Gemeinde Wörth prüft Maßnahmen an der Schwillachstraße gegen die Vogelplage. 35 Nester müssten zur Lösung des Problems umsiedeln.
Die Reaktionen auf eine größere Saatkrähenpopulation mit rund 35 Nestern im Bereich der Schwillachstraße in Wörth seien „sehr emotional“, sagte Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) in der Gemeinderatssitzung. Die Lärmbelästigung durch die Vögel vor allem während der Brutzeit werde als „dramatisch“ erlebt. Es muss also etwas passieren.
Gneißl äußerte dabei großes Verständnis für die Anlieger, bekannte aber auch, dass man seitens der Gemeinde „ein Stück weit verzweifelt“ sei und leider wenig Handhabe besitze. Außerdem habe man sich mit verschiedenen Positionen zu diesem Thema auseinanderzusetzen.
„Ordentlich gepfefferte Mails“
„Die Krähen sind bei uns geschützt“, so Gneißl. Ein von der Kommune bereits gestellter Antrag auf eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung, um die Vögel zu vergrämen, sei von der Regierung von Oberbayern abgelehnt worden. „Das Thema bewegt uns massiv“, meinte der Wörther Bürgermeister.
Manche Mails seien „ordentlich gepfeffert“ und die gesamte Situation sei „nicht lustig“. Letztlich gehe es um den öffentlichen Frieden. Deshalb unternahm der Gemeinderat trotz geringer Erfolgsaussichten einen weiteren Vorstoß und beschloss einstimmig, bei der Regierung von Oberbayern eine erneute artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zu beantragen, um im Bereich der Schwillachstraße Bäume zurückschneiden und die Nester mit den darin befindlichen Gelegen entfernen zu können.
Raubtier und Drohnen für 28 000 Euro
Mit dem Antrag wolle man ein Signal setzen, betonte der Gemeindechef. Laut Beschlussvorlage wird auch „der Einsatz eines Raubtieres und von Drohnen“ angeführt. Konkret bedeutet das, dass ein Falkner zum Einsatz kommen könnte. Ein großer Haken sind dabei jedoch die Kosten von rund 28 000 Euro je Einsatzsaison.
Verwaltungsbeamtin Maria Gaigl trug den Sachverhalt vor und informierte über einen bereits erfolgten Ortstermin mit einem Falkner. Es sei darauf hingewiesen worden, dass die Maßnahme nicht mit einem Jahr abgeschlossen sei, sondern mehrere Jahre vorgenommen werden müsste, um die Krähen dauerhaft zu vertreiben.
Falkner ab Februar
„Nach Auffassung des Falkners sollten die Vergrämungsmaßnahmen je nach Wetterlage und Brutverhalten Mitte Februar beginnen und bis mindestens 31. März, eventuell sogar bis 15. April andauern. Dazu wäre erforderlich, täglich einen Wüstenbussard oder ein ähnliches Tier auszusenden.“
Zusätzlich sei angeboten worden, die betroffene Fläche mit Drohnen zu befliegen, „um die Vergrämungsmaßnahmen zu verstärken“. Gleichzeitig könnten mit den Drohnen Nester kontrolliert werden, ob dort Eier abgelegt seien. Im Rahmen einer Anliegerversammlung sei von der Regierung von Oberbayern signalisiert worden, die Gemeinde bei diesem Vorhaben zu unterstützen.
Es sei dabei jedoch auch klargestellt worden, dass die Vergrämung mit einem Falkner nur vorgenommen werden dürfe, wenn die Gemeinde ein Schutzgebiet für die Krähen ausweise, auf das diese ausweichen könnten. Das nicht besiedelte Sempt-Schwillachtal komme nach Ansicht der Regierung dafür nicht in Frage.
EU-Vorgaben als Hürde
Vielmehr müsste ein Siedlungsbereich als Schutzgebiet festgesetzt werden, erläuterte Gneißl. Das wurde im Gemeinderat sehr kritisch gesehen, weil es die Problematik nur verlagern würde. Auch anderswo fühle man sich durch Krähen gestört, beispielsweise in Breitötting oder Hofsingelding. „Wir lösen das nur politisch“, meinte Grünen-Rätin Petra Schletter und schlug eine EU-Eingabe vor.
Auch Landtags- und Bundestagsabgeordnete, das Umweltministerium und der Bayerische Gemeindetag sollen um Unterstützung gebeten werden. „Wir probieren’s“, sagte Gneißl. Man werde das Thema „über die große Politik einsteuern“. In der Sitzung wurde auch darauf hingewiesen, dass Bürger eine Petition auf den Weg bringen könnten. „Der Gemeinde sind die Hände gebunden“, kommentierte ÜPWG-Rat Florian Siegl die gesamte Thematik.