In der Neuchinger Gitarrenwerkstatt Burga werden Saiteninstrumente nach Maß hergestellt - und Totgeglaubtem neues Leben eingehaucht.
Stolz stand Florian Hainz Ende August im Publikum bei LaBrassBanda in der Erdinger Therme. Mit Blick auf die Gitarre und den Bass auf der Bühne wusste der 30-Jährige genau: „Die sind durch meine Hände gegangen.“ Denn der Neuchinger ist hauptberuflich Gitarrenbauer. Mit sieben Jahren fing er damals an, Gitarre zu lernen. Das war der Wunsch seines Vaters Otto Hainz, zu dessen Kindertagen es in der Umgebung nur Musiklehrer für die Ziach gab und er deshalb seinen Kindheitswunsch nun seinem Sohn erfüllte.
Mittlerweile spielt die Familie Hainz gemeinsam in der Pink-Floyd-Tribute-Band „Ois Live“, mit der sie zuletzt das Sinntflut verabschiedeten. Der Papa lernte E-Bass, die Söhne spielen Gitarre und Schlagzeug. Gleichzeitig ist Florian Hainz auch bei kleineren Veranstaltungen an der Begleitgitarre bei den „Burga Buam“, benannt nach dem Hof, auf dem er zu Hause ist.
Individuelle Gitarren ab 2000 Euro
Nach dem Abitur ging es erst einmal mit einem Spezl nach Neuseeland, wo sich der Neuchinger überlegte, wie seine berufliche Laufbahn weitergehen soll. Sein Freund erzählte ihm damals, dass eine Freundin sich bei der Musikinstrumentenbauschule Mittenwald beworben habe.
„Gitarrespielen macht mir Spaß, und das Handwerkliche macht mir Spaß, weil ich davor noch ein Praktikum in einer Schreinerei gemacht hab und dachte: Die Kombi daraus wäre ganz cool.“ Mit den eigenen Händen aus Holz individuelle Instrumente bauen und dann darauf spielen zu können, fand er „eine faszinierende Idee“.
Werkstatt auf dem Heuboden
Also reichte Hainz noch während seines Neuseelandaufenthalts kurzerhand eine Bewerbung ein – und wurde nach einem Prüfungstag an der Schule angenommen. In Garmisch lernte er drei Jahre lang alles, von der richtigen Auswahl und Bearbeitung des Holzes über den Rohbau, das Lackieren oder Elektronik bis hin zum Spielfertigmachen und Einstellen von Konzert- über Western- bis hin zu E-Gitarren.
Im ehemaligen Heuboden des Burga-Hofes baute sich Hainz 2019 seine eigene „Burga-Gitarrenwerkstatt“, wo neben typischen Holzwerkzeugen wie der Kreissäge auch viele spezielle Werkutensilien für den Instrumentenbau stehen, von Biegeeisen bis hin zu speziellen Feilen und Zangen.
Das erfüllt mich dann auch ein bisschen, weil ich weiß: Jetzt habe ich dem Menschen eine Freude gemacht.
Während der Corona-Pandemie hing er noch die Meisterschule dran, sodass er sich nun offiziell „Zupfinstrumentenmacher-Meister“ nennen darf. Die Gitarre, die er dafür vom Entwurf bis zur fertigen Ausführung baute, hängt bis heute in seiner Werkstatt als Vorzeigemodell neben anderen seiner Eigenkreationen. Eine echte Burga-Gitarre hat etwa die Niederneuchinger Partyband „Hot Sugar“, auch der Vater des Bassisten von LaBrassBanda habe sich von Hainz eine Jazzgitarre bauen lassen.
Eine E-Gitarre von Hainz kostet je nach Ausführung etwa 2000 bis 3000 Euro und braucht etwa zwei bis drei Monate. Western- oder Konzertgitarren gehen bei etwa 5500 Euro los, nach oben ist alles offen. Je nachdem, was dem Kunden vorschwebt, können es auch einmal fünf Monate Arbeitszeit werden. Ähnlich verhält es sich bei Bassgitarren. Rund 30 Instrumente hat der Neuchinger bereits seit seiner Ausbildung angefertigt. „Der Neubau macht Spaß, weil man sich austoben und kreativ sein kann.“
Reparieren statt Einschühren
Ein großer Teil der Ausbildung drehte sich auch um die Reparatur. Das mache den überwiegenden Teil der alltäglichen Arbeit von Hainz aus. Besonders viele Aufträge erhalte er aus der Traunsteiner Region, meist über Mund-zu-Mund-Propaganda. „Meistens arbeite ich an mehreren Gitarren gleichzeitig, weil hier der Leim oder da der Lack trocknen muss.“ Manche seiner Kunden seien überrascht, dass man die Instrumente in wirklich fast jedem Zustand reparieren kann. Oft hätten die Leute schon gedacht, „das kann man gleich einheizen.“
Doch wenn dem Besitzer das Instrument so viel Geld und Aufwand wert ist, sei alles machbar. Kunden seien dabei nicht nur Musiker, die ihr Instrument zum Warten oder Reparieren vorbeibringen, für manche hat ihr Instrument einfach einen hohen sentimentalen Wert wie etwa bei Erbstücken. Ist Hainz mit seiner Arbeit fertig, durfte er schon oft beobachten, wie den Leuten vor Staunen der Mund offenstehen blieb, als sie den Klang ihrer Gitarre fast nicht wiedererkannten: „Das erfüllt mich dann auch ein bisschen, weil ich weiß: Jetzt habe ich dem Menschen eine Freude gemacht“.
Und mit dieser Freude stand Hainz nun wieder bei LaBrassBanda, schaute auf die Bühne zu den Instrumenten, die er auf Vordermann gebracht hatte. Und mit zufriedenem Lächeln dachte er: „Passt.“ Weitere Infos gibt es auf www.burgaguitars.de.