Starnberg unter

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Starnberg
  4. Starnberg

KommentareDrucken

Steckengeblieben: Ein Rettungswagen kam an der Unterführung am Bahnhof Nord nicht weiter, einem Polizeiauto erging es ähnlich. © privat

Das Unwetter am Montagnachmittag sorgte im Stadtgebiet für mehr als 200 Feuerwehreinsätze. Zeitweise war die B 2 wegen Überflutung gesperrt, ein Rettungs- und ein Polizeiwagen blieben stecken. Die Bahnlinie war im Bereich der Possenhofener Straße blockiert, weil der Bahndamm im Starkregen Schaden genommen hatte.

Starnberg – Unwetter hat Starnberg schon einige erlebt im Lauf der Jahre, auch schwere. Das vom Montagnachmittag jedoch stellt eine Ausnahme dar – wegen der Regenmassen, aber auch wegen der hohen Zahl an Einsätzen für Feuerwehren und THW. Mehr als 200 waren es, die noch längst nicht alle erfasst sind. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. In einigen Fällen wurde es zeitlich eng, etwa, als Kinder in einem in den Wassermassen stecken gebliebenen Auto festsaßen. Sie wurden von der Feuerwehr herausgeholt. Oder als ein Rettungswagen des BRK mit Patient an Bord nicht mehr weiterkam.

Das Wetter

Genau genommen hat es etwa dreieinhalb Stunden lang geregnet, ab etwa 16.30 Uhr regnete es so extrem wie selten. An der Wetterstation in Schäftlarn (der Starnberg nächstgelegenen) waren es sieben Liter pro Quadratmeter in fünf Minuten, insgesamt knapp 50 Liter. In Starnberg wurden 55 Liter je Quadratmeter und mehr registriert. Solche Mengen kann kein Kanalsystem verkraften. Folge: So ziemlich alle Unterführungen im Stadtgebiet liefen in kurzer Zeit voll – und trotzdem versuchten Autofahrer, noch hindurchzukommen. Einige blieben liegen und mussten herausgeschleppt werden. Davon war auch ein Streifenwagen der Starnberger Polizei betroffen. Die B 2 zwischen Percha und Maxhof-Kreisel wurde deswegen gesperrt. Der Rückstau auf der A 952 reichte deshalb fast bis zum Autobahndreieck zurück. Von Unfällen ist nichts bekannt, berichtete Oliver Jauch von der Starnberger Polizei.

Die Feuerwehr-Bilanz

Die Straßen wieder befahrbar zu machen, sei vordringliche Aufgabe der Feuerwehren gewesen, erklärte Kreisbrandinspektor Max Wastian am Morgen danach. Das sei für Rettungsdienst und Polizei unabdingbar gewesen. Zur Unterstützung wurde auch das komplette Starnberger THW alarmiert, das die Unterführungen auspumpte. Ab etwa 17 Uhr besetzte die Kreisbrandinspektion ihre eigene Leitstelle im Landratsamt, um die Einsätze zu koordinieren. „Es waren Einsätze fast ausschließlich im Stadtgebiet von Starnberg und in Percha, einige wenige in Pöcking und Kempfenhausen“, bilanzierte Wastian. Insgesamt waren es mehr als 200, und die Zahl dürfte noch steigen. Denn: Die Starnberger Feuerwehr, die allein rund 60 Einsätze hatte, war am Dienstagmorgen noch immer zum Keller- und Tiefgaragenauspumpen im Einsatz und auch, um Gehbehinderten zu helfen, die wegen abgesoffener Aufzüge nicht weiterkamen.

Gegen 17.30 Uhr reichten die Wehren aus dem Stadtgebiet nicht mehr aus für die Menge an Einsätzen. Zur Unterstützung wurden daher die Feuerwehren Traubing, Oberalting, Geisenbrunn, Stockdorf, Höhenrain und Kempfenhausen ins Stadtgebiet alarmiert, um die dort bereits eingesetzten Wehren zu unterstützen, berichtete die Kreisbrandinspektion. Insgesamt waren zusammen mit den Wehren Starnberg, Hadorf, Perchting, Söcking, Leutstetten, Percha, Wangen, Pöcking, Maising, Höhenrain und Berg, dem THW sowie den Löschgruppen Aschering und Hanfeld rund 250 Einsatzkräfte in Starnberg unterwegs. Für jene rund 150 von außerhalb der Stadt richtete das BRK im Landratsamt eine Verpflegungsstation ein – während die Tiefgarage der Behörde ausgepumpt wurde. Auch in der Starnberger Feuerwache war Land unter. Die Verpflegungsstation sollte bis 23 Uhr gebraucht werden.

Um 16.30 Uhr sei der erste Alarm eingegangen, so Wastian. „Dass es so massiv werden würde, konnte da keiner ahnen.“ Gegen 20 Uhr ließ die Zahl der Notrufe nach, ab etwa 23.30 Uhr konnten die meisten Feuerwehren abrücken. Die Starnberger und einige andere waren noch bis nach 2 Uhr im Einsatz. „Die Nacht war kurz“, berichtete Starnbergs zweiter Kommandant Michael Reiter am Dienstagvormittag. Die Masse waren vollgelaufene Keller und Tiefgaragen. In manchen, berichtete Reiter, stand das Wasser 80 Zentimeter hoch, bisweilen auch einen Meter. Zudem lösten Brandmeldeanlagen Fehlalarme aus, weil Wasser eingedrungen war. Das passierte in der Nacht unter anderem an der Himbselstraße. Max Wastian kann der Lage aber noch etwas Gutes abgewinnen: „Wenn es gehagelt hätte, wäre es noch viel schimmer geworden.“ Starnbergs federführender Kommandant Markus Grasl dankte für die Hilfe: „Danke an alle eingesetzten Einsatzkräfte, insbesondere aus den Nachbargemeinden und den überörtlichen Feuerwehrkräften aus dem gesamten Landkreis Starnberg und München Land sowie der Kreisbrandinspektion Starnberg und dem THW- Ortsverband Starnberg.“

Die Bahn

Die Bahnlinie zwischen Starnberg und Tutzing war am Montagabend von etwa 18.30 bis 20 Uhr gesperrt. „Ein Anlieger hatte sich gemeldet, da sein Grundstück mit Regenwasser überschwemmt wurde“, berichtete ein Bahnsprecher dem Starnberger Merkur. Wegen der Gefahr einer Unterspülung sei das Gleis sicherheitshalber gesperrt worden. Der Notfallmanager der Bahn begutachtete daraufhin die Stelle auf Höhe der Oskar-von-Miller-Straße in Starnberg. „Es bestand jedoch keine Gefahr, sodass wir die Strecke wieder freigegeben konnten“, erklärte der Sprecher.

Ab etwa 19 Uhr war für Fahrgäste ein Ersatzverkehr mit Großraumtaxis unterwegs. Die ersten wieder verkehrenden S-Bahnen nach der Sperrung waren die S 6 mit Abfahrt am Ostbahnhof um 19.41 Uhr und Ankunft in Tutzing um 20.36 Uhr sowie in der Gegenrichtung mit Abfahrt in Tutzing um 20.44 Uhr. Von der Sperrung war auch der Regionalverkehr betroffen. Die Züge wendeten aus dem Werdenfels kommend vorzeitig in Tutzing und entfielen zwischen München und Tutzing.

Der Rettungsdienst

Ein Rettungswagen des BRK blieb auf dem Weg ins Krankenhaus in der Bahnunterführung am Bahnhof Nord stecken. Der Patient an Bord konnte laut BRK-Sprecherin Karin Windorfer befreit und zügig mit einem anderen Rettungswagen weitertransportiert werden. Alarmiert durch den Vorfall, positionierte das BRK Rettungs- und Krankentransportwagen so, um jederzeit in jede Richtung ausrücken zu können. Zwei Einsätze für die Transporteinheiten wurden dann tatsächlich noch nötig. Der Rettungswagen in der Unterführung wurde laut Windorfer nach etwa 45 Minuten abgeschleppt.

Die Unfälle

Die regenbedingten Unfälle hielten sich am Montag in Grenzen. Von drei Stück auf der Autobahn berichtete die Verkehrspolizei Weilheim: Ein 23-jähriger Münchner war mit einem Ford S-Max gegen 16.50 Uhr Richtung Garmisch unterwegs und verlor kurz vor der Rastanlage Höhenrain die Kontrolle. Er prallte gegen die Mittelschutzleitplanke. Sachschaden: rund 5000 Euro. Zur selben Zeit kam eine 21-Jährige aus dem Tölzer Land mit einem BMW X3 am Starnberger Autobahndreieck ins Schleudern. Sie landete ebenfalls in der Mittelleitplanke, auch hier liegt der Sachschaden bei 5000 Euro. Bereits 20 Minuten zuvor hatte ein 39-jähriger Mann aus Gräfelfing auf nasser Fahrbahn die Kontrolle über seinen Mercedes E220d verloren. Bei der Kollision mit der Mittelschutzleitplanke auf Höhe Neuried entstand laut Polizei ein Schaden von circa 10 000 Euro. An der Leitplanke wurden vier Felder beschädigt, was rund 1300 Euro entspricht. Da der Fahrer den Unfall erst Stunden später meldete, erwartet ihn ein Verfahren wegen Verdachts des unerlaubten Entfernens vom Unfallort. Bei den drei Unfällen wurde niemand verletzt.

Auch interessant

Kommentare