"Es lebe der Beschiss" – Leser wütend über Mogelpackungen und Preis-Tricks

Weniger Inhalt, gleiche Verpackung – und steigende Preise: Der Bericht "Die große Mogelpackung-Liste: Diese Produkte sind 2025 betroffen" sorgt auf FOCUS online für heftige Leserreaktionen. Viele User machen die Politik verantwortlich und fordern strengere Regeln gegen Verbrauchertäuschung. Andere nehmen die Hersteller ins Visier, prangern Tricksereien und sinkende Qualität an. Zwischen Wut, Resignation und praktischen Spartipps zeigt sich: Das Vertrauen in Markt und Kontrolle ist erschüttert.

Verteilung der Meinung zu "Leser:innen debattieren scharf: Wer profitiert wirklich von Shrinkflation?"
Insgesamt offenbart die Diskussion eine Mischung aus Politik- und Herstellerkritik, aktiven Konsumtipps und sarkastischer Resignation. FOCUS Online

Vorwürfe gegen Regierung

Ein erheblicher Teil der Leser – 22 Prozent – macht die Politik für steigende Preise und sogenannte Shrinkflation verantwortlich. Kritisiert werden insbesondere zu hohe Abgaben, übermäßige Bürokratie und mangelnder Verbraucherschutz. Mehrfach wird behauptet, politische Entscheidungen, etwa auf EU-Ebene, trieben die Kosten nach oben und ließen Unternehmen kaum Spielraum. 

Die pauschale Schuldzuweisung an die Politik greift jedoch zu kurz. Zwar beeinflussen Steuern, Energiepolitik und Regulierungen die Preisbildung indirekt, doch wesentliche Ursachen liegen außerhalb des unmittelbaren politischen Einflusses: globale Lieferengpässe, gestiegene Rohstoff- und Transportkosten, die Energiekrise und unternehmerische Preispolitik. Die Bundesregierung kann über Wettbewerbsrecht, Kennzeichnungspflichten und Marktaufsicht eingreifen, nicht aber über die Preisgestaltung privater Unternehmen.

Im aktuellen Kontext zeigt sich: Die Inflationsrate liegt im September 2025 bei 2,4 Prozent – deutlich niedriger als in den Krisenjahren 2022 und 2023. Dennoch bleibt das Vertrauen vieler Verbraucher erschüttert. Die Leserstimmen fassen dieses Misstrauen in politische Institutionen zugespitzt zusammen: Die Erwartung, der Staat müsse Preisstabilität garantieren, kollidiert mit den begrenzten Möglichkeiten politischer Steuerung.

"Die große Mogelpackung-Liste: Und ganz oben steht die CDU, mit ihrer Versprecho-Brechokratie! Diese Partei kommt unserem ganzen Land teuer zu stehen! Wir werden alle abgezockt, damit landesferne Interessen durchgesetzt werden können!"  Zum Originalkommentar

"So werden die Bürger schrittweise enteignet. In der Politik tut sich wenig dagegen. Ich würde als Bürger mal dagegen in Protest gehen, wenn ich in Deutschland leben würde. Und nicht ständig gegen andere Meinungen demonstrieren."  Zum Originalkommentar

"Es geht um die Preise, die die Verbraucher gewohnt sind. Damit die optisch gleich bleiben, ist immer weniger drin. Weniger ein 'Mogeln', als ein Reagieren auf die durch die Politik verursachten Umstände. D.h. nicht die Supermärkte/Hersteller, die die Preise nicht halten können, sind schuld, sondern die Politik. Ganz vorne weg die EU, mit ihren CO2-Abgaben und weiteren bürokratischen Hemmnissen und Anforderungen, die einer Wirtschaftlichkeit überall entgegenstehen."  Zum Originalkommentar

Die große Mogelpackung-Liste: Diese Produkte sind 2025 betroffen
Viele Produkte im Supermarkt werden teurer, doch nicht immer wird das von den Herstellern klar gekennzeichnet.Oliver Berg/dpa

Vorwurf bewusster Verbrauchertäuschung

Einige Leser sehen in kleineren Packungen bei gleichem Preis und schwer lesbaren Etiketten eine gezielte Verbrauchertäuschung. Sie fordern schärfere Kontrollen und politische Vorgaben gegen irreführende Verpackungen. 

Zwar verbieten das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch sowie die Preisangabenverordnung irreführende Angaben, doch die Durchsetzung bleibt lückenhaft. Verstöße werden häufig erst durch Verbraucherzentralen oder Medienberichte öffentlich. 

Der Vorwurf vieler Leser, dass der Staat seiner Aufsichtspflicht nicht ausreichend nachkomme, verweist auf strukturelle Defizite bei Kontrolle und Sanktion. Die Wahrnehmung einer ungleichen Machtbalance zwischen Herstellern und Konsumenten prägt diese Haltung.

"Warum benennt man das nicht so, was es ist: Betrug! und nicht nur Täuschung. Dank der ganzen Regulierungen sind z.T. die Etiketten so voll bedruckt, z.T. nur mit Lupe lesbar, dass der normale Bürger das Ganze nicht mehr voll erfassen kann."  Zum Originalkommentar

"Es lebe der Beschiss. Man merkt es auch ohne Vergleichsportale."  Zum Originalkommentar

"Ja, es wird alles teurer. Woher das kommt und warum das so ist, ist eigentlich auch jedem bekannt. Was ich wirklich schlimm finde, ist, dass die 'renommierten' Unternehmen und Hersteller den Kunden betrügen wollen. Es geht nicht mehr darum, zu sagen, 'es ist teurer', es geht darum, den Kunden hinter's Licht zu führen."  Zum Originalkommentar

Wahrnehmung sinkender Produktqualität bei gleichzeitigem Preisanstieg

Ein beachtlicher Anteil beklagt Leser, dass Produkte teurer und gleichzeitig minderwertiger geworden seien. Insbesondere Markenartikel werden als Negativbeispiele genannt. Diese Wahrnehmung spiegelt den Vertrauensverlust gegenüber bekannten Herstellern wider. 

Ökonomisch betrachtet reagieren Unternehmen auf gestiegene Produktionskosten oft mit Rezepturänderungen oder geringeren Inhaltsmengen, um Preise stabil zu halten. Da Qualitätsminderungen rechtlich schwer nachweisbar sind, bleibt der Handlungsspielraum der Politik hier begrenzt. Dennoch verstärkt die anhaltende Konsumentenwahrnehmung, dass "alles schlechter wird", den Druck auf die Industrie, Transparenz über Inhaltsstoffe und Rezepturen zu verbessern.

"Milka ist nicht nur teurer geworden, sie schmeckt auch nicht mehr. Selbst Sonderangebote lasse ich liegen."  Zum Originalkommentar

"Milka wurde kaputtgespart!! Schmeckt nur noch grauenhaft ..."  Zum Originalkommentar

"Valensina Orangensaft 100 % Fruchtgehalt 1 l wird zu Orangensaft 50 % Fruchtgehalt 1 l - Preiserhöhung knapp 50 % (Zucker und Wasser kosten ja auch was)."  Zum Originalkommentar

Praktische Handlungsempfehlungen

13 Prozent der Leser setzen auf Eigeninitiative: Sie kaufen Eigenmarken, meiden teure Markenprodukte oder verzichten auf Fertigware. Diese Stimmen zeigen, dass viele Konsumenten ihr Verhalten anpassen, statt auf politische Lösungen zu warten. Politisch relevant bleibt dennoch, dass Preisbildung und Markttransparenz klare Informationsgrundlagen erfordern. Wer "mit dem Einkaufswagen abstimmt", braucht nachvollziehbare Angaben zu Herkunft, Menge und Preisstruktur. Verbraucherbildung und Transparenzförderung werden dadurch zu entscheidenden Bausteinen einer wirksamen Verbraucherschutzpolitik.

"Ich habe mein Kaufverhalten dahingehend geändert, als dass ich z.B. bei Schokolade nur noch die Eigenmarke des Supermarktes kaufe – schmeckt auch gut."  Zum Originalkommentar

"Nichts Abgepacktes mehr kaufen. Frische Produkte sind sowieso gesünder und man vermeidet nebenbei Müll."  Zum Originalkommentar

"Einfach nicht mehr kaufen. Für die genannten Produkte gibt es genügend günstige Alternativen. Wenn dann der Umsatz einbricht, werden die Firmen schon umdenken."  Zum Originalkommentar

Deutschland im Vergleich kritisch gesehen

Einige Leser kritisieren unklare Preisangaben und fehlende Vergleichsmöglichkeiten. Sie verweisen auf andere Länder, in denen Preisänderungen deutlicher gekennzeichnet oder Kontaktdaten des Verbraucherschutzes verpflichtend auf Verpackungen angegeben sind. In Deutschland schreibt die Preisangabenverordnung zwar Grundpreise vor, doch in der Praxis werden diese oft klein, unauffällig oder schwer lesbar platziert. Hier entsteht ein klarer Handlungsbedarf: Eine Reform könnte Lesbarkeit und Vergleichbarkeit stärker regeln, um Verbrauchern eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen. Das Vertrauen in faire Marktbedingungen hängt unmittelbar mit solcher Transparenz zusammen.

"Man kann beim Grundpreis nicht immer vergleichen, da sind Hersteller und Händler sehr geschickt. Wenn ich lose Limetten pro Gewicht bezahle und vier Stück verpackt für einen bestimmten Preis bekomme, kann ich nicht vergleichen, wenn es keine Kundenkontrollwaage gibt oder diese wieder mal kaputt ist."  Zum Originalkommentar

"Und Kaufland macht mit. Dort sind die Kilopreise extra klein und in schwarz auf dunkelrot gedruckt auf dem Preisschild am Regal oder bei Obst und Gemüse. Ich muss immer genau hinsehen und das mit optimaler Brille als Augenoptiker."  Zum Originalkommentar

Inflation, Euro-Wertverlust

Einige Kommentatoren führen die Preissteigerungen auf den Wertverlust des Euro und eine anhaltend hohe Inflation zurück. Sie sprechen von einer "schleichenden Enteignung". Die Inflationsrate liegt derzeit bei 2,4 Prozent. Politisch werden Löhne, Sozialleistungen und Energiepreise eng mit dieser Wahrnehmung verknüpft. 

"Die Produkte werden ja nicht teurer. Der Euro verliert nur immer mehr an Kaufkraft."  Zum Originalkommentar

"Diese ständige überhöhte Inflation ist nichts anderes als eine schrittweise Enteignung der Bürger. Würde ich in Deutschland leben, würde ich mal wegen sowas auf die Straße, und nicht, weil andere Menschen andere Meinungen haben in einer Demokratie."  Zum Originalkommentar

"Wenn Produkte zwischen 11 % und 50 % teurer werden, dann hat es Frau Bas, die Bundesregierung oder die Arbeitgebervertretung schwer, einer Anhebung der Grundsicherung und des Mindestlohns zu widersprechen."  Zum Originalkommentar

Sarkasmus und Spitzen: „Hauptsache die Diäten sind sicher!“

Die restlichen zehn Prozent der Kommentare sind von Sarkasmus und Bitterkeit geprägt. Sie richten sich weniger gegen konkrete Akteure, sondern spiegeln allgemeine Frustration über politische Untätigkeit und soziale Ungleichheit.

"Hauptsache die Diäten sind sicher!"  Zum Originalkommentar

"Hauptsache Schnaps, Wein und Bier bleiben billig. Sonst gibt es einen Aufstand. Die Hauptnahrungsmittel für viele Millionen Menschen in Deutschland."  Zum Originalkommentar

"Irgendwie unverschämt"  Zum Originalkommentar

Wie stehen Sie zu den neuen Mogelpackungen – fühlen Sie sich mehr von der Politik oder den Konzernen in die Irre geführt? Oder haben Sie längst Ihr Einkaufsverhalten geändert? Diskutieren Sie mit! Wo sehen Sie die Verantwortung im Umgang mit Shrinkflation, und welche Lösungen wünschen Sie sich im Supermarkt oder von der Politik? Teilen Sie Ihre Meinung!

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