Altbürgermeisterin warnt vor Rechtsextremisten: „Wir sind alle aufgerufen“

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Cornelia Irmer, Ex-Bürgermeisterin von Geretsried, redete auf der Demo gegen Rechtsextremismus © Sabine Hermsdorf-Hiss

Der Protest gegen Rechtsextremismus geht im Mittelzentrum in seine fünfte Runde. Diesmal sprach Cornelia Irmer auf der Demo.

Geretsried – Über 40 friedliche Demonstranten setzten am Freitagabend auf dem Karl-Lederer-Platz ein Zeichen gegen Rechtsextremismus. Mit Plakaten wie „Bunt und nicht braun – Wir sind die Brandmauer“ und mit Trillerpfeifen versammelten sie sich vor dem Sparkassen-Gebäude. Es war die fünfte Veranstaltung des Bündnisses „Gemeinsam für Demokratie und Vielfalt“, das aus Wolfratshauser und Geretsrieder Bürgern besteht.

Friedensaktivist Hans Gärtner stimmte auf seiner Gitarre Lieder wie „Sag mir, wo die Blumen sind“ an. Die überwiegend älteren Teilnehmer, unter ihnen der SPD-Kreisrat und ehemalige Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel, sangen bei winterlichen Temperaturen tapfer mit. Hauptrednerin war dieses Mal Geretsrieds Altbürgermeisterin und VdK-Ortsvorsitzende Cornelia Irmer. Sie verglich die heutige Gesellschaft mit einer Eigentümerversammlung: In einem Mehrparteienhaus steht eine Sanierung an. Alle diskutieren, was, wann, wie und von wem gemacht werden soll. Einem Eigentümer dauert das zu lange. Er lässt den Bagger anrollen und droht allen damit, Tatsachen nach seinen Vorstellungen zu schaffen. Wer nicht mitmachen will, wird beschimpft, bedroht und angegriffen.

Demo in Geretsried auf dem Karl-Lederer-Platz
Rund 40 Demonstranten versammelten sich am Freitag auf dem Karl-Lederer-Platz und protestierten friedlichen gegen Rechtsextremismus. Hauptrednerin war Altbürgermeisterin Cornelia Irmer. Sie mahnte dazu, Worte nicht als Waffen zu missbrauchen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Demo in Geretsried: Gewalttaten von Extremisten nehmen zu in Deutschland

Seit Monaten, ja seit Jahren, erlebten Deutschland und insbesondere seine Politiker eine bis dato unvorstellbar gewesene Welle der Einschüchterung, Nötigung, Bedrohung und Gewalt, sagte Irmer. Sie nannte zahlreiche Beispiele allein aus dem Februar 2024: Ein Bundesminister wird von wütenden Protestierenden am Verlassen eines Schiffs gehindert.

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Das Haus eines Kommunalpolitikers wird angezündet, und seine Familie kann sich nur mit Mühe retten; an Bürgerbüros von SPD und Grünen werden Scheiben eingeworfen; ein Wahlkreisbüro einer Landtagspräsidentin wird mit Hakenkreuzen beschmiert; einem Ministerpräsidenten wird per Männerchor die Vergewaltigung seiner Frau angedroht und er soll zusammengeschlagen werden; eine Grünen-Veranstaltung muss abgebrochen werden wegen massiver Bedrohungen.

Weniger Menschen wollen sich politisch engagieren - vielleicht eine Folge von Hass und Hetze

„Das alles wird dann auch noch als legitimes Mittel dargestellt, weil man ja „nur“ protestieren will gegen angeblich schlimme Zustände oder weil man ja angeblich nichts mehr sagen darf“, so Irmer. Doch in Wahrheit handle es sich um Gewalt, Sachbeschädigung, Nötigung, Bedrohung von Leib und Leben bis hin zum Mordversuch. Die Verrohung der Sprache und Handlungsweisen, die Missachtung von Menschen, die eine andere Religion, Hautfarbe oder auch nur eine andere Meinung hätten, führe letztendlich dazu, dass ein Menschenleben nichts mehr wert sei.

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Man müsse sich nicht wundern, so Cornelia Irmer, dass sich kaum noch jemand politisch engagieren wolle – auch in der Kommunalpolitik. Die Folge sei, dass auf die unbesetzten Positionen genau diejenigen drängten, die vorher für Angst und Schrecken gesorgt hätten, die bestimmte Menschen systematisch ausgrenzen wollten. Die Altbürgermeisterin: „Wir alle sind dazu aufgerufen, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, indem wir anständig und fair miteinander umgehen, unsere Worte nicht als Waffen gebrauchen, sondern, um gemeinsam Lösungen für die anstehenden Probleme zu entwickeln.“

Demokratie braucht Mut

An das Mikrofon trat ebenfalls noch VdK-Vorstandsmitglied Arno Bock. Er sagte, Demokratie erfordere Mut. Diesen könne man zum Beispiel beweisen, indem man am Stammtisch aufstehe, sobald sich jemand rechtsextremistisch äußere und den „Blödsinn“ zurückweise. Die Organisatoren des Bündnisses „Gemeinsam für Demokratie und Vielfalt“ treffen sich jeden Freitag ab 19 Uhr im Restaurant „Costa Smeralda“ in Wolfratshausen. Dr. Hans Schmidt sagte, er fände es schön, wenn noch mehr Geretsrieder dieses Bündnis unterstützen würden.

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