Beim Immobilienforum in Wolfratshausen drehte sich alles um die Frage: Wie und wo wohnen im Alter? Ein wichtiges Thema. Denn auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen leben immer mehr Senioren.
Wolfratshausen - Wie wollen wir im Alter wohnen – und auch leben? Denn mancher besitzt vielleicht ein abbezahltes Haus, in dem er gerne bleiben möchte. Gleichzeitig aber will er genug Geld auf dem Konto haben, um nach Herzenslust reisen zu können. Für diese Menschen – gerade, wenn keine Kinder als Erben infrage kommen – bietet sich eine Immobilien-Verrentung an.
Den spannenden Fragen des altersgerechten Wohnens in unterschiedlichen Formen und des Hausverkaufs mit Wohnrecht gingen Experten am Donnerstag beim 28. Immobilienforum der Immobilientreuhand AG Schneider & Prell nach.
Ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands werde 2035 im Rentenalter sein, sagte Stefan Schneider, Aufsichtsratsvorsitzender der Immobilientreuhand. Im Landkreis lebten sogar mehr Senioren als im Rest von Bayern. Laut einer Befragung des Kreises, aus der die Seniorenreferentin des Wolfratshauser Stadtrats, Dr. Ulrike Krischke, zitierte, wohnen 70 Prozent der Senioren im Eigenheim – und über 60 Prozent wollen, dass das so bleibt. „Damit müssen wir uns beschäftigen“, so Krischke.
Immobilienforum in Wolfratshausen: „Gemeinsames Wohnen sollte gefördert werden“
Eine Möglichkeit besteht im barrierefreien Umbau der eigenen vier Wände. Bauingenieur Josef Wehbe und seine Schwiegertochter, Architektin Sara Wehbe, nannten einfache Tipps wie das Anbringen von Haltegriffen an den Wänden oder die Überbrückung von Türschwellen. Für aufwendigere Maßnahmen wie den Einbau eines Treppenlifts oder den Badumbau gebe es Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Wer lieber umzieht – und nicht ins Pflegeheim möchte oder muss –, für den bieten sich Mehrgenerationen- oder Seniorenwohnanlagen an. „Die wenigsten sind gern allein. Das gemeinsame Wohnen sollte deshalb unbedingt gefördert werden“, sagte Sara Wehbe, die ihre Masterarbeit zum Thema geschrieben hat. Dieser Wunsch werde auch häufig an sie herangetragen, berichtete Krischke. Sie nannte das Maro-Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen und die Demenz-WG der Genossenschaft in Dietramszell als Beispiele.
Wie berichtet konnte die Maro in dieser Woche vor der Insolvenz gerettet werden. Die Stadt sollte den Bau solcher Einrichtungen unterstützen und zudem günstigen Wohnraum für (ambulantes) Pflegepersonal schaffen, so die Seniorenreferentin. Bei Grundstücksverkäufen, ergänzte Josef Wehbe, könne die Stadt Auflagen in dieser Richtung machen.
Experten geben Tipps für Wohnen im Alter - Es gibt mehrere Varianten
Eine rein private Entscheidung ist dagegen die Immobilien-Verrentung. Dr. Otto Kiebler, Gründer und Geschäftsführer von „HausplusRente“, erläuterte die Optionen, wie man Immobilienvermögen in bares Geld umwandeln kann. Sein Favorit ist der Nießbrauch. Der oder die Hauseigentümer im Alter von mindestens 65 Jahren verkaufen an einen privaten Investor, den Kiebler gegen eine Provision vermittelt. Der Eigentümer erhält eine steuerfreie Einmalzahlung und darf bis an sein Lebensende daheim wohnen.
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Mit dem Geld kann er sich nicht nur Urlaube, eventuell eine Pflegekraft oder Umbaumaßnahmen leisten, er kann es auch – bis zu einem bestimmten Betrag wiederum steuerfrei – zu Lebzeiten an Kinder und Enkel verschenken. „In Erbengemeinschaften gibt es fast immer Streit“, gab der Experte zu bedenken.
Eine Variante ist der Verkauf mit Rückmietung. Wenn der Eigentümer weiß, er wird in fünf, sechs Jahren in eine Seniorenresidenz ziehen, kann er so lange zur Miete wohnen bleiben. Für weniger empfehlenswert hält Kiebler die Modelle Teilverkauf und Leibrente, da sie juristisch nicht so gut abgesichert seien.
Auf die Abschlussfrage von Moderator Carl-Christian Eick, Redaktionsleiter des Isar-Loisachbote/Geretsrieder Merkur, wie die Gäste auf dem Podium im Alter gerne leben würden, antworteten einschließlich der jungen Teilnehmer Sara Wehbe und Joshua Bene von Schneider & Prell, sie wünschten sich, mit Familie oder Freunden unter einem Dach wohnen zu können – in einer vertrauten und seniorenfreundlichen Umgebung. Von Tanja Lühr