20 junge Menschen aus dem Ausland haben an der Berufsfachschule für Pflege in Schongau ihre Ausbildung aufgenommen. Erstmals wird eine reine Integrationsklasse gebildet. Und mit Jonathan Martinez haben sie immer einen Helfer an ihrer Seite.
Als „Initiative mit Zukunft“ bezeichnet die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH die Etablierung einer solchen Integrationsklasse in einer Pressemitteilung. Die jungen Menschen kommen aus Ländern wie etwa Marokko, Indien und Ecuador und wollen in Deutschland eine Ausbildung zur generalistischen Pflegefachkraft machen. „Die Krankenhaus GmbH ist mit diesem Modellprojekt Pionier im Oberland und setzt neue Maßstäbe in der Fachkräftegewinnung und -integration“, so Pressesprecherin Petra Hunger.
Das Unternehmen ist längst angewiesen auf Arbeitnehmer aus dem Ausland. Das bestätigt auch Sandra Buchner, stellvertretende Pflegedienstleiterin der Krankenhaus GmbH, im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Rund 40 Prozent unserer Kollegen in der Pflege kommt aus dem Ausland“, berichtet sie. Wenn diese nicht da wären, „würde es ganz, ganz schwierig für uns“.
Pflegekräfte aus dem Ausland: Jonathan Martinez kümmmert sich
Früher habe man Agenturen eingeschaltet, die sich um die Anwerbung von Fachkräften im Ausland kümmern. Heute übernimmt das, wie Buchner berichtet, der Integrationsbeauftragte der Krankenhaus GmbH, Jonathan Martinez. Er stammt aus Mexiko und ist so etwas wie die gute Seele, die sich um die ausländischen Kollegen kümmert. Das geht beim Erstkontakt los, bei dem Mitarbeiter im Weilheimer Krankenhaus und dem „SOGesund“ oft Bekannte vermitteln. Martinez stelle dann den Erstkontakt her, organisiere die Bewerbungsgespräche bei Skype.
Wenn man sich einig wird, organisiert er eine Wohnung oder einen Wohnheimplatz, holt die neuen Kollegen vom Flughafen oder dem Bahnhof ab, begleitet sie in den ersten Tagen. Beim Einkaufen, bei der Anmeldung im Rathaus, der Kontoeröffnung auf der Bank. Martinez kümmert sich um die Ausbildung und Anerkennung von Berufsabschlüssen und ist auch sonst immer erreichbar.
Letzte Rettung: Anruf in Mexiko
Gerade, berichtet Sandra Buchner, klingelte bei ihm wieder das Handy. Eine Kollegin hatte sich aus ihrem Zimmer im Wohnheim in Schongau ausgesperrt. „Jonathan Martinez ist aber gerade im Urlaub in Mexiko. Da konnte er wirklich nicht schnell vorbeikommen“, sagt sie und lacht. Stattdessen rief er bei ihr an und die Betroffene konnte schon bald wieder in ihr Zimmer.
Martinez arbeite auch eng mit der Pflegeschule in Schongau zusammen, berichtet Buchner weiter. Gerade bei den 20 jungen Menschen in der Integrationsklasse sei er stark gefordert. Doch die Aufgabe ist sehr wichtig: „Mit der Integrationsklasse leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Pflegenotstands in Deutschland“, betont Thomas Lippmann, Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau, in der Pressemitteilung des Unternehmens.
Generalistische Ausbildung dauert drei Jahre
Die Generalistik-Ausbildung dauert drei Jahre und fasst die ehemaligen Ausbildungen in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Altenpflege und Kinderkrankenpflege zu einer einheitlichen Berufsqualifikation zusammen. Sie erfolgt in enger Verzahnung von Theorie und Praxis. Der schulische Teil findet an der Berufsfachschule für Pflege in Schongau statt, die praktische Ausbildung erfolgt auf den Stationen des Krankenhauses Weilheim sowie im „SOGesund“ in Schongau; „außerdem bei diversen Kooperationspartnern der Region, zum Beispiel in Altenheimen oder bei ambulanten Pflegediensten“, führt Pressesprecherin Petra Hunger weiter aus.
Gleich zwei Ansprechpartner für die Auszubildenden im Unterricht
Um die jungen Frauen und Männer aus dem Ausland optimal auf die Zukunft vorzubereiten, werden sie umfassend betreut. So können die Azubis zusätzlich zum regulären Unterricht ab Dezember freiwillig einen Deutschkurs besuchen. Grundsätzliche Deutschkenntnisse mussten sie aber bereits zu Ausbildungsbeginn nachweisen (wir berichteten). Zudem haben sie zwei Ansprechpartner im Unterricht: eine Lehrkraft sowie eine Praxisanleiterin als Unterrichtsassistentin. Diese kümmere sich speziell um den Abbau möglicher sprachlicher und interkultureller Barrieren, während die Lehrkraft unterrichtet, heißt es weiter.