Eine Integrationsklasse soll die Zukunft der Pflege sichern

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Eingespieltes Team: Die Koordinatorin der praktischen Ausbildung, Simone Klausmann, und Schulleiter Thomas Schäfer von der Berufsfachschule für Pflege in Schongau. © Sebastian Tauchnitz

Im Jahr 2029 droht der „Kipppunkt“ bei der Pflege: Dann werden mehr Pflegekräfte in Rente gehen, als neue ausgebildet werden. Angesichts einer stetig steigenden Zahl an Pflegebedürftigen ist das ein ernsthaftes Problem. Bei der Berufsfachschule für Pflege in Schongau versucht man, gegenzusteuern.

Schongau – Wachstum, sagt Schulleiter Thomas Schäfer, Wachstum gebe es nur noch bei den Bewerberzahlen aus dem Ausland. Die Zahl der Bewerber aus der Region, die sich an der Berufsfachschule für Pflege ausbilden lassen wollen, stagniert seit Jahren. Bereits in der Vergangenheit waren immer auch Auszubildende aus dem Ausland in den Klassen der Berufsfachschule. Im aktuellen Kurs seien bereits zehn Nationen unter den 20 Auszubildenden vertreten, so Schäfer. Heuer will man diesen Weg konsequent weitergehen.

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Eine zweite, reine Integrationsklasse mit besonderen Förderangeboten soll helfen, die Pflegekräfte von morgen auszubilden, sagt Schäfer. „Ziel muss es natürlich sein, dass die Teilnehmer die Ausbildung auch schaffen“, stellt er klar. Deswegen sollen die ausländischen Auszubildenden auch alle Hilfen bekommen, die sie brauchen.

Sprachkenntnis allgemein und pflegespezifisch

Grundlage einer erfolgreichen Ausbildung sei der Erwerb von Sprachkenntnissen – nicht nur, aber auch im pflegespezifischen Bereich. Deswegen wird bei der Integrationsklasse auch eine zusätzliche Fachkraft im Unterricht vorhanden sein, um bestehende Fragen schneller klären zu können. Zudem sollen die 25 neuen Auszubildenden vom Integrationsbeauftragten der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, Jonathan Martinez, begleitet werden. Er steht den Bewerbern jetzt schon mit Rat und Tat zur Seite.

Der Bewerbungsprozess, so Schulleiter Schäfer, sei natürlich ein bisschen anders abgelaufen. „Wir haben sehr viele Videotelefonate geführt“, ergänzt Projektkoordinatorin Simone Klausmann. Der Großteil der Bewerber kam aus Marokko, aber auch aus Indien, Kamerun und Tunesien.

Marokkaner besonders gut vorbereitet

Es sei beeindruckend gewesen, wie gut insbesondere die Marokkaner auf die Bewerbung vorbereitet waren, so Schäfer: „Die haben alle schon das Sprachniveau B2, haben alle Zeugnisse in Deutschland anerkennen lassen.“ Rund die Hälfte der Bewerber seien Männer.

So ist man zuversichtlich, dass ab September insgesamt 50 neue Pflegekräfte ausgebildet werden können – jeweils 25 in der „normalen“ und 25 in der Integrationsklasse. Gesucht werden nun noch Praxisanleiter für den praktischen Teil der Ausbildung.

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Das sei nicht die einzige Frage, die im Vorfeld des Ausbildungsbeginns geklärt werden müsse. Wichtig ist vor allem, dass die neuen Auszubildenden ein Dach über dem Kopf haben. „Da profitieren wir davon, dass die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH schon seit Jahren Wohnraum anmietet und günstig an ihre Mitarbeiter untervermietet“, so Pflegedirektorin Anne Ertel. Zudem würden in Schongau zwei Wohnheime zur Verfügung stehen, wo die Miete noch einmal günstiger als in den Wohnungen sei.

Ein weiteres Thema für die Auszubildenden aus dem Ausland ist natürlich auch die Aufenthaltserlaubnis. „Da hängt viel an einem Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag, um ins beschleunigte Fachkräfteverfahren zu kommen“, so Schulleiter Schäfer. Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt in diesen Fragen sei allerdings sehr gut.

Jeder bekommt die nötige Unterstützung

Der Altersdurchschnitt der Bewerber liege bei 23 Jahren, so Schäfer. Nachdem im Dezember die Bewerbungsgespräche geführt wurden, seien die Zusagen mittlerweile verschickt. Er rechnet damit, dass die Neuanfänger im August in Schongau ankommen. Dann bleiben noch ein paar Tage, um sich heimisch einzurichten und einzugewöhnen, bevor die Ausbildung im September beginnt. Derzeit versucht man, jedes Detail zu bedenken. So zum Beispiel auch, dass bei Moslems oder Hindus andere religiöse Feiertage gelten als bei Christen.

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„Nicht, dass da ein falscher Eindruck entsteht – uns sind die Bewerber aus der Region genauso wichtig, und sie bekommen natürlich ebenfalls jede Unterstützung, die sie brauchen“, stellt der Schulleiter klar. Aber auf Dauer sei die Anwerbung von Auszubildenden aus dem Ausland unabdingbar, um auch in Zukunft genügend Pflegekräfte zu haben.

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