Traditionsreicher deutscher Autozulieferer dementiert Insolvenz: „Wir haben einen Plan“

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Zuletzt gab es für die 240 Mitarbeiter von BBS keine guten Nachrichten. Doch eine Insolvenz solle es nicht geben, heißt es nun. © Patrick Seeger/dpa

Ein renommierter Felgenhersteller steht trotz finanzieller Schwierigkeiten und Produktionsstillstand nicht vor der Insolvenz, beteuert der Geschäftsführer. Er sieht eine Kampagne der Konkurrenz hinter den Gerüchten.

Schiltach – Die renommierte Automobilzulieferfirma BBS aus Schiltach im Schwarzwald (Baden-Württemberg) steht trotz monatelanger Auftragsflaute, Markenrechtsstreitigkeiten und angeblich ausstehenden Lohnzahlungen nicht vor dem Aus. Dies geht aus einer offiziellen Stellungnahme des Geschäftsführers von BBS, Ilkem Şahin, hervor, die am Freitag, den 5. Juli 2024, veröffentlicht wurde. Er betonte: „Wir werden die Marke BBS, die für uns eine der ganz großen deutschen Weltmarken ist, niemals aufgeben.“

Die ISH-Group, eine Industrieholding aus dem türkischen Beykoz, hatte BBS im Dezember unter der Leitung von Şahin übernommen. Das Unternehmen, das in verschiedenen Branchen tätig ist und rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat Erfahrung mit insolventen Unternehmen. So hat die ISH-Group neben BBS auch Pizza Hut Deutschland in Ratingen und die Spezialpapierfabrik Ober-Schmitten GmbH in Nidda erworben und den Regionalfernsehsender Rhein-Main TV Ende Januar 2024 aus der Insolvenz gerettet.

Insolvenz bei BBS? Geschäftsführer sieht Kampagne der Konkurrenz

Stefan Prutscher, politischer Sekretär bei der zuständigen IG Metall Freudenstadt, hatte zuvor berichtet, dass der Betrieb bei BBS seit Monaten nahezu stillstehe und die rund 240 Mitarbeiter aufgrund ausbleibender Lohnzahlungen „echt in Schwierigkeiten und verzweifelt“ seien. Şahin widersprach dieser Darstellung vehement und betonte, dass „alle Löhne und Gehälter bezahlt“ worden seien, „auch wenn die Produktion ruhte.“

Şahin und sein Cousin Karani Güleç traten Ende 2023 als Geschäftsführer von BBS auf und blickten zuversichtlich in die Zukunft. Probleme mit den Markenrechten für die traditionsreichen Felgen, die einst auch Michael Schumachers Ferrari zierten, behinderten jedoch die dauerhafte Produktion. Şahin versicherte jedoch, dass alle „Ausgaben und Steuern sechs Monate lang ohne Einnahmen oder Bankkredite bezahlt worden“ seien. Inzwischen seien die Markenrechte vom Voreigentümer endgültig übernommen worden und eine zusätzliche Produktionsstätte im nordrhein-westfälischen Werdohl sei erworben worden.

Insolvenzen von Traditionsunternehmen in Deutschland nehmen zu

Şahin sieht in den Berichten über eine drohende Insolvenz eine Kampagne der Konkurrenz. Er äußerte: „Wir wissen, dass viele Wettbewerber außerhalb Deutschlands auf ein Scheitern der BBS Deutschland hoffen.“ Trotz der „zurzeit angespannten“ wirtschaftlichen Lage in Deutschland und der Tatsache, dass kaum jemand in „energieintensive Unternehmen im Automobilsektor“ investiere, werde BBS nicht scheitern. Das Unternehmen, das 1970 gegründet wurde und in den letzten 20 Jahren viermal insolvent ging, konnte sich bisher immer retten. Nach der letzten Insolvenz 2023 übernahmen Şahin und Güleç die Geschicke des Felgenherstellers, der 2022 einen Umsatz von 50 Millionen Euro erzielte.

In jüngster Zeit sind immer wieder Traditionsunternehmen in die Insolvenz gerutscht, darunter der Reiseveranstalter FTI, die Warenhauskette Galeria und die Modefirmen Esprit sowie Fuchs & Schmitt aus Bayern. Im Juni sank die Zahl der Firmenpleiten jedoch zum zweiten Mal in Folge, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) berechnete. Insgesamt meldeten 2024 1169 Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland Insolvenz an. Das Handelsblatt berichtete kürzlich, dass in den ersten sechs Monaten 162 Unternehmen mit mehr als 10 Millionen Euro Umsatz insolvent gegangen sind – ein Anstieg von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. IWH-Experte Steffen Müller rechnet für Juli mit einem leichten Anstieg der Insolvenzen.

Ob BBS von einer Insolvenz betroffen sein könnte, ist noch unklar. Şahin betont jedoch, dass trotz der „zurzeit angespannten“ wirtschaftlichen Lage in Deutschland und der geringen Investitionen in „energieintensive Unternehmen im Automobilsektor“ BBS weitermachen wird. Er versichert, dass alle Zahlungen geleistet werden und nichts offen bleibt: „Wir haben einen Plan, und wir sind fest entschlossen, ihn umzusetzen.“ (mit Material von Reuters)

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