"Der Staat wird immer übergriffiger!"– Leser streiten über Arzt-Gebühr

Die Idee einer 15-Euro-Gebühr pro Arztbesuch polarisiert die Community. Während einige Leser darin ein faires Mittel sehen, um das Gesundheitssystem zu stabilisieren, lehnen andere den Vorschlag als unsozial und ineffizient ab. Zum Artikel "15 Euro pro Arztbesuch: Was eine Kontaktgebühr bringen soll" diskutieren viele über Alternativen – von Bürokratieabbau bis zu grundlegenden Strukturreformen. Die Stimmung: kritisch, engagiert und von wachsender Skepsis gegenüber politischen Lösungen geprägt.

Verteilung der Meinung zu "Leser debattieren über Fairness, Reformen und Eigenverantwortung im Gesundheitssystem"
In der Debatte spiegelt sich der grundsätzliche Konflikt zwischen Eigenverantwortung, Solidarität und Systemkritik wider. FOCUS Online

Forderung nach gerechterer Finanzierung

Der größte Leseranteil äußert sich kritisch zur Verteilungsgerechtigkeit im deutschen Gesundheitssystem. Bemängelt wird, dass Millionen Menschen – darunter Bürgergeldbezieher, Geflüchtete oder Migranten – ärztliche Leistungen erhalten, ohne vorher Beiträge geleistet zu haben. Dies wird als strukturelles Ungleichgewicht empfunden, vor allem von jenen, die seit Jahrzehnten in das System einzahlen. Teilweise wird dabei auf hohe Ausgaben für versicherungsfremde Leistungen verwiesen.

Tatsächlich plant das Bundesgesundheitsministerium im Haushaltsjahr 2026 Ausgaben von etwa 20 Milliarden Euro für gesamtgesellschaftliche Aufgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dazu gehören beispielsweise die beitragsfreie Mitversicherung von Familienmitgliedern und Leistungen für Schwangere. Von dieser Summe werden dem Gesundheitsfonds jährlich 14,5 Milliarden Euro als fester Bundeszuschuss gezahlt, außerdem kommen noch Darlehen hinzu. Diese Gelder decken nicht alle Kosten vollständig ab, sodass die Krankenkassen und Beitragszahler einen Teil selbst tragen müssen. 

Viele Leser fordern deshalb, dass sich alle Nutzer verpflichtend am System beteiligen sollten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden und den Gedanken der Solidarität langfristig zu bewahren.

"Lasst diejenigen jetzt mal zahlen, die bislang noch nichts beigetragen haben. Nur genommen haben. Jetzt."  Zum Originalkommentar

"Was wieder einmal nicht zur Sprache kommt, ist die Tatsache, dass wir Millionen Nichteinzahler voll versorgen."  Zum Originalkommentar

"Es werden über zehn Milliarden an versicherungsfremde Leistungen an Leute ausgegeben, die nie versichert waren. Die, die ein Leben lang in das Gesundheitssystem eingezahlt haben, werden wieder geschröpft. Der Staat wird immer übergriffiger!"  Zum Originalkommentar

"Holt euch die Gebühr von denen, die sich in Rundumversorgung befinden und nie etwas eingezahlt haben; jeder sieht, wer den Großteil in Hausarzt-, Zahnarzt- und Hautarztpraxen ausmacht – ihr dürft raten; es sind nicht unbedingt die Beitrags- und Steuerzahler."  Zum Originalkommentar

"Oft zum Arzt gehen ist unsolidarisch. Unsolidarisch ist, wenn Millionen von Bürgergeldbeziehern und Ukrainern von gesetzlich Versicherten mit Milliarden Euro subventioniert werden und andere Teile der Gesellschaft zahlen nichts. Ich würde da den Ball etwas flach halten."  Zum Originalkommentar

Debatte um Kontaktgebühr 

Ein erheblicher Teil der Leser bezieht Stellung zur geplanten oder diskutierten Einführung einer sogenannten Kontaktgebühr bei Arztbesuchen. Befürworter erhoffen sich davon einen verantwortungsvolleren Umgang mit medizinischen Leistungen und eine Reduktion vermeidbarer Besuche. Gegner warnen vor sozialen Hürden, unnötiger Bürokratie und einer Schwächung der Prävention – insbesondere bei Menschen mit chronischen Erkrankungen oder niedrigem Einkommen. 

Tatsächlich wurde eine ähnliche Praxis mit der Praxisgebühr von 2004 bis 2012 getestet und später wegen mangelnder Steuerungswirkung wieder abgeschafft. Die Diskussion zeigt: Der Wunsch nach effizienteren Strukturen trifft auf die Sorge, dass finanzielle Eintrittshürden den Zugang zur Gesundheitsversorgung ungleich verteilen könnten.

"'Eine Kontaktgebühr spart wahrscheinlich kaum Geld'. Das bezweifle ich. Denn eine Kontaktgebühr (oder wie auch immer man sie nennen mag) sorgt für eines: Sie ändert das Mindset weg von 'der Arztbesuch ist kostenlos' hin zu etwas mehr Eigenverantwortung und der wichtigen Erkenntnis, dass jeder Besuch sehr wohl etwas kostet."  Zum Originalkommentar

"Diese Idee hat sich schon einmal als Fehler erwiesen. Was ist mit Vorsorge? So ein Unfug"  Zum Originalkommentar

"Kontaktgebühr ja, aber sie sollte direkt an den Arzt bezahlt werden und dieser sollte bei regelmäßig notwendigen Besuchen auch auf diese verzichten können"  Zum Originalkommentar

"Wenn diese Kontaktgebühr sinnvoll eingerichtet wird, ohne großartig neue bürokratische Hürden, dann bringt sie auch was. Wir leben in einer Kostenlos-Mentalität, da gehen manche wegen jedem kleinsten Wehwehchen zum Arzt."  Zum Originalkommentar

"Kontaktgebühr, Kontaktschuld. Was es in Deutschland alles gibt."  Zum Originalkommentar

Ruf nach grundlegender Gesundheitsreform

Rund 15 Prozent der Kommentare fordern grundlegende Reformen statt einzelner Gebührenmodelle. Im Fokus steht der Wunsch nach einer einheitlichen Krankenversicherung für alle – unabhängig von Berufsgruppe oder Einkommensniveau. Auch das Nebeneinander von gesetzlicher (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) wird hinterfragt. 

Die Leser plädieren für eine solidarische Grundversicherung mit Wahlmöglichkeiten für Zusatzleistungen. Dieses Konzept wird in der politischen Debatte als Bürgerversicherung diskutiert, ist bislang jedoch nicht umgesetzt worden. Kritisiert werden auch mangelnde Transparenz, hohe Verwaltungskosten und zu wenig Nutzenorientierung im bestehenden System. Die Kommentare spiegeln den Wunsch nach einer gerechteren, leistungsfähigeren und nachhaltig finanzierten Gesundheitsversorgung.

"Das System gehört grundlegend reformiert und nicht der Patient noch mehr belastet. Beitragspflicht für alle Erwerbstätigen, auch Beamte, in eine einzige Krankenkasse als Anstalt des öffentlichen Rechts."  Zum Originalkommentar

"Warum nur 15 €? Bitte 50 € je Arztbesuch und Person, nicht erstattbar durch die Sozialkassen, sondern immer und ausnahmslos als Selbstbehalt zu tragen! In der PKV bezahle ich auch einen hohen SB."  Zum Originalkommentar

"Differenzierung zwischen PKV und GKV abschaffen. Grundversicherung obligatorisch und frei wählbar machen, ob GKV oder PKV. Jeder, der mehr will, kann sich zusätzlich versichern."  Zum Originalkommentar

"Andere Maßnahmen wären: Es gibt nur eine Krankenversicherung für alle in Deutschland. Ansonsten bekommen viele Medikamente von der Praxishilfe verschrieben ohne Arztbesuch."  Zum Originalkommentar

"Hatten wir schon. Wurde abgeschafft. Das ist eine versteckte Erhöhung der Krankenversicherung."  Zum Originalkommentar

Kritik an Bürokratie & Pflichtbesuchen

Ein Teil der Leser macht die strukturelle Bürokratisierung für unnötige Arztkontakte verantwortlich – etwa bei chronisch Kranken, die regelmäßig Medikamente benötigen. Verpflichtende Quartalsbesuche allein zur Kartenregistrierung oder Rezeptausstellung sorgen für Unverständnis. Solche Regelungen verursachen nicht nur Belastungen für Patienten, sondern binden auch medizinische Ressourcen. 

Die Forderung: Dauerverordnungen und digitale Rezepte müssten ausgebaut, technische Möglichkeiten besser genutzt werden. Tatsächlich hat die elektronische Patientenakte und das E-Rezept seit Anfang 2024 an Bedeutung gewonnen. Die Kritik an starren Systemroutinen bleibt jedoch ein zentrales Thema im Alltag der Versicherten.

"Ich möchte gerne wissen, wie viele Arztbesuche allein aufgrund der aufgestellten Regeln generiert werden. Wenn eine Person, die dauernd immer dieselben Medikamente braucht, dann muss sie möglicherweise alle drei Monate zum Arzt, um sich das Medikament zum x-ten Male verschreiben zu lassen."  Zum Originalkommentar

"Dann sollte mal der Unsinn der alle drei Monate (Quartal) fälligen Vorlage der Versicherungskarte abgeschafft werden. Ich bräuchte dann nicht jedes Mal zum Arzt in die Praxis, um mich legitimieren zu lassen, wenn ich die verschriebenen Dauermedikamente nachbestellen muss."  Zum Originalkommentar

"Man könnte manche Arztbesuche reduzieren. Zum Beispiel Arztbesuch wegen Tabletten, die man schon seit 25 Jahren einnehmen muss, aber kein Dauerrezept bekommt. Oder man braucht für jeden Arzt, Untersuchung eine Überweisung vom Arzt."  Zum Originalkommentar

"Bei mir ist es eine Dauermedikation. Jedes Quartal muss ich so zum Arzt, um die Karte registrieren zu lassen plus Impfung und Vorsorge."  Zum Originalkommentar

Ungerechtigkeit gegenüber sozial Schwachen

Rund neun Prozent der Leser äußern Zweifel an der Gleichbehandlung im Gesundheitssystem. Sie sehen Unterschiede zwischen gesetzlich Versicherten, Privatpatienten und Beziehenden staatlicher Transferleistungen – insbesondere beim Zugang zu Vorsorgeleistungen oder Zahnersatz. Dabei wird nicht nur materielle Ungleichheit thematisiert, sondern auch ein gefühlter Verlust an Wertschätzung für langjährige Beitragszahler. 

Tatsächlich unterscheiden sich bestimmte Leistungsansprüche – etwa bei Zahnersatz – je nach Versicherung und sozialer Lage. Gleichzeitig unterliegen medizinische Leistungen klaren Vorgaben. Die Empörung in den Kommentaren zeigt: Der Eindruck, dass Fleiß und Solidarität nicht anerkannt werden, greift tief in das Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen ein.

"Arme werden genauso behandelt wie Reiche? Sorry, finde den Fehler. Mal prüfen, welche umfangreichen, vorsorgemäßigen Laborwerte (seitenlange) von Reichen analysiert werden u. von Armen, die alle drei Monate im Hausarztprogramm sind."  Zum Originalkommentar

"'Unsolidarische Vollkasko-Mentalität'. Ich erwähne mal hier das Bürgergeld! Bürgergeldbezieher stehen in puncto ärztliche Versorgung auf gleichem Niveau, beim Zahnarzt sogar mit doppeltem Zuschuss besser als jeder Arbeitnehmer. Warum? Hier wagt man sich aber nicht ran zu gehen!"  Zum Originalkommentar

"Denkt auch irgendwer an die Leute, die sich den Arztbesuch nicht mehr leisten können? Die ihr ganzes Leben lang schwer gearbeitet haben und zu stolz sind, sich Unterstützung zu holen?"  Zum Originalkommentar

"'Wer mit einer Erkältung die Notaufnahme blockiert, darf nicht erwarten, sofort die gesamte Palette an Hightech-Diagnostik zu beanspruchen'. Das alles gilt natürlich nur für Deutsche. Für die Kunden des Jobcenters aus aller Welt, 68 % von 5,6 Millionen, gilt das selbstverständlich nicht!"  Zum Originalkommentar

Ärztemangel & Terminprobleme

Einige Leser stellen dem Vorwurf des "Arzthoppings" eine andere Perspektive entgegen: lange Wartezeiten, ein Mangel an Hausärzten und die Abweisung neuer Patienten. In dieser Sichtweise sind es strukturelle Mängel, die zu unnötigen oder nicht planbaren Arztbesuchen führen – etwa in Notaufnahmen. Die Bundesärztekammer bestätigt den Rückgang hausärztlicher Versorgung in ländlichen Regionen und beklagt den zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf Praxen. Die Leserkommentare fordern deshalb weniger Disziplinierung der Patienten, sondern Reformen, die den Zugang zu medizinischer Versorgung zuverlässig sichern – und zwar unabhängig vom Versichertenstatus.

"Wenn man im Gegenzug auch dafür sorgt, dass man mit Überweisung zeitnah einen Termin beim Facharzt bekommt, habe ich kein Problem damit. Das Problem, wieso viele Leute mit Lapalien in die Notaufnahme gehen, liegt doch zum größten Teil daran, dass sie eben zeitnah keinen Termin in einer ambulanten Praxis bekommen."  Zum Originalkommentar

"'Ärzte-Hopping' – weshalb wird der Schwarze Peter stets allein den Patienten zugeschoben? Sollte nicht auch ein Teil der Ärzteschaft in Betracht gezogen werden, der an diesem Geschehen mitverantwortlich ist?"  Zum Originalkommentar

"Sorgen Sie als erstes mal dafür, dass genügend Hausärzte vorhanden sind und zwingen Sie diese, neue Patienten anzunehmen. Diese sind budgetiert und nehmen keine Patienten mehr an."  Zum Originalkommentar

"Die Arztdichte ist relativ: In Norwegen wartet man oft vier Wochen auf einen Termin, da ist man entweder schon wieder gesund oder noch kränker. Klar, Notfall geht schneller, aber Hausarzt ist ein Albtraum. Privat geht's von jetzt auf gleich."  Zum Originalkommentar

Ironie und Sarkasmus 

Ein kleiner Teil der Kommentare nutzt Ironie, um auf Widersprüche im System aufmerksam zu machen. Politiker als Privatpatienten, absurde Regelungen oder überfüllte Wartezimmer dienen als Vorlage für humorvolle Spitzen.

"Das Wort Wartezimmerfreundschaft existiert wahrscheinlich nur in Deutschland!"  Zum Originalkommentar

"Die meisten Politiker sind Beamte und somit Privatpatienten?"  Zum Originalkommentar

Die Diskussion um eine Kontaktgebühr zeigt – die Frage der Verteilungsgerechtigkeit, Systemeffizienz und sozialen Ausgewogenheit im Gesundheitswesen bewegt viele Leser zutiefst. Was ist für Sie der gerechteste und nachhaltigste Weg, die Gesundheitsversorgung für alle auf sichere Füße zu stellen? Diskutieren Sie mit! Ist eine Kontaktgebühr sinnvoll, oder sind mutige Reformen für das System der bessere Ansatz?

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.