabbau verhindern, gleichzeitig aber auch die Überkapazitäten durch die sinkende Nachfrage ausgleichen. Ausgenommen sind nach Unternehmensangaben Auszubildende, duale Studierende, Mitarbeiter in Altersteilzeit sowie die Konzernbereiche Aftermarket und ZF Engineering.
Name | ZF Friedrichshafen AG |
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Gründungsjahr | 1915 |
Hauptsitz | Friedrichshafen, Baden-Württemberg |
Branche | Automobilzulieferer, Mobilitätssysteme |
Geschäftsbereiche | Automobilzulieferer, Antriebs- und Fahrwerktechnik, E-Mobilität, Automatisierungstechnik, Industrietechnik, Nutzfahrzeugtechnik |
Mitarbeiterzahl | 168.738 (Stand: 2023) |
Produktionsstandorte | 168 in 32 Staaten |
Hauptentwicklungsstandorte\t | 19 in neun Ländern |
Umsatz | 46,6 Milliarden Euro (2023) |
Geschäftsführung\t | Holger Klein (Vorstandsvorsitzender), Heinrich Hiesinger (Aufsichtsratsvorsitzender) |
Anteilseigner | 93,8 Prozent Zeppelin Stiftung (Stiftungsträger ist die Stadt Friedrichshafen), 6,2 Prozent Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung |
„Wir mussten uns den rückläufigen Umsätzen stellen, gleichzeitig wollten wir betriebsbedingte Kündigungen unbedingt vermeiden“, erklärt Manfred Süß, Standortleiter bei ZF Schweinfurt. „Mit dieser Betriebsvereinbarung beweist das Schweinfurter Team einmal mehr seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, aber auch seinen ausgezeichneten Zusammenhalt.“ Damit die Herabsenkung der wöchentlichen Arbeitszeit nicht mit einem sinkenden Monatsgehalt einhergeht, soll den Mitarbeitern das Angebot gemacht werden, nach Wunsch das Zeitguthaben aus ihren betrieblichen Arbeitszeitkonten einzubringen.
Einigung bei ZF Schweinfurt bringt „vorerst“ Ruhe in den Standort
Mit der Reduzierung der Arbeitszeit für sieben Monate kann die ZF Friedrichshafen demnach auf die Überkapazität reagieren und hat dennoch genug Personal vor Ort, um alle Projekte weiterzuführen. Ursprünglich hatte der Autozulieferer vom Bodensee eine umfassendere Reduzierung vorgesehen, durch die Einigung fällt die Herabsetzung aber geringer aus. „Das ist im Wesentlichen auf den solidarischen Beitrag der außertariflichen Arbeitnehmer und Führungskräfte zurückzuführen“, so Personalleiter Marcus Giek. Die würden sich nämlich mit einer deutlichen Reduzierung ihres Jahresentgelts einbringen.
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Die ZF schreibt in der Mitteilung zwar explizit, dass sich der Konzern und die Arbeitnehmervertreter „vorerst“ auf die Maßnahme geeinigt haben – was eine potenzielle Verschärfung in Zukunft nicht ausschließt – die rund 9.800 Mitarbeiter müssen zunächst aber keine drastischeren Folgen der aktuellen Schieflage befürchten. Das kommende Urlaubsgeld soll übrigens auf Basis der regulären Arbeitszeit ausgezahlt werden; zudem können sich die ZF-Mitarbeiter in Deutschland auch im Krisenjahr 2024 über ein Weihnachtsgeld freuen, das mit dem Novembergehalt ausbezahlt wird.